• Ein eher humoristischer Beitrag zum Thema: Unbekannte haben vor wenigen Wochen die Thomas-Mann-Straße in Berlin „umbenannt“. 
  • Foto: imago images/Future Image

Gender-Streit: Ein Friedensangebot an die Vernünftigen

KOMMENTAR –

Es wirkt wie der finale Machtkampf zwischen dem grünen Milieu und den letzten Konservativen: Die Schlacht um die „Gendersprache“. Hamburgs CDU-Chef hat jetzt gar Verbote gefordert. Und nicht wenige dürften ihm applaudieren. „Haben wir keine wichtigeren Probleme“, heißt es dann gerne. Oder: „Die wollen uns umerziehen mit ihrer Gaga-Sprache“.

Dabei liegt Ploß mit seinen (wohl auch dem Wahlkampf geschuldeten) Verbotsfantasien so falsch wie selbsternannte Spracherzieher, die anderen vorschreiben wollen, wie sie zu reden (und zu denken) haben. Das Schöne am Deutschen ist ja: Es ist eine Sprache im Fluss, die sich beständig wandelt, entwickelt und nicht von irgendwem vorgegeben wird. Ich rede anders als meine Eltern und sehr anders als meine Urgroßeltern. Völlig normal.

Wer gendern will, soll es machen – und wer nicht, lässt es

Wer gendern will, soll es machen – ob als Busfahrer, Tagesschausprecherin oder Schüler, zu Hause oder im Beruf. Und wer nicht, lässt es einfach. So, wie wir das bei der MOPO machen.

Vieles wird sich zurecht ruckeln, manches bleiben, anderes sich ändern. Wörter wie Studierende (für Studenten) dürften sich durchsetzen, Konstruktionen wie Zu-Fuß-Gehende (für Fußgänger) wohl eher nicht. Lassen sich Gesetze geschlechtsneutral formulieren oder werden sie dann vollends unverständlich? Und was ist mit Formularen, Satzungen? Wir werden es rausfinden.

Niemand darf benachteiligt oder angefeindet werden

Eines muss dabei klar sein: Niemand darf benachteiligt oder angefeindet werden, wenn er oder sie gendert – oder es eben nicht macht.

Gendern, aktuell noch Projekt einer intellektuellen Elite, wird nur breite Akzeptanz finden, wenn es eben diesen elitären Charakter verliert und nicht als belehrend wahrgenommen wird. Je komplizierter die Sprach- und Schreibweisen, je ideologischer die Umsetzung, desto eher wird es Menschen abstoßen und ausschließen anstatt zu integrieren.

Gelingt es uns als Gesellschaft, einen pragmatischen Ansatz zu verfolgen, jenseits von Verboten und Geboten, wird sich unsere Sprache einfach ändern, ohne dass es groß stören wird. Spannend, einen solchen Wandel in Echtzeit mitzuerleben.

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