Fans von Hannover 96 greifen Polizisten am Millerntor an
  • Bei den hässlichen Szenen auf der Nordtribüne wurden auch Polizisten angegriffen.
  • Foto: WITTERS

„Ich bin es ein bisschen leid“: Hamburger Politiker reicht’s

Fans prügeln sich im Stadion – untereinander und mit der Polizei. Randale auch draußen. Die Bilder des letzten Heimspiels zwischen St. Pauli und Hannover 96 waren heftig – und nicht die einzigen Fan-Ausschreitungen bei Spielen im Norden. Nun beschäftigt sich die Politik mit den Fällen. Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) verurteilt die Brutalität – und bringt einen Lösungsvorschlag ins Spiel.

„Ich bin es ein bisschen leid, dass wir nach so vielen Spielen immer über Gewalt und Auseinandersetzungen hinterher diskutieren müssen“, sagte Hamburgs Innen- und Sportsenator Andy Grote. Seine niedersächsische Kollegin Daniela Behrens hatte sich zuletzt empört über die aggressive Stimmung vor und während des Niedersachsen-Derbys vor etwa zwei Wochen zwischen Hannover 96 und Eintracht Braunschweig gezeigt. Die Aggression, die sie im Stadion wahrgenommen habe, mache sie „stinkesauer“. 

Hamburg: Grote äußert sich nach Ausschreitungen beim Fußball

Bei mehreren Fußballspielen – nicht nur in Hannover und Hamburg – war es in den vergangenen Wochen zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen. Die Ereignisse führten auch zu einer erneuten Diskussion um die Beteiligung von Klubs an Polizeikosten. Dazu zeigten sich sowohl Behrens als auch Grote offen, sollte sich nichts ändern. Der SPD-Innensenator plädierte aber für eine bundesweite Lösung, da aktuell nur Bremen der Deutschen Fußball Liga (DFL) die Kosten bei Hochrisikospielen in Rechnung stellt. Die DFL reicht die Gebührenbescheide dann an Werder Bremen weiter.

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Behrens erklärte in der vergangenen Woche laut ihres Ministeriums, dass sie sehr intensiv das Gespräch mit den betroffenen niedersächsischen Klubs und der DFL suchen wolle „und dabei deutlich machen, dass ich eine Kostenbeteiligung für Hochrisikospiele zukünftig nicht mehr kategorisch ausschließen kann“.

Grote: Können das nicht so weiterlaufen lassen

Grote brachte ins Spiel, dass man möglicherweise den Bereich der „Gästenfans mit Einschränkungen versehen“ müsse, wenn das nicht von Vereinsseite selber herbeigeführt werden kann. „Ich halte das für eine Situation, die wir so nicht weiterlaufen lassen können“, schob er hinterher.

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DFB-Vizepräsident Ralph-Uwe Schaffert zeigte sich nach den teils brutalen Vorfällen beunruhigt und sieht die Vereine in der Pflicht. Ihm mache die „ständig steigende Gewaltspirale“ große Sorgen, sagte der Präsident des Niedersächsischen Fußball-Verbandes (NFV) der „Braunschweiger Zeitung“. Die meisten Vereine zeigen laut Schaffert zu wenig Änderungswillen, sich mit gewaltbereiten Anhängern anzulegen. „Die Klubs sind macht- und lustlos gegenüber diesen Problemfans“, schob er hinterher.

17 Polizisten wurden bei den Krawallen am Millerntor verletzt 

Bei der Begegnung zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 am Freitagabend war es zu Auseinandersetzungen im Gästeblock gekommen. Videoaufnahmen hatten laut Grote gezeigt, wie eine Person im Hannover-Fanblock „immer wieder zu Boden gebracht wurde, die verletzt war, die dringend Hilfe brauchte, sodass wir eingeschritten sind“. Wir bedeutet: Die Polizei, die mit einem Großaufgebot dazwischen ging. Grote wiederholte damit die Darstellung der Polizei vom Wochenende. 

Andy Grote (SPD) ist Innensenator von Hamburg. Marius Röer
Andy Grote (SPD) ist Innensenator von Hamburg.
Andy Grote (SPD) ist Innensenator von Hamburg.

Die Einsatzkräfte der Polizei drangen in den Gästeblock und wurden von 96-Fans angegriffen. Fan-Vertreter kritisierten die Polizei später für den Einsatz mit Pfefferspray. Nach der Partie am Millerntor kam es zudem zu Auseinandersetzungen zwischen Heimfans und der Polizei. Bei den Krawallen inner- und außerhalb des Stadions wurden mindestens 15 Fans und 17 Polizisten verletzt.

Senator: „Ich höre von keinem Fan-Vertreter irgendeine Selbstkritik“

„Ich habe mehrere Kollegen, die Schläge und Tritte gegen den Kopf abbekommen haben, weil sie am Boden lagen, und darf mir dann hinterher von Fan-Vertretern anhören, dass man den Polizeieinsatz so oder so hätte machen können“, kritisierte Grote. „Ich höre von keinem Fan-Vertreter irgendeine Selbstkritik.“ Man werde sich anschauen, inwiefern der „Pfefferspray-Einsatz hier oder da auch hätte anders gemacht oder nicht gemacht werden müssen“, kündigte der Innensenator an.

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„Das ist eigentlich kein Zustand, den man gut ertragen kann“, sagte Grote. Seit der Zunahme durch Demonstrationen auf deutschen Straßen infolge des Konflikts im Nahen Osten sei die Polizei im Dauereinsatz. „Und muss sich dann am Wochenende noch mit gewalttätigen Hooligans in den Stadien herumschlagen.“

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