• Gedenken an den Tod von Ramazan Avcı: Bis heute sind Viele nicht einverstanden damit, dass die Täter lediglich wegen Totschlags verurteilt wurden.
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Grausame Tat in Hamburg: Sie schlugen und traten auf einen Wehrlosen ein

„Als Ramazan starb, ist auch in mir ganz viel gestorben“, sagt Gülüstan Ayaz. Anfangs sei sie entschlossen gewesen, das Land zu verlassen, das Land der Täter. Aber wenn sie gegangen wäre, dann hätten die Neonazis ja gesiegt. „Das wollten sie ja: uns vertreiben“, sagt die 58-Jährige. Also sei sie geblieben und habe ihren Sohn aufgezogen. Ganz alleine.

Inzwischen ist Gülüstan Ayaz Oma. Wann immer sie kann, geht sie zum S-Bahnhof Landwehr, wo Ramazan starb, und putzt seinen Gedenkstein. Mehrere Jahre lang hat sie darum gekämpft, dass die Straße nach ihrem Verlobten benannt wird. Heute ist sie froh, dass wenigstens der Platz seinen Namen trägt.

Grausame Tat in Hamburg: Mann von Neonazis erschlagen

Bis heute hat Gülüstan Ayaz keinen Cent Wiedergutmachung erhalten. Ja, nicht einmal eine Entschuldigung. Und es tut ihr weh, dass immer noch bei Weitem nicht jeder Hamburger weiß, wer überhaupt dieser Ramazan Avcı war und warum er sterben musste.

Gülüstan Ayaz. Sie war mit Ramazan Avcı verlobt.

Gülüstan Ayaz. Sie war mit Ramazan Avcı verlobt. „Niemand hat sich je bei mir entschuldigt.“

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35 Jahre sind vergangen seit dem 21. Dezember 1985. Am Vortag ist Ramazan Avcıs 26. Geburtstag gewesen. Der Bauarbeiter feiert zunächst mit ein paar Freunden, danach zieht er noch mal los: Er will sein Auto verkaufen. Er braucht Geld für ein Kinderbett, denn seine Verlobte Gülüstan Ayaz ist hochschwanger. „In etwa einer Stunde bin ich zurück“, sagt er. Es sind die letzten Worte, die sie von ihm hört.

Betrunken und voller Hass jagen ihn die Skinheads mit dem Auto

Gegen 23 Uhr ist Ramazan gemeinsam mit seinem Bruder Veli und einem Freund auf dem Heimweg. In der Nähe des S-Bahnhofs Landwehr warten sie an einer Haltestelle auf den Bus. Was die drei nicht wissen können: Direkt gegenüber befindet sich ein berüchtigter Skinhead-Treff.

Ramazan Avcı, vor 35 Jahren wurde er von Neonazi-Skinheads getötet.

Ramazan Avcı: Vor 35 Jahren wurde er von Neonazi-Skinheads gejagt, getreten, verprügelt, getötet.

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Als die Nazi-Skins aus Lohbrügge, darunter ihr berüchtigter Anführer Carsten W., die drei Wartenden entdecken, fliegen erst Schimpfworte, dann auch Fäuste. Um sich den Weg freizukämpfen, besprüht Avcı die Angreifer in seiner Panik mit Reizgas und ergreift die Flucht.

Die drei Türken können zunächst in Richtung Bushaltestelle an der Wandsbeker Chaussee entkommen, aber die Nazi-Skins – betrunken und voller Hass – rasen im Auto hinterher. Avcıs Bruder und dem anderen Begleiter gelingt es gerade noch, sich in den Bus zu retten. Avcı selbst prallt auf der viel befahrenen Straße mit einem Auto zusammen. Obwohl er mit gebrochenem Bein hilflos auf dem Asphalt liegt, treten die Skins auf ihn ein, schlagen ihn mit Gummiknüppeln und einem Axtstiel. Einer der Angreifer springt sogar auf den Kopf des längst wehrlosen Mannes. Ein Busfahrer, der das Ganze beobachtet, wird später vor Gericht aussagen: „Das kann man nur machen, wenn man jemanden totschlagen will.“  

