„Genascht wird immer“: Hamburgs Süßigkeiten-König über Corona, Krise und neue Trends

Stelle/Hamburg –

Von Hamburger Speck über Vegan-Gummies bis zu Ingwer-Spezialitäten: Seit 111 Jahren produziert das norddeutsche Familienunternehmen Lühders edle Süßwaren. Zum Jubiläum sprach die MOPO mit Inhaber Johannes Lühders (49) über Süßigkeiten, die schwierige Corona-Lage und neue Trends.

„Süßigkeiten sind emotional geladen. Sie stehen für schöne Momente“, sagt Inhaber Johannes Lühders. Angefangen hat alles 1909 in einem kleinen Kolonialwarengeschäft in Wandsbek. Dann residierte der Betrieb in Hamm. Als auch diese historischen Räume zu eng wurden, ging es nach Stelle (Landkreis Harburg).

Seit über 20 Jahren Johannes Lühders die traditionsreiche Firma. Mit dem aktuellen Standort an der südlichen Stadtgrenze ist er zufrieden. „Hier können wir dem Produktionsbedarf nachkommen.“

Süßwaren Lühders produziert in Stelle bei Hamburg

Rund 100 Produkte werden aktuell dort produziert, darunter vegane Fruchtgummis, Lakritz, Pralinen und Co. Das Erfolgsgeheimnis seit drei Generationen? „Permanent an sich und dem Sortiment arbeiten“, sagt Lühders. „Wir stellen uns die Frage: Wo geht der Geschmack hin? Den Vegan-Trend haben wir beispielsweise sehr früh erkannt und seit zehn Jahren ausgebaut.“

Doch Lühders wahrer Star ist Ingwer! Als gezuckerte oder mit Zartbitterschokolade überzogene Ingwerspitzen oder als glasierte Variante. Der Mix aus Süße und Schärfe soll angeblich auch sehr gesund sein. „Da kann man ein wenig reueloser naschen“, kommentiert der Süßwaren-Experte.

Lühders: „Corona-Lage ist bedrohend“

Das Geschäft mit der exotischen Wurzel läuft gut, geriet allerdings wegen Corona ins Schwanken. „Die Lage war bedrohend. Auf dem deutschen Markt haben wir eine Delle hinnehmen müssen. Da Kaufhäuser wie Karstadt sowie Confiserien und kleinere Geschäfte schließen mussten, hatten wir kaum Bestellungen“, erzählt Lühders. Immerhin: „Die Kunden im Ausland haben treu weiter bestellt.“

Corona-Krise: „Die ganz Großen sind noch stärker aus der Krise herausgekommen“

Mit der Wiederöffnung der Läden habe sich die Lage dann wieder entspannt. Lühders Fazit: „Die ganz Großen sind noch stärker aus der Krise herausgekommen, die kleineren, die von Partys und Veranstaltungen gelebt haben, haben es sehr schwer.“

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Lühders selbst musste Maßnahmen ergreifen: Von den 200 Mitarbeitern sind nun 160 übrig. Ein zweiter Lockdown wäre schlimm, doch er bleibt optimistisch: „Wir haben Reserven aufgebaut. Und genascht wird immer! Wir sind auch keine Luftfahrtgesellschaft. Wir finden einen Weg.“ 

Süßwaren Lühders setzt auf Nachhaltigkeit und Regionalität

Sicher ist auch: Der Kampf um das Regal ist ohnehin auch ohne Corona sehr hart gewesen. „Wir setzen auf Nachhaltigkeit und Regionalität, das hebt uns von industrieller Massenproduktion ab.“ Der Apfelsaft für die Fruchtgummis kommt aus einem Anbaugebiet vor den Toren Hamburgs. „Da wissen wir auch, welcher Saft aus welchen Äpfeln kommt.“ Dadurch entstehe eine ganz andere Bindung zu der Region.

Zuckerfrei, nachhaltig: Das sind die neuen Süßigkeiten-Trends

Bei den neuesten Süßigkeiten-Trends sieht Lühders zuckerfreie Produkte ganz vorne, die möglichst nachhaltig und plastikfrei verpackt werden. „Wir arbeiten auch mit Star-ups zusammen – da wird gerade viel experimentiert, zum Beispiel mit Hanf oder Aloe vera. Wir sind immer offen, neue Idee aufzunehmen.“

Lühders schaut auch in schwierigen Zeiten nach vorne – und will expandieren: „In Norditalien, Österreich, Frankreich und Belgien sind wir gut vertreten. Unser Wunsch ist, auch nach Südamerika zu exportieren.“