Zehntausende protestieren am Tag vor der Bundestagswahl in Hamburg gegen den Rechtsruck.

Zehntausende protestieren am Tag vor der Bundestagswahl in Hamburg gegen den Rechtsruck. Foto: picture alliance/dpa/Georg Wendt

Zehntausende gegen Rechtsruck auf der Straße – Demo vor der Wahl

Am Tag vor der Bundestagswahl wird es noch einmal richtig voll in der Hamburger Innenstadt: Rund 80.000 Menschen waren im Vorfeld bei zwei Demonstrationen gegen Rechts erwartet worden – gekommen sind deutlich weniger. Auch in Heimfeld (Bezirk Harburg) wurde gegen den Wahlkampfabschluss der AfD in der Friedrich-Ebert-Halle demonstriert. Die MOPO war in der City vor Ort.

Zehntausende haben am Tag vor der Bundestagswahl in Hamburg ein Zeichen gegen den Rechtsruck gesetzt: Seit dem Mittag demonstrieren Hamburgerinnen und Hamburger in der Innenstadt. Die erste Demo begann am Mittag auf der Ludwig-Erhard-Straße und zog von dort zum Hauptbahnhof. Dort vereinigte sie sich mit einem zweiten Demozug, um von dort gemeinsam durch die Innenstadt bis zum Heiligengeistfeld zu ziehen. Die Polizei spricht von etwa 40.000 Menschen, die an den Protesten teilgenommen haben. Die Bundespolizei war mit zahlreichen Kräften an den Bahnöfen rund um die Demo-Gebiete im Einsatz.

Gleichzeitig protestierten in Heimfeld knapp 1000 Menschen gegen den Wahlkampf-Abschluss der AfD in der Friedrich-Ebert-Halle. Dabei kam es vereinzelt zu Zusammenstößen zwischen Demonstranten und der Polizei, auch hier sprechen die Beamten aber von einem insgesamt störungsfreien Verlauf.

Der Demo-Liveticker zum Nachlesen:

17.40 Uhr: Einige der Wagen haben sich vor dem Millerntorstadion aufgestellt, die Menschen strömen dorthin, es bilden sich erste Dancefloors. Die Demo findet einen fröhlichen, dem Ausgehviertel St. Pauli angemessenen Ausklang.

Vor dem Millerntorstadion versammeln sich immer mehr der Demo-Teilnehmer. Marius Röer
Vor dem Millerntorstadion versammeln sich immer mehr der Demo-Teilnehmer.
Vor dem Millerntorstadion versammeln sich immer mehr der Demo-Teilnehmer.

17.20 Uhr: Der Demozug hat das Heiligengeistfeld erreicht, die Menge verläuft sich auf dem riesigen Feld etwas – zumal viele der laut Polizei insgesamt 40.000 Menschen noch auf dem Weg zum Platz sind.

16.40 Uhr: Eine offizielle Teilnehmerzahl gibt es von der Polizei bisher nicht: Der Demozug habe weiter Zulauf. Derzeit gehe man von einer Zahl im unteren bis mittleren fünfstelligen Bereich aus, so ein Polizeisprecher auf Anfrage. Die Atmosphäre ist weiter gelöst, die „Demo-Diskothek“ macht ihrem Namen alle Ehre: Immer mehr Menschen haben Bier- oder Sektflaschen in der Hand, einer der Wagen erzeugt Kunstnebel, dazu mischt sich Grasgeruch.

Demo-Teilnehmer Paul protestiert mit einer Seifenblasenpistole Marius Röer
Demo-Teilnehmer Paul protestiert mit einer Seifenblasenpistole
Demo-Teilnehmer Paul protestiert mit einer Seifenblasenpistole

16.15 Uhr: Man scheint es eilig zu haben: Schon geht es weiter.

15.55 Uhr: Wie viele Menschen beim großen Demozug in der City sind, ist weiter nicht genau bekannt, aber laut Polizei zieht er sich vom Hauptbahnhof bis zum Gänsemarkt. Dort gehen gerade die letzten Menschen auf die Mönckebergstraße, während die Spitze des Zuges den Gänsemarkt erreicht hat.