Die Täter zertrümmerten den Schädel ihres Opfers

Gülüstan Ayaz weiß zu diesem Zeitpunkt von nichts. Sie wartet in der Nacht vergeblich auf ihren Verlobten. „Normalerweise hat er sich aus einer Telefonzelle gemeldet, wenn es länger wurde, aber in dieser Nacht nicht.“ Gegen drei Uhr morgens sei dann Ramazan Avcıs Bruder gekommen: „,Ramazan hat einen Unfall gehabt’, sagte er und dass er bestimmt schon morgen aus dem Krankenhaus entlassen werde … Er wollte mich, die hochschwangere Frau, schonen.“

Zur selben Zeit kämpfen Ärzte um Ramazan Avcıs Leben. Die Notoperation  gelingt zunächst. Am Morgen um sechs Uhr besucht Gülüstan Ayaz ihren Verlobten auf der Intensivstation. „Sein Gesicht war ganz sauber. Sein Kopf und sein Bein waren verbunden. Ich habe erst gar nicht begriffen, wie schlimm es um ihn steht. Ich wollte es wohl auch nicht wahrhaben.“

Drei Tage später, am 24. Dezember 1985, stirbt Ramazan Avcı. Sein Tod beherrscht tagelang die bundesdeutschen Medien – und noch mehr die türkischen. Von Rassismus und Ausländerfeindlichkeit in Deutschland ist viel die Rede. Der türkische Generalkonsul Mehmet Nuri sagt in einem Zeitungsinterview: „Unsere Landsleute fühlen sich unsicher und unwohl hier in Hamburg. Jeden Tag, in Bussen, S-Bahnen oder auf der Straße denken sie daran, dass auch ihnen etwas passieren könnte.“

Treffpunkt der Nazi-Skinheads: Gaststätte Landwehr.

Hier begann das Drama: Diese Gaststätte war ein beliebter Treffpunkt von Nazi-Skinheads. Am 21. Dezember 1985 eröffneten sie hier die Jagd auf Ramazan Avcı und seine zwei Begleiter.

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Hirschbiegel

„Das Opfer hätte genauso gut ein Deutscher sein können“

Wie reagiert Hamburgs Politik? Abwehrend und beschwichtigend. Innensenator Rolf Lange (SPD) bestreitet, dass die Tat politische Hintergründe hatte. „Das Opfer hätte genauso gut ein Deutscher sein können.“ Und auch Oppositionsführer Hartmut Perschau (CDU) möchte „nicht an eine gezielte Aktion gegen Ausländer glauben“.  Dabei ist es die Politik selbst, die Ausländerfeindlichkeit schürt, schon seit Langem.

Anfang der 80er Jahre stagniert die Wirtschaft, die Arbeitslosigkeit wächst. Was fällt der Bundesregierung unter Helmut Kohl (CDU) zur Lösung des Problems ein? Sie schickt die „Gastarbeiter“ wieder nach Hause, setzt sogar Prämien aus für alle, die freiwillig gehen. Die Fremden, die geholfen haben, das Land aufzubauen, sind mit einem Mal lästig.

Hass und Ausländerfeindlichkeit sind weit verbreitet

„Die Ausländer nehmen uns die Jobs weg“ – das denken jetzt auch sehr viele Bürger. Für die „Gastarbeiter“ wird es ungemütlich: Sprüche wie „Ausländer raus!“ und „Scheiß Türke“ sind  da noch das Harmloseste, was sie über sich ergehen lassen müssen. Tätliche Angriffe  auf offener Straße nehmen zu. Nur ein paar Beispiele aus einer langen Liste von Vorfällen:

13. Februar 1982: Auf ein Wohnhaus an der Lohbrügger Landstraße wird ein Brandanschlag verübt. Zwei türkische Familien werden obdachlos.

