Arm, reich, Mittelschicht: Diese Zahlen zeigen die krassen Unterschiede in Hamburg
Das Armutsrisiko ist gestiegen! Das ist das Ergebnis des neuen Armutsberichts des Paritätischen Wohlfahrtsverbands, der am Donnerstag in Berlin vorgestellt wurde. Bedenklich: In Hamburg ist das Risiko sogar höher als im Bundesdurchschnitt.
Als armutsgefährdet gilt jeder, der weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens aller Haushalte in Deutschland zur Verfügung hat. Bei Einpersonenhaushalten lag diese Armutsschwelle im Jahr 2020 bei 1126 Euro, bei einer Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren bei 2364 Euro.
Armutsbericht: So hoch ist das Armutsrisiko in Hamburg
In Hamburg lagen 2020 17,8 Prozent der Einwohner unter dieser Schwelle – das sind fast 330.000 Menschen. Damit hat die Hansestadt eine höhere Armutsrisikoquote als der Bundesschnitt (16,1 Prozent). Im Vorjahresbericht lag sie für Hamburg noch bei 15,9. Aufgrund methodischer und coronabedingter Besonderheiten seien die Daten beider Jahre aber nur bedingt vergleichbar, heißt es.
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„Dass die Zahlen nicht dramatischer gestiegen sind, liegt offensichtlich an den rasch vom Bund und Hamburger Senat ergriffenen Maßnahmen wie dem Kurzarbeiter- und dem Überbrückungsgeld“, sagte die Geschäftsführerin des Paritätischen Hamburg, Kristin Alheit. „Viele Beschäftigte mussten zwar schmerzhafte Einkommenseinbußen hinnehmen, rutschten aber nicht in die Armut ab.“ Die Maßnahmen müssten auch im Jahr 2022 fortgeführt werden.
Besonders hoch ist das Armutsrisiko bei Familien mit drei und mehr Kindern (30,9 Prozent) und bei Alleinerziehenden (40,5 Prozent). Erwerbslose und Menschen mit niedrigen Bildungsabschlüssen sowie Migrationshintergrund seien ebenfalls stark überproportional betroffen, heißt es in dem Bericht.
Linke: Soziale Spaltung in der Stadt steigt
Zudem sei die Not derer, die bereits in Armut lebten, durch Corona noch gewachsen – etwa weil weniger Pfandflaschen zu finden waren, das Angebot der Tafeln eingeschränkt war und Desinfektionsmittel oder Masken bezahlt werden mussten. „Hier ist mehr nötig als einmalige, punktuelle Hilfen“, sagte Alheit.
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„Dass sich die soziale Lage vieler Hamburger:innen während der Pandemie verschlechtert hat, ist wenig überraschend“, sagt Stefanie Rose (Linke). Eine im Frühjahr veröffentlichte Studie habe bereits gezeigt, dass die Krise all jene, die bereits zuvor weniger hatten, ungleich härter getroffen habe – während der private Reichtum sogar noch gestiegen sei. „Der Senat darf die soziale Spaltung der Stadt nicht länger ignorieren“, sagt sie – und fordert eine Anti-Armutsstrategie. (dpa/ncd)