Unbrauchbare Daten? Gesundheitsämter nutzen Luca-App kaum
Beim Besuch einer Bar, eines Restaurants oder im Einzelhandel kommt man an der Luca-App nur mit schriftlichen Kontaktformularen vorbei. Millionen Deutsche haben die App auf dem Smartphone und scannen schnell den QR-Code, um reinzukommen. Alles ganz einfach – aber nutzlos, finden zahlreiche Gesundheitsämter. Das ergab eine Befragung des „Spiegel“.
„Für uns ist es nicht ersichtlich, was der Einsatz der App bringen würde“, sagt Farina Kühl, Mitarbeiterin des Gesundheitsamtes in Berlin, zum „Spiegel“. Nachdem der Rapper Smudo vor knapp einem halben Jahr ordentlich Werbung für die App machte, haben nun 13 Bundesländer die Luca-App erworben, für insgesamt 21,3 Millionen Euro.
Der „Spiegel“ befragte mehr als 200 Gesundheitsämter und hinterfragte den Einsatz der App. Von 114 Ämtern, die Luca nutzen könnten, habe die Hälfte noch nie Daten der App abgefragt. In rund 60 Fällen hätten die Daten geholfen, Infektionsketten zu verfolgen. Und das bei rund 130.000 Neuinfektionen in den betreffenden Landkreisen im selben Zeitraum.
Hamburg ist offenbar eine der wenigen Städte, in denen die App intensiv genutzt wird. Die Gesundheitsbehörde habe dem Bericht zufolge in den vergangenen vier Wochen 109 positiv getestete Luca-Nutzer:innen gefragt, wo sie sich eingecheckt hatten. 304 Personen seien daraufhin in Hamburg in Quarantäne geschickt worden.
Luca-App: Behörden berichten von Problemen
Einige Behörden berichten zudem von technischen Problemen. Als Grund für die geringe Nutzung der Daten wurde außerdem das eher niedrige Infektionsgeschehen in ihrer Region genannt, andere verwiesen darauf, dass die Daten immer wieder unbrauchbar seien.
Besonders vom Support der Luca-Betreiber sei man enttäuscht. Anrufe seien erfolglos gewesen, E-Mails seien nicht beantwortet worden. „Von einer App, die viele Millionen Euro bekommen hat, hätten wir uns gewünscht, dass Luca aktiver und unterstützender auf uns zugegangen wäre“, sagt Kühl zum „Spiegel“.
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Andere Gesundheitsämter berichten zudem, dass Daten von Personen geliefert werden, die den Infizierten womöglich nie nahe gekommen seien. Das kann passieren, wenn es für eine Location nur einen QR-Code gibt und nicht, wie bei Restaurants, an jedem Tisch.
Luca führe deshalb mehrere neue Funktionen ein. Clubbetreiber sollen in der App Raumgröße und Durchlüftungsart angeben können. Die Ämter können so leichter das Risiko zu ermitteln. Außerdem sollen Besucher künftig über die App einen passgenaueren Warnhinweis bekommen. (mp)