• Ein Gebäudereiniger im Dienst. Bei vielen reicht das Gehalt nicht zum Leben.
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Gewerkschaft warnt: 100.000 Hamburger leben trotz Vollzeit-Job in Armut

Sie schufften bis zum Umfallen und trotzdem reicht es nicht zum Leben: 15 Prozent aller Vollzeit-Beschäftigten in Hamburg liegen mit ihrem Einkommen unterhalb der amtlichen Niedriglohnschwelle von in Westdeutschland derzeit 2350 Euro brutto im Monat. Die IG Bau bezeichnete die Situation als „alarmierend“.

Betroffen sind in der Hansestadt rund 102.000 Menschen. Sie arbeiten 40 Stunden pro Woche und erleben dennoch soziale Not. Die Zahlen gehen aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervor.

Am schlimmsten ist es für Floristen, Gebäudereiniger und Friseure

Besonders dramatisch ist die Lage laut Gewerkschaft in den Bereichen Gebäudereinigung, Floristik und Friseurhandwerk. „Dass selbst eine Vollzeitstelle häufig nicht ausreicht, um finanziell halbwegs abgesichert zu sein, ist alarmierend“, sagt Matthias Maurer, Bezirksvorsitzender der IG Bau Hamburg. 

Grund für die schlechte Bezahlung ist laut IG Bau auch die schwindende Tarifbindung. „Je mehr Firmen aus Tarifverträgen aussteigen, desto schlechtere Karten haben die Beschäftigten. Es droht eine immer tiefere Spaltung des Arbeitsmarktes“, warnt Maurer. 

Studie: Firmen profitieren von Tarifbindung

Auch die Hans-Böckler-Stiftung hatte zuletzt auf Basis von mehreren Untersuchungen nachgewiesen, dass Tarifverträge für Firmen eher von Vorteil sind: In tarifgebundenen Unternehmen steige die Produktivität, die Mitarbeiter sind grundsätzlich motivierter.

Für die IG Bau ist jetzt die Politik am Zug: „Sie sollte mehr für die Tarifbindung tun“, erklärte Matthias Maurer. Ein Beispiel sei das Maler- und Lackiererhandwerk. Dort gilt seit 2017 ein einheitlicher Mindestlohn. Gesellen haben Anspruch auf einen tariflichen Stundenlohn von 13,50 Euro. Die Politik hatte die Lohnuntergrenze für die ganze Branche zur Pflicht gemacht. Zum Vergleich: Der gesetzliche Mindestlohn liegt aktuell bei 9,35 pro Stunde. 

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Maurer betonte, dass die Beschäftigten ihr Schicksal auch selbst in der Hand hätten: „Je mehr Menschen sich in Gewerkschaften engagieren, desto mehr lässt sich gegenüber den Arbeitgebern herausholen.“ (ng)

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