Das ist an den Klamotten dieses Hamburger Start-Ups so besonders
Eigentlich ist Laufen eine der umweltfreundlichsten Sportarten überhaupt. Schließlich braucht man nicht viel und der Antrieb kommt durch die eigenen Muskeln. Wäre da nicht das Problem der Sport-Klamotten, die oft aus Kunstfasern und selten nachhaltig sind. Ein Hamburger Start-Up will das ändern.
Fast Fashion im Überfluss, Mikroplastik und viele Schadstoffe: Sportkleidung ist meistens alles andere als umweltfreundlich. Die Kunstfaser Polyester etwa, die aus fossilen Brennstoffen hergestellt wird, ist nicht biologisch abbaubar. Beim Waschen lösen sich winzige Fäden und gelangen als Mikroplastik in die Umwelt.
Hamburger Start-Up „Runamics”: So geht umweltschonender Konsum
Das will das Hamburger Start-Up „Runamics“ ändern – mit biologisch abbaubaren Sportklamotten. „Unsere Kleidung soll weder dem Läufer noch der Umwelt schaden“, erklärt Mitgründer Steffen Otten die Idee gegenüber der MOPO. Dafür nutzt die 2019 gegründete Firma Materialien: Baumwolle, biologisch abbaubares Polyester und Elasthan oder Tencel, die später einfach verrotten. Das Ziel: die erste als „Cradle-to-Cradle“ („von Wiege zu Wiege“) zertifizierte Sport-Kleidungsmarke der Welt werden. Derzeit haben das „Runamics“-Lauf-T-Shirt und der Jogginganzug das anerkannte Siegel – als erste weltweit.
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Um umweltschonenden Konsum zu unterstützten, bieten die Hamburger keine saisonalen Kollektionen an, auch die Farben sind so gewählt, dass Läufer sie gut kombinieren können. Gehen die „Runamics“-Stücke kaputt, können sie repariert werden. Für diesen Service arbeitet „Runamics“ mit Behindertenwerkstätten in Hansdorf zusammen. Bisher haben rund 3000 Läufer in dem Online-Shop eingekauft.
Trend in Kleidungsindustrie: Kreislaufmodelle erobern den Markt
Sollte man seine Lauf-Garderobe jetzt also austauschen? „Nein, die Sachen, die man schon besitzt, am besten weiter tragen“, sagt Otten. „Es ist niemandem geholfen, wenn jetzt alles im Müll landet.“ Polyester-Kleidung sollte man schonend waschen und schließlich im Restmüll entsorgen, denn dann wird sie immerhin verbrannt. „Dann nur neu kaufen, was man wirklich braucht – und möglichst aus biologisch abbaubaren Materialien oder in Kreislauf-Angeboten“, sagt Co-Gründer Henning Heide. „Und die Sachen dann auch wirklich zum Recyceln zurückschicken.“
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Denn viele Hersteller setzten aktuell auf einen anderen Kreislaufgedanken: Mit einem Abo für Laufschuhe zum Beispiel, bei dem die getragenen Schuhe zurück an die Hersteller geschickt und dort recycelt werden. „Das ist ein perfektes Modell zur Vermeidung von Abfällen, auch wenn das Mikroplastik-Problem damit nicht gelöst ist“, sagt Otten. Aber die Sachen werden nur in den seltensten Fällen zurückgeschickt. Auch der Ansatz, Plastik aus PET-Flaschen zu Kleidung zu recyceln, überzeugt Otten nicht: „Damit wird das Problem nur verschoben“.
„Die Textilbranche ist einer der größten Müllproduzenten der Welt. Dafür müssen wir Lösungen finden.“ Es sei zwar gut, dass viele Marken nachhaltige Lösungen suchen, findet auch Heide. Doch am Ende helfe nur eins: „Wir alle, Hersteller und Konsumenten, sollten uns einfach ein bisschen zurücknehmen.“