Hamburger Integrations-Lehrkräfte am Limit – so dramatisch ist die Lage
Hamburger Lehrkräfte der Integrations- und Berufssprachkurse beklagen schlechte Arbeitsbedingungen. Bezahlt werden die Freiberufler vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge. Nun wenden sie sich mit einer Forderung an die Hamburger Politik.
Die Lehrkräfte der Integrations- und Berufssprachkurse an der Volkshochschule Hamburg fordern von den rot-grünen Regierungsfraktionen eine Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen. „Das Allerschlimmste an unserer prekären Situation ist, dass wir die Beiträge für Renten- und Krankenversicherung zu 100 Prozent selbst tragen müssen und gar kein Geld bekommen, wenn wir krank sind“, sagte Jessica Reinhardt, Vertreterin der Kursleitenden im Bereich Deutsch als Fremdsprache (DaF) an der VHS. Es geht dabei um Freiberufler in sogenannten arbeitnehmerähnlichen Verhältnissen.
Lehrkräfte wenden sich mit dringendem Appell an Hamburger Senat
Nach Angaben der VHS gibt es in der Hansestadt knapp 140 Kursleitungen in arbeitnehmerähnlichen Verhältnissen, davon rund 60 Prozent im Bereich Deutsch als Fremdsprache. Bezahlt werden die Stundensätze der Honorarkräfte vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF). Das Honorargehalt für Integrationskurse beträgt den Angaben zufolge derzeit 42,23 Euro pro Unterrichtseinheit.
„Es liegt aber nicht nur am BAMF, sondern in der Hand des Hamburger Senats, endlich etwas für uns Lehrkräfte zu tun“, heißt es in Schreiben einiger Lehrkräfte an Mitglieder des Hamburger Senats. „Die Stadtstaaten Berlin und Bremen haben es vor Jahren vorgemacht, dort werden Sozialleistungen anteilig übernommen, im Krankheitsfall gibt es eine Lohnfortzahlung.“
Schon jetzt könnten Kurse des BAMF nicht mehr starten
Nun müsse Hamburg folgen: „Es scheint leider im Hamburger Senat noch immer nicht angekommen zu sein, dass wir als profunde akademisch ausgebildete Lehrkräfte (…) maßgeblichen Einfluss auf die Integration der Teilnehmenden hier in die deutsche Gesellschaft haben.“ Schon jetzt könnten Kurse des BAMF teilweise nicht mehr starten, weil immer weniger Lehrkräfte bereit seien, diese prekären Arbeitsbedingungen hinzunehmen. Das betreffe nicht nur die Volkshochschulen, sondern auch die vielen anderen Träger, die diese Kurse anbieten.
Der Direktor der Hamburger VHS, Uwe Grieger, erklärte auf Anfrage, die Forderungen seien seinem Haus gut bekannt. Es seien bereits viele Gespräche geführt worden. Wie es weiter gehe, sei aber offen, da der nächste Haushaltsplanentwurf des Senats für 2025 und 2026 erst noch anstehe.
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Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) plant am 29. Januar eine Demonstration für gerechte und faire Arbeitsbedingungen für die Erwachsenenbildung in Hamburg – der Weg wird von der Grünen-Fraktion zur SPD-Fraktion führen. Die soziale Absicherung arbeitnehmerähnlicher Honorarlehrkräfte bei der VHS und bei anderen Trägern soll auch dabei Thema sein. (dpa/mp)