Grippe-Impfstoff: Muss ich Angst haben, nichts mehr abzubekommen?
Plötzlich steht sie wieder im Fokus: Die klassische Grippe, genannt Influenza, ist schon lange ein Teil unserer Gesellschaft. Durch die aktuelle Corona-Pandemie ist das Bewusstsein der Menschen für das Virus aber scheinbar wieder stärker geworden – auch, weil die Grippezeit bevorsteht. Ein Hamburger Mediziner rechnet mit einer erhöhten Impf-Nachfrage. Experten empfehlen gleichzeitig, auch mit Blick auf eine mögliche Infektion mit Covid-19, dass sich möglichst viele Menschen impfen lassen. Doch dafür bräuchte es erst einmal genug Impfdosen – und genau das ist das Problem.
Durch die Corona-Pandemie werden die Menschen scheinbar wieder sensibler für das Impf-Thema. Mediziner warnen schon jetzt vor panischen Massenimpfungen. Wie der Bergedorfer Hals- Nasen- und Ohrenarzt Dr. Christian Klie gegenüber der Bergedorfer Zeitung erklärte, gebe es sogar Bestrebungen von Firmen, ihr gesamtes Personal gegen Corona impfen zu lassen – als Vorsorge sozusagen. Davon rate er ab, da Risikogruppen bevorzugt werden sollten.
Gesundheitsamt in Hamburg: Corona ist ein weiterer Grund für Impfung
Dr. Jürgen Duwe, Leiter des Bergedorfer Gesundheitsamts, hofft hingegen, „dass sich Menschen vermehrt gegen Grippe impfen lassen werden“, wie er der Zeitung erklärt. Corona sei für ihn ein weiterer Grund für die Impfung.
Doch könnte eine deutlich höhere Anzahl Impfungen überhaupt gestemmt werden?
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Laut der Ständigen Impfkommission (Stiko) beim Robert Koch Institut (RKI) werden rund 25 Millionen Impfdosen produziert – alleine für die Risikopatienten wären laut der Kommission aber rund 40 Millionen nötig, und da sind logischerweise auch noch nicht die gesunden Menschen eingerechnet, die sich vielleicht vorsorglich impfen lassen möchten.
Der Grund für die geringe Produktion sei laut Stiko, dass sich nur wenig Menschen aus Risikogruppen in den vergangenen Jahren impfen ließen. Das könnte sich nun ändern. Die 25 Millionen Dosen seien jedenfalls schon mehr als in den Jahren zuvor.
Impfkommission: Risikogruppen sollen Vorrang bekommen
Für die Impfkommission sollen die Risikogruppen Vorrang bekommen. In den aktuellen Empfehlungen heiße es, dass vor allem Risikogruppen mit den verfügbaren Impfdosen geimpft werden sollen. „Nach wie vor entsteht die Belastung des Gesundheitssystems, vor allem der Krankenhäuser, durch Risikopatienten“, betont Professor Thomas Mertens, Leiter der Stiko. „Daher sollten sich diese im Herbst unbedingt und möglichst vollständig impfen lassen.“
Doch es heiße in der Empfehlung der Stiko ebenfalls, dass es in der ärztlichen Verantwortung liege, auch anderen Personen zu impfen – doch dafür müssten auch genug Impfdosen verfügbar sein.
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Wird jetzt die Produktion erhöht? Auch viele Infektiologen fordern eine freiwillige Immunisierung für alle. So könnte demnach eine gefährliche Doppel-Infektion mit Covid-19 und Influenza vermieden werden. Auch gesunde Kinder sollten geimpft werden, rät die Deutsche Gesellschaft für Pädiatrische Infektiologie (DGPI).
Dadurch kann eine Herdenimmunität entstehen, die Eltern und Großeltern besser schützen könnte. „Studien zeigen, dass in Ländern mit einer hohen Kinder-Impfquote weniger Erwachsene an Grippe sterben“, so Professor Johannes Hübner von der DGPI.
Hamburger HNO-Arzt: Corona-Schutzmaßnahmen wirken auch bei Influenza-Viren
Wie viele Menschen sich tatsächlich impfen lassen werden, das wird sich zeigen.
Für alle wird der Impf-Vorrat aktuell jedenfalls nicht reichen – doch wenn man den Experten Glauben schenken will, ist die Ansteckungsgefahr in diesem Jahr so oder so eher gering: „Die Schutzmaßnahmen wie Abstandsregeln und Maskenpflicht erschweren auch eine Ausbreitung der Influenza-Viren“, erwartet HNO-Arzt, Dr. Christian Klie. (maw)