Dort ist nun eine Zwischenkundgebung geplant, gegen 16.30 Uhr soll sich die Demonstration wieder in Bewegung Richtung Heiligengeistfeld setzen.

Meute spielen zu Füßen von Gotthold Ephraim Lessing weitere Songs:

Meute spielen auf dem Gänsemarkt. Marius Röer
Meute spielen auf dem Gänsemarkt.
Meute spielen auf dem Gänsemarkt.

15.35 Uhr: Parallel sind auch im Süden der Stadt in Heimfeld mehrere Hundert Menschen auf der Straße: Dort, in der Friedrich-Ebert-Halle, veranstaltet die AfD ihren Wahlkampfabschluss. Schon vor vier Wochen hatte die rechte Partei die Halle gemietet, um Parteichef Tino Chrupalla auftreten zu lassen.

Im Zusammenhang mit der Demo „Faschismus 2.0 verhindern“ nahe der Friedrich-Ebert-Halle gab es Auseinandersetzungen zwischen einzelnen Demonstranten und der Polizei. Laut einem Sprecher war der Anlass eine Person, die den Demonstrationszug filmte. Dagegen gingen einige Demo-Teilnehmer verbal vor, die Polizei führte den Filmenden vom Ort des Geschehens weg.

Als dieser dann wieder zu filmen anfing, bewegten sich einige Teilnehmer auf ihn zu. Die Polizei setzte nicht näher benannte Zwangsmaßnahmen ein, um eine Eskalation zu verhindern.

Gegendemonstration gegen die AfD-Veranstaltung in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg-Heimfeld. News5/Sebastian Peters
Gegendemonstration gegen die AfD-Veranstaltung in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg-Heimfeld.
Gegendemonstration gegen die AfD-Veranstaltung in der Friedrich-Ebert-Halle in Hamburg-Heimfeld.

15:35 Uhr: Die Spitze des Demozugs hat den Jungfernstieg erreicht. Die große Abschlusskundgebung ist ab etwa 18 Uhr auf dem Heiligengeistfeld geplant.

15.13 Uhr: Auf der Mö gehen die Leute dicht gedrängt hinter den Trucks und Meute her. Schauspielerin Pheline Roggan („Soul Kitchen“) tanzt hinter dem ersten Truck, an dem eine riesige Diskokugel hängt. Die Stimmung ist gut.

„Bass statt Hass“ steht auf dem Plakat einer Demonstrantin. Marius Röer
„Bass statt Hass“ steht auf dem Plakat einer Demonstrantin.
„Bass statt Hass“ steht auf dem Plakat einer Demonstrantin.

14.56 Uhr: Der Demo-Rave setzt sich in Bewegung. Zunächst geht es über die Mönckebergstraße. Die Musiker von „Meute“ führen den Zug an.

„Meute“ führt den Demo-Rave an. Marius Röer
„Meute“ führt den Demo-Rave an.
„Meute“ führt den Demo-Rave an.

14.48 Uhr: Zu Beginn des Demo-Raves tritt die Hamburger Techno-Marching-Band „Meute“ auf der Kreuzung Steintorwall/ Steintordamm auf.

14.40 Uhr: Die Demo, die an der Station Rödingsmarkt startete, wurde für beendet erklärt. Jetzt geht es weiter mit dem Demo-Rave, der von „Klare Kante gegen Rechts“ organisiert wird. Während die Bässe wummern, sind im Hintergrund noch Sprechchöre von der vorherigen Demo zu hören.

14.29 Uhr: Mittlerweile erreichen die ersten Demonstranten den Hauptbahnhof. Am Glockengießerwall wird sich der Zug mit dem Demo-Rave mit Lkw, DJs und Live-Acts zusammenschließen.

