Gewaltfantasien, Morddrohungen: Hasswelle überrollt Hamburger Politikerin
Drohungen und Hasskommentare sind im Internet längst keine Seltenheit mehr. Zu den Berufsgruppen, die von den Auswüchsen in den Sozialen Medien besonders häufig betroffen sind, zählen Politiker:innen. Altonas Bezirksamtsleiterin Stefanie von Berg (Grüne) hat sich jetzt gegen ein gefälschtes Zitat, das mit ihrem Namen die Runde im Internet gemacht hat, gewehrt.
„Es ist gut so, dass wir Deutsche bald in der Minderheit sind“, ist auf einem Bild zu lesen, das Stefanie von Berg zeigt. Gesagt haben soll die Grünen-Politikerin das in einer Debatte in der Hamburger Bürgerschaft im November 2015 – schon damals war das Bild bekannt geworden. Bloß: Dieses angebliche Zitat ist frei erfunden.
Altonas Bezirkschefin von Berg wehrt sich gegen Hass im Netz
Was von Berg damals wirklich gesagt hat: „Ich bin der Auffassung, dass wir in 20, 30 Jahren gar keine ethnischen Mehrheiten mehr haben in unserer Stadt“. In der damals sehr aufgeregt geführten Debatte verbreitete sich das Falschzitat dennoch rasend schnell im Internet.
„Meine Familie und ich wurden in den Sozialen Medien und per E-Mail bedroht, ich habe Gewaltphantasien erhalten, ich habe Morddrohungen erhalten, ich wurde auf der Straße beschimpft“, sagte von Berg über die damaligen Anfeindungen ihr gegenüber. Vor wenigen Wochen tauchte das Bild erneut in einem sozialen Netzwerk auf.
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Ließ Stefanie von Berg 2015 eine rechtliche Gegenwehr noch sein, wehrte sich Altonas Bezirkschefin jetzt mit Hilfe der Organisation HateAid und der Kanzlei RKA Rechtsanwälte. 70 Twitter-Accounts, die das Falschzitat verbreitet hatten, wurden ermittelt, die Plattform selbst zur Löschung aufgefordert – mit Erfolg. „Twitter haftet für verbreitete Inhalte, wenn die Plattform Kenntnis von Rechtsverstößen erlangt”, erklärte Anwalt Nikolai Klute.
Gegen die Inhaber:innen der Twitter-Accounts hat die Kanzlei Strafanzeigen wegen des Verdachts der Verleumdung, übler Nachrede oder Beleidigung gestellt. „Mit meinem Vorgehen möchte ich denjenigen Mut geben, die sich ausgeliefert, machtlos und allein fühlen“, sagte von Berg.