Geschäfte dicht: Hamburger Blumenhändlerin am Limit: Wie geht es weiter?
Eppendorf –
Die Blumenhändlerin Tessa Petzoldt hat vor zehn Jahren ihren ersten Laden in Hamburg aufgemacht. Mittlerweile betreibt sie zusammen mit ihrem Bruder und ihrem Mann sechs Läden mit 20 Mitarbeitern. Den ersten Lockdown haben sie ganz gut überstanden, doch der zweite macht ihnen zu schaffen. Petzoldt erzählt der MOPO von ihren Sorgen – und Hoffnungen.
In ihren Geschäften sind die Umsätze stark gesunken und seit sogar „Windowshopping“ untersagt ist, gibt es Blumen nur noch auf Vorbestellung per E-Mail oder Telefon. „Seit sieben Wochen dürfen wir nur noch über Click&Collect verkaufen, aber Kunden zahlen nicht so gerne einen Strauß Tulpen im Voraus. Einen Onlineshop zu betreiben kommt nicht infrage, schon weil das finanziell nicht machbar ist.“ Sie betreibt zwar einen Instagram Account, auf dem sie ab und zu postet, welche Ware sie vor Ort haben, aber auch das sei nicht einfach zu handhaben.
Zweiter Lockdown: „Uns sind die Hände gebunden“
„Wir sind keine Kette, wir sind immer noch ein Familienunternehmen und sind super nah am Kunden dran und gehen auf ihre Wünsche ein.“ Jeder ihrer Läden habe eine unterschiedliche Klientel, und somit werde jeder Laden auch individuell bestückt. Kunden jetzt anständig zu betreuen, sei so nicht möglich. „Uns sind die Hände gebunden“, meint die Händlerin.
Petzoldt denkt, eine Veränderung die tragbar wäre, sei: zurück zu den Regeln des ersten Lockdowns. Ein oder zwei Kunden pro Laden, das habe gut funktioniert, so hätten sie auch länger durchhalten können.
Rettungsplan: Wochenmarkt
Um die Läden in diesen schweren Zeiten am Leben zu halten, scheuen die Petzoldts keine Mühen. Gestern verkaufte Tessa gemeinsam mit ihrem Bruder zum ersten Mal auf dem Isemarkt. Das habe ganz gut geklappt. Auf den Platz für ihren Stand musste sie aber wochenlang warten. Und ob sie dort auch nächste Woche wieder einen Platz bekommt, steht in den Sternen. Ab heute wird sie es auf dem Wochenmarkt in der Grelckstraße (Lokstedt) probieren. Wenn das gut läuft, wird sie dort jeden Mittwoch zu finden sein.
Petzoldt merkt an, dass es nicht nur der Einzelhandel sei, der unter den Vorschriften leide. Viele Gärtner, zum Beispiel im Alten Land, könnten nur noch 50 Prozent ihrer Ware verkaufen und müssten den Rest wegschmeißen. „Nichts tun geht nicht, also deswegen müssen wir weiter versuchen, die Politiker auf den Einzelhandel, gerade den Blumenhandel mit seiner vergänglichen Ware, aufmerksam zu machen.“ (tks)