24. Juli 1982: In Kirchdorf-Süd spricht ein Mann die 17-jährige Nuran Y. an: „Bist du Türkin?“ Als sie das bejaht, sticht er ihr ein Messer in die Brust.

3. Juni 1985: Bombenanschlag auf ein türkisches Lebensmittelgeschäft an der Amandastraße. 

24. Juli 1985:Drei Neonazis geraten in einer Kneipe in Langenhorn in Streit mit dem 29-jährigen Mehmet Kaymakçı und erschlagen ihn mit einer zentnerschweren Betonplatte.

Anti-Rassismus-Demo in Hamburg am 11. Januar 1986

11. Januar 1986: Als Reaktion auf den Tod von Ramazan Avcı kommt es in Hamburg zur größte Anti-Rassismus-Demo in der Geschichte der Bundesrepublik. Getragen auf den Schultern seiner Freunde: der Bruder von Ramazan Avcı.

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picture alliance / Michael Probst

Schon nach dem Mord an Kaymakçı hat es bedrohlich gebrodelt in der türkischen Community. Als nun sechs Monate später mit Ramazan Avcı der nächste Tote zu beklagen ist, läuft das Fass über. Dieser Mord ist ein Wendepunkt in der Migrationsgeschichte. Die Ausländer wollen nicht länger Opfer sein, sie wehren sich jetzt. Teils politisch. Teils mit Gewalt.

Größte Anti-Rassismus-Demo der deutschen Geschichte

Am 11. Januar 1986 nehmen 15 000 Menschen an einem Trauerzug zu Ehren Ramazan Avcıs teil. Türkische und türkisch-kurdische Vereine, der DGB, die GAL, die Jungsozialisten und andere Organisationen laden ein zur größten Demonstration gegen Ausländerfeindlichkeit und Rassismus in der  Geschichte der Bundesrepublik. Hart gehen Redner mit der deutschen Ausländerpolitik ins Gericht, die sich weigert anzuerkennen, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist. 

Besonders deutliche Worte findet Günter Wallraff, dessen Aufsehen erregendes Buch „Ganz unten“ im selben Jahr erscheint – er schildert darin, was er als Türke verkleidet am Arbeitsplatz und im Alltag erdulden musste. Auf der Protestkundgebung in Hamburg sagt Wallraff: „Ausländer werden entrechtet, verachtet, herabgewürdigt. In den Bus, in die Bahn steigen sie nur noch zögernd ein. Unser Bruder Ramazan Avcı klagt stellvertretend für alle die Verantwortlichen an. Die Diskriminierung muss beendet, die Propagierung von Ausländerfeindlichkeit unterbunden werden.“

Unter dem Eindruck des Todes von Ramazan Avcı gelingt bald nach der Demonstration etwas, was bis dahin unmöglich zu sein schien: Türkische Linke, türkische Sozialdemokraten und Konservative, islamische Gruppen und Moschee-Vereine versammeln sich an einem Tisch, wählen den Politikwissenschaftler Hakki Keskin zu ihrem Vorsitzenden. Niederlassungsrecht für Ausländer, aktives und passives Wahlrecht und Bewahrung der kulturellen Identität, das sind ihre Forderungen.

Hakki Keskin gründet „Bündnis Türkischer Einwanderer“

Reaktion auf den Tod von Ramazan Avcı: Türken stellen Forderungen an den Staat.

Reaktion auf den Tod von Ramazan Avcı: Türkische Vereine und Gemeinden schließen sich zusammen und stellen Forderungen an den Staat. Der Vorsitzende: Politikwissenschaftler Hakki Keskin. Ein Foto aus dem Januar 1986.

