Größter Steuerraub der Geschichte: „Cum-Ex“-Skandal wird TV-Event
Es geht um viele Milliarden Euro Steuergeld. Über Jahre hat ein Netzwerk aus Banken, Anwälten und Superreichen mit sogenannten „Cum-Ex“-Geschäften die Staatskassen geschröpft – auch in Hamburg schlägt dies hohe Wellen. Nun wird der Skandal Stoff für einen TV-Achtteiler. Bis zur Ausstrahlung im ZDF wird es allerdings noch etwas dauern.
Der milliardenschwere „Cum-Ex“-Skandal gilt als größter Steuerraub der Geschichte – als Eventserie kommt er ins Fernsehen. In deutsch-dänischer Koproduktion soll der Achtteiler im ZDF zeigen, wie Finanzakteure jahrelang große Aktienpakete rund um den Dividenden-Stichtag in einem schwer durchschaubaren System hin und her verschoben haben und sich dann Steuern erstatten ließen, die nie gezahlt wurden, wie die Produktionsfirma mitteilte. Grundlage für die Serie ist das Buch „Die Cum-Ex-Files“ des Hamburger Journalisten Oliver Schröm, der zusammen mit einem internationalen Netzwerk investigativer Journalisten den Skandal öffentlich gemacht hatte. Ein Sendedatum steht noch nicht fest.
Hamburger Journalist liefert Grundlage für „Cum-Ex“-Serie
„Der Film erzählt die Geschichte von ‚Cum-Ex‘ entlang unserer Recherchen“, sagte Schröm. Und zwar von Anfang an. „2013 konnte ich mir noch gar nicht vorstellen, dass das so groß ist und dass dahinter der größte Steuerraub der Geschichte steht.“ Auch wenn es sich um eine fiktionale Serie handele, bewege sie sich sehr eng an der Realität. „Bei allen dramaturgischen Freiheiten orientieren sich die Hauptfiguren an Akteure wie etwa Hanno Berger oder Anne Brorhilker“, sagte er.
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Berger, der sich vor zehn Jahren in die Schweiz abgesetzt hatte und erst kürzlich an Deutschland ausgeliefert wurde, gilt als Architekt der „Cum-Ex“-Gestaltungen. Ab April steht er in Bonn und Wiesbaden vor Gericht. Die Kölner Oberstaatsanwältin Brorhilker ermittelt seit mehr als acht Jahren gegen Banker, Berater und Aktienhändler. Sie hat unter anderem dafür gesorgt, dass der frühere Generalbevollmächtigte der in den „Cum-Ex“-Skandal verwickelten Hamburger Warburg-Bank in der Sache zu fünfeinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden ist.
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Die Recherchen hätten ein Netzwerk aus Banken, Anwälten und Superreichen offengelegt, die die Staatskassen in Deutschland und Europa geschröpft hätten, sagte Schröm. Die Geschichten seien so unglaublich, „da muss man nichts erfinden. Just tell the story, schon hast Du einen Achtteiler.“
Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) könnte die Serie spannend finden. „Das ist ja auch in meinem Buch beschrieben, wie ich bei den Recherchen über den damaligen Hamburger Bürgermeister gestolpert bin. Am Anfang konnte ich das gar nicht glauben“, sagte Schröm.
„Cum-Ex“-Serie ist deutsch-dänische Co-Produktion
Dann sei es ihm gelungen, an die Tagebücher des Warburg-Bank-Miteigentümers Christian Olearius zu gelangen, die Treffen mit Scholz belegten. Ein Parlamentarischer Untersuchungsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft will derzeit eine mögliche Einflussnahme führender SPD-Politiker auf die steuerliche Behandlung der Bank klären.
Zusammen mit dem ZDF, dem dänischen öffentlich-rechtlichen Sender DR sowie der dänischen Produktionsfirma True Content Entertainment wird die Serie von X Filme Creative Pool unter Federführung von Michael Polle („Babylon Berlin“, „Furia“) und Mariella Santibáñez produziert. Auf dänischer Seite sind die Produzenten Ole Søndberg (Stieg Larssons „Millenium-Trilogie“, „Wallander“) und Caroline Eybye („Alle Jahre wieder“). Den internationalen Writers Room leitet der preisgekrönte deutsche Drehbuchautor Jan Schomburg („Ich bin Dein Mensch“). Der Drehstart ist für Anfang 2023 geplant. (dpa/mp)