14.23 Uhr: Der Demozug stoppt vor der Parteizentrale der AfD an der Schmiedestraße. Viele Schaulustige holen ihr Handy raus, machen Fotos und Videos von der Demo.

14.08 Uhr: Unter den Tausenden Demo-Teilnehmern ist auch der Hamburger Schauspieler Tetje Mierendorf. „Ich bin gekommen, um für die Demokratie zu demonstrieren – und gegen rechtsextreme Parteien. Es geht darum, ein Zeichen für ganz Deutschland zu senden: Rechte haben in den Parlamenten nichts zu suchen“, sagt der 52-Jährige. Mierendorf spielte unter anderem im „Tatort“ mit und moderierte die Sendung „Der Glücksvollzieher“ auf Kabel eins. „Ich fürchte, dass die AfD morgen noch stärker wird, als in den Umfragen“, so Mierendorf.

Auch der Hamburger Schauspieler Tetje Mierendorf setzte am Samstagmittag ein Zeichen gegen Rechts. Marius Röer
Auch der Hamburger Schauspieler Tetje Mierendorf setzte am Samstagmittag ein Zeichen gegen Rechts.
Auch der Hamburger Schauspieler Tetje Mierendorf setzte am Samstagmittag ein Zeichen gegen Rechts.

13.52 Uhr: Der Demonstrationszug setzt sich jetzt in Bewegung. Ganz vorne laufen Teilnehmer:innen mit einem riesigen Banner, auf dem „Wählen gehen“ und „Zusammen für Demokratie“ steht. Die Demonstranten rufen Sprechchöre wie „Alle zusammen gegen den Faschismus“ und „Ganz Hamburg hasst die AfD“.

Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung. Marius Röer
Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung.
Der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung.

13.48 Uhr: Die Polizei nennt erste Teilnehmerzahlen: 10.000 bis 15.000 Menschen seien demnach in die Innenstadt gekommen. Die Versammlungsleitung von Fridays for Future spricht von 15.000 Teilnehmern.

13.15 Uhr: Der Hamburger Sänger Marlo Grosshardt tritt auf und performt den Song „Christian Lindner“. In dem FDP-kritischen Lied heißt es: „Ja du hast gesagt: Was kostet die Welt? Hab‘ Christian Lindner gefragt. Er meint, es regelt sich selbst.“

13.02 Uhr: „Wir sind heute für die Zukunft unserer Kinder auf die Straße gegangen“, sagen Rebekka und Matthias aus Billstedt. Auf ihren Schultern sitzen ihre Töchter Tessa (l.) und Edda (beide 4). Die Organisationen der Demonstration haben einen eigenen Familienbereich eingerichtet. „Klimaschutz oder der soziale Frieden sind uns sehr wichtig“, so die 35-Jährige und der 52-Jährige. Von der Stimmung sind die beiden begeistert: „Es ist toll, gerade für die Kinder, die zum ersten Mal bei sowas dabei sind“, sagen sie.

Rebekka (35) und Matthias (52) mit ihren Kindern Tessa (l) und Edda (beide 4) Marius Röer
Rebekka (35) und Matthias (52) mit ihren Kindern Tessa (l) und Edda (beide 4)
Rebekka (35) und Matthias (52) mit ihren Kindern Tessa (l.) und Edda (beide 4)

12.50 Uhr: „Ey, es wär so cool, wenn einfach alle lieb zueinander wären“, steht auf dem Schild von Malim. Die 28-jährige Studentin aus Altona-Altstadt ist zusammen mit Hannes (35) aus Ottensen zur Demo gekommen. Sie sagt: „Geltendes Recht wird zunehmend infrage gestellt, Menschenrechte bedroht. Ich bin heute hier für ein Mehr an Miteinander.“ Hannes ergänzt: „Ich blicke pessimistisch auf die morgige Wahl, an Merz werden wir leider nicht vorbeikommen.“

„Ich bin heute hier für ein Mehr an Miteinander“, sagt Studentin Malim. Marius Röer
„Ich bin heute hier für ein Mehr an Miteinander“, sagt Studentin Malim.
„Ich bin heute hier für ein Mehr an Miteinander“, sagt Studentin Malim.