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Doch in Keskins „Bündnis Türkischer Einwanderer“ kommt es zwischen den verschiedenen Gruppierungen zum Streit: Uneins sind sich die Versammelten darüber, wie sie auf einen Überfall türkischer Jugendlicher auf Skinheads am 25. Januar 1986 in Neuwiedenthal reagieren sollen – dabei wird ein Skin schwer verletzt. Die Mehrheit im Bündnis verurteilt den Racheakt – linke Gruppen dagegen solidarisieren sich. Die Auseinandersetzung führt zum Bruch.  

Während sich die Erwachsenen noch streiten, schaffen türkische Jugendliche Fakten, gründen ein „Selbstverteidigungskomitee“: Jugendgangs aus allen Teilen der Stadt veröffentlichen eine Erklärung, in der es heißt, dass sie das Recht haben, sich zu verteidigen, wenn sie angegriffen werden.

„Fühlen Sie sich gestört, Herr Dohnanyi?“

Eine klare Kampfansage, auf die Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) mit einem offenen Brief antwortet. „In unserer Stadt gab es in den letzten Wochen schreckliche Gewaltakte. Zunächst starb ein junger Türke. Am Wochenende war ein junger Deutscher Ziel eines Racheaktes. So geht es nicht weiter. Hamburg will Frieden.“

Kurz darauf bekommt Dohnanyi eine Antwort vom „Selbstverteidigungskomitee“ – in Form eines ebenfalls offenen Briefes, der die Überschrift trägt: „Fühlen Sie sich gestört, Herr Dohnanyi?“ Darin heißt es: „Seit vielen Jahren leben wir hier. Wir wurden beleidigt, missachtet, unmenschlich behandelt, ermordet. Von ,unserem‘ Bürgermeister haben wir bisher kein einziges Wort gehört.“ Jetzt aber, wo ein Deutscher, ein Skinhead, verletzt wurde, fühle sich Dohnanyi genötigt, einen Brief zu verfassen, sogar in türkischer Sprache. „Daran sind wir nicht gewöhnt. Haben Sie deshalb Verständnis für unsere Verwunderung.“  Dohnanyis Wunsch nach Frieden beantwortet das Komitee so: „Haben Sie jemals gefühlt, wie es ist, nicht als Mensch behandelt zu werden? Von welchem Frieden reden Sie, Herr Dohnanyi? Fordern Sie nicht von uns Frieden. Wir sehnen uns sowieso danach.“

Der Bürgermeister antwortet auf diesen Brief nicht. Straßenschlachten zwischen türkischen Gangs – sie heißen „Bombers“ oder „Champs“ – und den Glatzköpfen – die Türken nennen sie „Dazlaklar“ – gehören schon bald zum Alltag in Hamburg.

Täter werden nur wegen Totschlags verurteilt

Am 21. Mai 1986 beginnt  der Prozess gegen fünf junge Männer, die Ramazan Avcı getötet haben. Angeklagt sind Ralph L. (22), Uwe P. (18), Norbert B. (24), Volker K. (19) und René W. (18) – allerdings nur wegen Totschlags. Der Mordvorwurf ist fallen gelassen worden. Wieso? Weil laut Strafgesetzbuch ein Mord nur dann ein Mord ist, wenn er aus niederen Beweggründen – wie beispielsweise Türkenhass – begangen wurde. Die Argumentation der Staatsanwaltschaft: Die Skinheads seien zwar ausländerfeindlich, aber im vorliegenden Fall sei das nur eine „zusätzliche Antriebsfeder“ gewesen. Hauptsächlich hätten sich die Täter wegen des Tränengaseinsatzes rächen wollen.

„Hintergründe des Verbrechens wegermittelt“

Gülüstan Ayaz mit dem Bild ihres Verlobten Ramazan Avcı

Gülüstan Ayaz mit dem Bild ihres Verlobten: des vor 35 Jahren getöteten Ramazan Avcı.

