Anekdoten ohne Ende: Hamburgs nachhaltigster „Flohmarkt“ Stilbruch hat Geburtstag
Große Eichenschränke, alte Kronleuchter, Musikanlagen von bekannten Marken und, und, und: Stilbruch hat so ziemlich alles zu bieten und das seit nun genau 20 Jahren. Hamburgs nachhaltigster „Indoor-Flohmarkt“ feierte am Freitag Geburtstag. Die MOPO war bei der Party in Wandsbek dabei.
Begonnen hat alles im Jahr 2001 als Tochterunternehmen der Stadtreinigung. Seitdem erhalten die Läden in Altona, Wandsbek und Harburg täglich fünf bis sechs Lkw-Ladungen gebrauchter Waren, die vor dem Sperrmüll gerettet werden konnten, um schließlich günstig weiterverkauft zu werden. Die Gegenstände sind zwar gebraucht, aber noch ziemlich gut in Schuss.
„Zwölf Recycling-Höfe arbeiten mit uns zusammen“, sagt Roman Hottgenroth, Betriebsleiter von Stilbruch, im Gespräch mit der MOPO. „Dort werden die Möbel für uns beiseite gestellt. Die Mitarbeiter:innen der Recycling-Höfe nehmen das sehr ernst“, sagt er. Das Team von Stilbruch sei jedes Mal aufgeregt, wenn ein Lkw vorfährt. „Alle stürzen sich dann direkt darauf“, so Hottgenroth. Vierzig Prozent des gesamten Sortiments kämen von Recycling-Höfen, der Rest werde von Privatpersonen abgegeben.
„Ich bin nach 20 Jahren immer noch überrascht, wie gut das Konzept funktioniert“, so Hottgenroth. „Die Leute geben hier die schönsten und modernsten Dinge ab. Manchmal frage ich mich, warum. Danach gehen sie nochmal selbst durch den Laden und kaufen etwas Neues“, sagt er. Insgesamt verkauft Stilbruch rund eine halbe Million Artikel im Jahr und manchmal sind sogar echte Schätze darunter.
„Teilweise wurden uns auch wirklich wertvolle Dinge gebracht, wie echter Goldschmuck“, so der Betriebsleiter. „Wir weisen dann darauf hin, dass das viel Wert ist. Ich habe schon erlebt, dass den Leuten das egal ist. Die wollen das einfach loswerden. Das ist dann umso besser für uns“, sagt er. Solche Freude wie der Schmuck bringen nicht alle abgegebenen Gegenstände – oder Tiere!
„Einmal haben wir es erlebt, dass jemand seine zwei Katzen bei uns loswerden wollte. Wir haben ihm gesagt, dass das nicht geht. Er hat dann genervt gesagt, er müsse die Katzen dann wohl ins Tierheim bringen. Zwei Mitarbeiter haben sich schließlich bereit erklärt, die Tiere in ihre Obhut zu nehmen“, sagt Hottgenroth.
Stilbruch in Hamburg: „Manchmal werden auch wirklich seltsame Sachen abgegeben“
Nach 20 Jahren Stilbruch-Geschichte kommen so einige kuriose Erinnerungen zusammen. Marianna Höck, seit zwölf Jahren Kassiererin bei Stilbruch, erzählt: „Hier werden manchmal auch wirklich seltsame Sachen abgegeben. Ein Kunde kam mal mit einem Skelett und einer Ritterrüstung um die Ecke.“
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Zum Geburtstag auch vor Ort ist Rentnerin Cathrin P. (70). „Ich bin seit dem ersten Tag Kundin von Stilbruch“, sagt sie. Sie wohne um die Ecke und schaue wöchentlich zum Stöbern vorbei. „Am liebsten kaufe ich Gläser und Porzellan für meine Kinder und Enkelkinder. Das können die gut gebrauchen“, sagt sie. Früher seien es Spiele gewesen, jetzt seien jedoch alle groß und bräuchten Haushaltswaren.
Für die Kleinen war die Verkaufsfläche am Freitag weniger interessant. Trotz Regen tobten die jungen Gäste auf einer Hüpfburg, die anlässlich des Jubiläums aufgestellt wurde. Kostenlose Bratwürste und Getränke sorgten für einen vollen Magen.
„Trotz des Wetters war hier heute schon einiges los. Sicherlich wäre es sogar noch besser gewesen, wenn sich die Sonne gezeigt hätte. Aber wir sind sehr zufrieden“, sagt Roman Hottgenroth. Second-Hand-Ware werde zunehmend beliebter. Hottgenroth erkennt, dass immer mehr Menschen ein Bewusstsein für nachhaltige Artikel entwickeln. Gute Aussichten für die nächsten 20 Jahre.