Streikende vor Hagenbecks Tierpark Ende August
  • Seit Ende August streiken Beschäftigte von Hagenbecks Tierpark. (Archivbild)
  • Foto: Patrick Sun

Wut über „Zuckerbrot und Peitsche“: Scheitert jetzt der Hagenbeck-Streik?

Seit Wochen wurde im Tierpark Hagenbeck gestreikt – ohne Erfolg. Nun hat die Gewerkschaft IG BAU verkündet, dass der Streik vorerst ausgesetzt wird. Geschäftsführer Dirk Albrecht wirft sie vor, niemals konstruktiv auf die Forderungen der Belegschaft reagiert zu haben.

Es hat alles nichts genützt. Weder die Arbeitsniederlegungen noch Solidaritätserklärungen wie eine Online-Petition, die bereits mehr als 3800 Unterstützer gefunden hat. Nicht einmal das Einschalten der Politik hat geholfen. Zuletzt hatte die Grüne Bürgerschaftsfraktion sich als Vermittler in dem Konflikt angeboten, war aber bei der Familie Hagenbeck abgeblitzt.

Hagenbeck: Gewerkschaft schickt Offenen Brief

Nun hat die Gewerkschaft IG BAU die Konsequenzen aus der verfahrenen Situation gezogen. In einem Offenen Brief an Geschäftsführer Dirk Albrecht und an die Gesellschafter Claus Hagenbeck und Joachim Weinlig-Hagenbeck erklärte die Gewerkschaft, den Streik pausieren zu lassen.

„Nachdem wir im April 2022 Ihnen unseren Entwurf eines Rahmentarifvertrages überreicht haben, vermissen wir jede konstruktive Reaktion von Ihnen dazu“, heißt es in dem Brief an die Zoo-Führung. „Sie haben im Gegenteil keine Möglichkeit ausgelassen, um gegen das berechtigte Interesse der Beschäftigten an rechtssicheren Arbeitsbedingungen vorzugehen.“

„Zuckerbrot und Peitsche“ als Führungsstil

Der stellvertretende Regionalleiter Dirk Johne, der den Brief im Namen der mehrheitlich gewerkschaftlich organisierten Tierpark-Angestellten geschrieben hat, kritisierte den „autoritären Führungsstil“ der Geschäftsführung und spricht von einer „Politik von Zuckerbrot und Peitsche“.

Dirk Albrecht, Hagenbeck-Geschäftsführer, liegt mit der Belegschaft im Clinch. dpa/Georg Wendt
Dirk Albrecht, Hagenbeck-Geschäftsführer mit Elefanten
Dirk Albrecht, Hagenbeck-Geschäftsführer, liegt mit der Belegschaft im Clinch.

Was das bedeutet, geht ebenfalls aus dem Papier hervor. So hat Geschäftsführer Albrecht offenbar Beschäftigte mit einer Prämie gelockt, wenn sie sich nicht am Streik beteiligen. Die Streikenden wiederum bestrafte er, in dem er ihnen bereits genehmigte Urlaube strich. Die Gewerkschaft spricht von Einschüchterungsversuchen und „öffentlicher Diskreditierung“.

Gewerkschaft droht: „Es ist nicht vorbei und ausgesessen“

Dazu gehört auch die von Dirk Albrecht mehrfach geäußerte Behauptung, der Streik würde das Tierwohl gefährden. „Sie sind sich nicht zu schade, wider besseres Wissen, in einer Medienkampagne zu behaupten, dass der Streik das Leben zahlreicher Tiere gefährden würde. Gleichzeitig lehnen Sie aber jedes Gespräch und jede Verhandlung zu einer Notdienstvereinbarung ab“, schreibt die Gewerkschaft. Eine Senatsantwort auf eine Anfrage der Linken hatte ergeben, dass zu keinem Zeitpunkt der Verdacht einer Tierwohlgefährdung vorgelegen habe.

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Trotz der harten Bandagen seitens der Zoo-Führung will die Gewerkschaft den Streik nun vorerst aussetzen. Dabei wird jedoch klar herausgestrichen, dass diese Pause zeitlich begrenzt ist. Die Drohung: „Es ist nicht vorbei und ausgesessen.“

Offenbar hofft die Gewerkschaft, dass sich die Gemüter ein wenig beruhigen und dadurch neue Möglichkeiten für Gespräche entstehen: „Nutzen Sie diese Gelegenheit und bewegen sich auf die Beschäftigten zu, damit der Tierpark eine bessere Zukunft vor sich hat.“ Sollte es jedoch bei der Verweigerungshaltung bleiben, sei man jederzeit wieder aktionsbereit. „Sie müssen daher jederzeit mit entsprechenden Maßnahmen rechnen, bis Sie sich mit uns an den Verhandlungstisch setzen.“

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