Gemeinschaftsprojekt wird zugemüllt: Ärger um Hamburger Tauschbox
Ein offener Metallschrank steht in der Großen Rainstraße in Ottensen. Er ist rund zweieinhalb Meter hoch und einen Meter breit. Anwohner:innen können Dinge, die sie nicht mehr brauchen, hineinstellen und sich etwas anderes herausnehmen. Ein nettes Konzept, doch es sorgt für Ärger.
Auf dem Kopfsteinpflaster vor der Tauschbox liegen Berge von Klamotten. Sie sind völlig durchnässt, weil es geregnet hat. Kleine Pappkartons, Papierfetzen und Müll liegen dazwischen. Der Zugang zur Tauschbox, in der sich heile, trockene Gegenstände befinden, ist versperrt. Es ist nicht das erste Mal, dass in der Großen Rainstraße vor der Tauschbox aufgeräumt werden muss. Anwohner:innen sind genervt, Initiator:innen verzweifelt.
Hamburg: Tauschbox in Ottensen wird vollgemüllt
„Wir appellieren an alle Nutzer:innen der Tauschbox, nur gut erhaltene Sachen abzugeben, die in die Box passen und dort keinen Müll abzuladen“, sagt Cornelia Lindberg (46) aus Ottensen, eine der Organisator:innen der Tauschbox, im Gespräch mit der MOPO. „Wir sehen uns nicht als tägliche Müllentsorger, sondern haben damals sehr viel Zeit und das Geld von vielen Spenden aus dem Viertel investiert, um ein aus unserer Sicht sinnvolles Projekt für alle im Viertel umzusetzen“, sagt sie.
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Die Tauschbox in der Großen Rainstraße in Ottensen ist ursprünglich aus einer Nachbarschaftsaktion der Altonale entstanden. Das Team, das sich um die Umsetzung und Ordnung kümmert, besteht aus fünf Personen, Cornelia Lindberg ist eine davon. Mittlerweile seien sie müde von all den Aufräumarbeiten. „Es ist jetzt ein Punkt erreicht, an dem wir die volle Unterstützung von allen aus dem Viertel benötigen“, sagt Lindberg. „Wir brauchen weitere Helfer:innen, die die Pflege der Box mit uns wuppen“.
Wer den Erhalt der Tauschbox unterstützen möchte, kann sich hier melden: Tauschbox Ottensen bei Facebook
„Wir können absolut den Ärger der Anwohner verstehen“
Die Tauschbox sollte für Nachhaltigkeit, für ein nachbarschaftliches Geben und Nehmen sorgen. Doch stattdessen wurde sie zur Müllhalde und nervt die Anwohner:innen. „Wir können absolut den Ärger der Anwohner:innen verstehen und werden das Projekt nicht gegen alle Widerstände im Viertel durchsetzen und künstlich am Leben halten“, sagt Lindberg.
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„Wir werden versuchen, die Tauschbox mit zusätzlichen Helfer:innen sauber zu halten. Wir werden große Verbotsschilder anbringen und wir haben Kontakt zur Stadtreinigung aufgenommen“, sagt Lindberg. Wenn sich der Zustand nicht verbessere, sei es das mit dem Projekt gewesen. „Wir hoffen, dass es uns gelingt. Bei allem Ärger erfahren wir auch sehr viel Zuspruch, das gibt uns Hoffnung.“