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Hafen-Experte: Das läuft in Hamburg alles schief

Im Hamburger Hafen läuft einiges schief. In einem Interview mit der „Zeit“ äußert sich ein Hafen-Experte zur Lage und macht Vorschläge, welche Schlüsse man bei der Verwaltung des Hafens daraus ziehen sollte.

„Im Hamburger Hafen läuft derzeit einiges schief“, sagt Jan Ninnemann. Der Logistik-Professor lehrt an der Hamburg School of Business Administration und kennt den Hamburger Hafen wie kaum ein anderer. Seiner Meinung nach ist vielen Reedern der Hafen zu teuer und zu kompliziert. In Rotterdam und Antwerpen koste der Containerumschlag schätzungsweise 15 Prozent weniger als in Hamburg. Außerdem dauere es Stunden, bis die Schiffe auf der Elbe den Hafen erreichen – kostbare Zeit. Und als wäre das nicht genug, brauche man noch drei Lotsen für die Anfahrt. Für den Experten geht das in Rotterdam wesentlich besser.

Neben all diesen Nachteilen sieht Ninnemann auch Vorteile für Hamburg. Unternehmen produzieren hier lokale Fracht, die IT-Anbindung sei gut, ebenso die Koordination der Schiffe auf der Elbe und im Hafen. Außerdem habe Hamburg eine bessere Bahnanbindung als Rotterdam und könne besonders gut die Märkte in Bayern, Tschechien und Polen bespielen. Doch in Rotterdam werde der Hafen schlichtweg besser vermarktet.

Experte prognostiziert düstere Zukunft für Hamburger Hafen

Für Ninnemann sieht die Zukunft des Hamburger Hafens düster aus, sollte sich nichts ändern. Durch die Arbeiten an der Elbvertiefung wollte man eigentlich ein Signal senden und mehr Ladung nach Hamburg bekommen, doch bisher hat sich eher das Gegenteil bewahrheitet. Die Containerumschläge stagnieren und im Februar hat man bereits zwei Liniendienste von Containerschiffen verloren. Die pendeln jetzt lieber nach Bremerhaven und Antwerpen. „Der Hafen muss sich grundsätzlich verändern, sonst besteht die Gefahr, dass weitere Reeder ihre Linien abziehen“, sagt Ninnemann der „Zeit“.

Hamburger Hafen muss ausgebaut und weiterentwickelt werden

Jan Ninnemann ist Logistik-Professor an der Hamburg School of Business Administration.

Jan Ninnemann ist Logistik-Professor an der Hamburg School of Business Administration und kennt den Hamburger Hafen wie kein Zweiter.

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Der Logistik-Professor rät dazu, den Hafen auszubauen und weiterzuentwickeln. Besonders die Entwicklung in Steinwerder Süd könnte die Zukunft des Hafens maßgeblich bestimmen. Dort könnte beispielsweise ein Terminal für Kurzstrecken-Seetransporte entstehen, an dem Waren für den europäischen Markt umgeschlagen werden.

Außerdem könnte im Grasbrook nahe der HafenCity beim alten Überseezentrum ein Innovationscampus entstehen und technologisch ausgebaut werden. Dadurch könnte man den Hafen und die Stadt interessanter für Gründer und Start-ups machen. In Rotterdam funktioniert ein ähnliches Konzept schon. Dort hat sich im Hafen bereits eine Start-up-Szene entwickelt.

Klimafreundlicher Hafen Hamburg – Wunschdenken?

Man könne auch versuchen, den Hamburger Hafen klimafreundlich zu gestalten, um so ein Alleinstellungsmerkmal zu gewinnen. Allerdings wäre das laut Ninnemann ein schwieriges Unterfangen, denn durch erhöhte Kosten würde Hamburg im Wettbewerb untergehen. Würden sich alle nordeuropäischen Häfen im Umweltschutz zusammenschließen, müsste keiner einen Wettbewerbsnachteil in Kauf nehmen. Dann ginge allerdings auch das Alleinstellungsmerkmal flöten und sehr wahrscheinlich sei so ein Vorhaben auch nicht.

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Weniger Sorgen macht sich der Experte da bei Digitalisierung und Automatisierung. Er erwartet in diesem Bereich keinen großen Abbau von Arbeitsplätzen. Vorausgesetzt, die Unternehmen kümmern sich um die Fort- und Weiterbildung ihres Personals. Und auch ausbleibende Ladungen aus China im Zuge der Verbreitung des Coronavirus seien unbedenklich und sollten später wieder aufgeholt werden können.

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Das chinesische Unternehmen Cosco hat außerdem in den Ausbau des Hafens im griechischen Piräus investiert. Das sei aber kein Problem für Hamburg. Der Experte macht sich mehr Sorgen darüber, sollten beispielsweise die italienischen Häfen von La Spezia oder Genua eine solche Kur erfahren, denn dadurch könnte der süddeutsche Markt auch vom Mittelmeer beliefert werden. Das könnte, so Ninnemann, zu schwierigen Einbußen für Hamburg führen.

Elbvertiefung – Tiefe ist nicht das Problem

Ob die Arbeiten an der Elbvertiefung bestehende Probleme mit großen Frachtern beseitigen können, sei auch dahingestellt. Denn problematisch sei vor allem die Breite der Fahrrinne. Hier dürfen sich Schiffe nicht begegnen, wenn ihre Breite zusammen mehr als 90 Meter beträgt. Ein großer Frachter kommt bereits auf 60 Meter Breite. Dadurch wird die Ein- und Ausfahrt schwieriger, je mehr große Schiffe den Hafen anlaufen. (pk)

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