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Die Presse reagiert ungehalten: „Schlag ins Gesicht“ titelt die „Zeit“: „Die Anklageschrift erweckt den Eindruck, als sei es den Justizbehörden vor allem darum gegangen, die Hintergründe des Verbrechens wegzuermitteln.“ Die „Hamburger Rundschau“ schreibt unter der Überschrift „Avcı-Prozess verkommt zur Farce“: „Nun wissen wir es: Es gibt in der Hansestadt keine Ausländerfeindlichkeit. Es gibt auch keine organisierten Skinheads. Und sollte doch einmal einer auf den Straßen gesichtet werden, dann ist es nur ein vereinzelter Jugendlicher mit einer eigenartigen modischen Glatzköpfigkeit.“

Mit der Anklageschrift hat die Staatsanwaltschaft die prozessuale Marschrichtung vorgegeben – die Angeklagten und die Verteidiger weichen davon keinen Millimeter ab: „Ausländerfeindlich? Ich doch nicht! Ich habe ausländische Kollegen und mit denen teile ich sogar meinen Kaffee.“ So äußert sich jeder der Beschuldigten.

„Ausländerfeindlich? Ich doch nicht!“

Ramazan-Avcı-Platz am S-Bahnhof Landwehr

Um ein „sichtbares Zeichen des Gedenkens an die Opfer rechtsextremer Gewalt zu setzen“, wurde der Platz vor dem S-Bahnhof Landwehr, auf dem Avcı getötet wurde, im Dezember 2012 in Ramazan-Avcı-Platz umbenannt.

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Gut, dass dann wenigstens Rechtsanwalt Uwe Maeffert, Vertreter der Nebenkläger, offenlegt, wer die anscheinend so braven Milchbubis sind, die da auf der Anklagebank sitzen. Er weist nach: Fast alle von ihnen haben engste Verbindungen zu rechtsextremistischen Kreisen. Gegen Uwe P. läuft parallel ein weiteres Verfahren. Vorwurf: Er soll drei Wochen vor dem Überfall auf Avcı einem anderen Türken mit Stiefeltritten beide Hände gebrochen haben.

So richtig peinlich wird es, als herauskommt, dass einer der ermittelnden Polizeibeamten im Todesfall Avcı einen Sohn hat, der den Skinheads nahesteht und mit einem der Täter auch noch befreundet ist. 

Am 1. Juli 1986 die Urteilsverkündung: Ralph L. und Uwe P. werden wegen Totschlags zu zehn bzw. sechs Jahren Haft verurteilt. Wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung erhalten Volker K. und René W. je dreieinhalb Jahre Jugendstrafe. Norbert B. kommt wegen gemeinschaftlicher Körperverletzung mit einem Jahr Knast davon. Das Publikum im Gerichtssaal reagiert auf dieses milde Urteil mit Wut und Unverständnis. Richter Erich Petersen erstickt die Proteste mit den Worten: „Jeder, der hier brüllt, fliegt raus!“

Gedenkstein für Ramazan Avcı am S-Bahnhof Landwehr

Witwe Gülüstan Ayaz legte Blumen am Gedenkstein für Ramazan Avcı nieder.

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picture alliance / dpa

Zehn Tage nach Ramazan Avcıs Tod kommt sein Sohn zur Welt

Zehn Tage nach Ramazan Avcıs Tod bringt Gülüstan Ayaz einen Sohn zur Welt. Auch er heißt Ramazan. Wann hat sie ihm erzählt, was mit dem Vater passiert ist? „Als er acht war, hieß es in der Schule, dass zum Elternabend bitte Vater und Mutter kommen sollen. Da habe ich ihm gesagt, dass sein Vater gestorben ist. Mit den Details habe ich aber gewartet, bis er 13, 14 Jahre alt und dafür reif genug war.“

Hat sich in den 35 Jahren seit Avcıs Tod was verbessert in puncto Ausländerfeindlichkeit? „Nein, überhaupt nichts“, findet Gülüstan Ayaz. „Eher noch verschlechtert. Wir sehen doch im Fernsehen und lesen in der Zeitung, was alles passiert. Denken Sie an die NSU-Morde und an Hanau. Nein, es ist eher schlimmer geworden.“

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