12.35 Uhr: Zahlreiche Demonstranten haben selbstgebastelte Plakate mitgebracht. „AfD? Digga, nicht in meiner Stadt“ und „Herz statt Merz“ steht under anderem darauf.

Viele Demo-Teilnehmer haben Plakate dabei. Marius Röer
Viele Demo-Teilnehmer haben Plakate dabei.
Viele Demo-Teilnehmer haben Plakate dabei.

12.21 Uhr: Es gibt eine Schweigeminute anlässlich zum fünften Jahrestages vom Anschlag von Hanau. Damals tötete ein Rechtsextremer neun Menschen.

12.19 Uhr: Die erste Rede hält Annika Kruse von Fridays for Future. „Der gesamte Wahlkampf ist getrieben von Populismus, über die Themen, die uns wirklich bewegen – Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit, Zusammenhalt – wird nicht geredet. Deshalb sind wir heute hier“, sagt Kruse. „Wir haben gesehen, dass Demokratien sind abschaffen können, aber das werden wir nicht zulassen. Jetzt sind wir gefragt, die Brandmauer zu verteidigen. Wir bleiben stark!“

12.10 Uhr: Hunderte Menschen haben sich an der Station Rödingsmarkt versammelt. Noch ist die Bühne leer. Zum Warmup läuft der Song „Schrei nach Liebe“ von Die Ärzte.

Demos in Hamburg: Das ist heute geplant

+++ Den Auftakt macht um 12 Uhr die Demonstration „Wir lassen uns nicht spalten: Hamburg wählt Zusammenhalt“. Mitorganisatoren sind unter anderem Fridays For Future, der DGB Hamburg, die KZ-Gedenkstätte Neuengamme und die Türkische Gemeinde. Startpunkt des Demonstrationszuges ist die Ludwig-Erhard-Straße. Von dort geht es zum Hauptbahnhof und zum Glockengießerwall.

+++ Dort startet dann um 14.30 Uhr die Demonstration „Klare Kante gegen Rechts“ als Demo-Rave mit Lkw, DJs und Live-Acts, bei der 25.000 Menschen erwartet werden. Den Organisatoren gehe es darum, „ein klares Zeichen gegen Spaltungsversuche“ zu setzen. Wie bereits bei der Demonstration „Hamburg hält dagegen“ am 1. Februar, bei der rund 65.000 Teilnehmer vor Ort waren, sind der Migrationsvorstoß von Friedrich Merz und das Erstarken der AfD Kerngegenstand der Proteste.

+++ Auch auf der anderen Elbseite kommt es am Samstag in Heimfeld zu Versammlungen gegen Rechts. Konkret ist der AfD-Wahlkampfabschluss in der Heimfelder Friedrich-Ebert-Halle um 16 Uhr wohl einigen Harburgern ein Dorn im Auge. Am S-Bahnhof Heimfeld sollen nach Angaben der Polizei deshalb zwei Veranstaltungen mit dem Namen „Faschismus 2.0 verhindern“ und „Und Tschüß“ stattfinden, bei denen 500 und 1000 Teilnehmer erwartet werden.

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+++ Das „Harburger Bündnis Demokratie und Zusammenleben in Vielfalt“ ruft zudem um 15 Uhr am Alten-Postweg-Rondell zur Kundgebung „Harburg zusammen für Demokratie und Vielfalt“auf. Unterstützt wird die Demo von Harburger Musikern verschiedenster Stilrichtungen wie Werner Pfeifer, Rapper Lasko und Singer-Songwriter Marlo Großhardt. Auch Harburgs Chöre treten auf.

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