• Blick in den Bunker-Aufenthaltsraum. Die Insassen sollten sich auf den Holzsitzen anschnallen, damit sie die Erschütterung eines Atomschlags überstehen…
  • Foto: Florian Quandt

Grusel-Ort in Hamburg: Das soll aus dem Atombunker unter dem Hauptbahnhof werden

St. Georg –

Übernachtung in stählernen Stockbetten, Toiletten, die nur mit Vorhängen abgetrennt waren: Mehr als 2000 Menschen hätten in dem zweistöckigen unterirdischen Bunker direkt unterm Hachmannplatz am Hauptbahnhof Platz gefunden. Doch Gott sei dank kam es im Kalten Krieg nicht  zum „Ernstfall“. Jetzt soll der gruselige Ort in zwölf Metern Tiefe zur Kunstgalerie werden.

Das Bezirksamt Mitte bestätigte der MOPO, dass der etwa 2300 Quadratmeter große Bunker an den Filmproduzenten und Autoren Hinrich Lührs übergeben werden soll.

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Unter dem Hachmannplatz am Hauptbahnhof befindet sich ein Schutzbunker.

Foto:

Patrick Sun

Der Bunker steht seit Jahren leer. Ursprünglich gehörte er dem Bund und wurde auch mal als Übernachtungsmöglichkeit für Obdachlose genutzt. Der Bund wiederum übergab die Immobilie schließlich an den Bezirk  Mitte.

Der führt nun die Gespräche mit dem 57-jährigen Hinrich Lührs. Er kündigte in der „Zeit“ an, den Bunker zum Kunstmuseum machen zu wollen. Allerdings nur für einige Jahre. Dann wird die Hochbahn im Rahmen der Bauarbeiten für die neue U5 den Bunker vermutlich benötigen. 

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Diese Stahltüren im Fußgängertunnel des U-Bahnhofs Hauptbahnhof-Nord führen zum Bunker.

Foto:

Patrick Sun

Lührs plant nun, „interaktive Kunstwerke“ zu zeigen. Auch jungen bildenden Künstlern soll Ausstellungsmöglichkeit  gegeben werden. Zusätzlich denkt Lührs daran, Werke privater Sammlungen zu zeigen. „Wir haben schon einige Angebote“, so Lührs in der „Zeit.“ Konkret ist offenbar aber noch nichts, auch ein Vertrag mit dem Bezirksamt ist noch nicht unterschrieben, erklärte eine Sprecherin des Amtes der MOPO. 

Schaufensterpuppe

Schaufensterpuppe mit der Darstellung eines „Bunkerwarts“ in Schutzausrüstung.

Foto:

Quandt

Probleme gibt es auch wegen der Eingänge zum Bunker. Die  beiden Zugänge befinden sich in den Fußgängertunneln zwischen dem U-Bahnhof Hauptbahnhof Nord und dem Schauspielhaus an der Kirchenallee. Einen direkten Zugang von der Straße gibt es nicht. Es fehlen also Fluchtwege, auch ein Rauchabzug und sanitäre Anlagen müssen installiert werden, bevor Besucher in größerer Zahl in den Bunker dürfen. Wer das alles bezahlen soll, ist noch unklar. Hinrich Lührs hofft auf „Enthusiasten“. Er kündigte an, eine Betreibergesellschaft samt  Förderverein gründen zu wollen. 

Im Video: Atombunker unter dem Hauptbahnhof

Der Bunker war 1943 noch von den Nazis errichtet und nach dem Krieg vom Bund als Atombunker ausgebaut worden. Bei einem Atomangriff der „Russen“ sollten die Menschen hier im Kalten Krieg 14 Tage hinter bis zu 3,75 Meter dicken Betonmauern ausharren. Der Tagesablauf in drängender Enge: 16 Stunden auf spartanischen Sitzen (mit Gurten!) ausharren, dann acht Stunden in engen „Liegeräumen“ ruhen. Die hygienischen Bedingungen waren schlimm. Für je 400 Insassen gab es nur drei Toilettenkabinen. Ein Teil der ursprünglichen Einrichtung ist noch vorhanden.

Bezirksamtsleiter Falko Droßmann

Bezirksamtsleiter Falko Droßmann (SPD) vor den Türen des Bunkers am Glockengießerwall. Die Türen des Bunkers am Hachmannplatz sind identisch.

Foto:

Quandt

Neben dem Atombunker unter dem Hachmannplatz gibt es auf der anderen Seite des Hauptbahnhofs am Glockengießerwall noch eine identische Anlage. Seit 2009 betreibt der Verein „Hamburger Unterwelten“ den original ausgestatteten Bunker und bietet hier Führungen und Lesungen an.     

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