Was Ukrainer in Hamburg für ihre Heimat sammeln – und wie Sie helfen können
Eine riesige Halle neben der Hobenköök-Markthalle im Oberhafen: Hier haben Hamburger und Ukrainer Hand in Hand und binnen Tagen ein Hilfszentrum aus dem Boden gestampft. Der erste Vierzigtonner mit Hilfsgütern ist bereits auf dem Weg, jetzt können Sachspenden für den nächsten Transport abgegeben werden. Wichtig: Es gibt eine Liste!
Jurii Chernovalov (31) steht in der Halle, in der unzählige Helfer an Tischen Spenden sortieren. „Lebensmittel, Baby, Medikamente“ steht mit Kreide auf dem Boden. Immer wieder kommen Pkw und Transporter an, laden Kartons ab. Am Ende des Hofs steht ein riesiger gelber Laster. Jurii wirkt erschöpft und energiegeladen gleichzeitig: „Ich weiß nicht, ob ich nicht besser in die Ukraine fahren soll und für mein Land kämpfen“, sagt er. „Die ganze Zeit ist dieser Gedanke in mir. Soll ich hinfahren und kämpfen? Ich schlafe kaum mehr.“
Hamburg: Spenden für die Ukraine
Er stellte Freunden die Frage und die sagten ihm, dass er, mit seinem perfekten Deutsch und seinen 20.000 Followern bei Instagram, von Deutschland aus helfen solle. Also legte Jurii los, rief zunächst die Ukrainer in Hamburg zusammen, sammelte Spendengeld auf seinem privaten Konto.
Die Aktion zog Kreise, nach wenigen Tagen war „Der Hafen hilft“ mit im Boot, stellt sein Spendenkonto zur Verfügung – und Lars „Vegas“ Ide (57), Tourneeleiter (etwa für Jan Delay), Bühnenmanager und Profi, wenn es darum geht, Menschen zu Teams zusammenzustellen, in denen jeder weiß, was seine Aufgabe ist.
Lars besorgte die Halle, Technik und Helfer aus der Veranstaltungsbranche, die nun mit Leibchen in unterschiedlichen Farben (normalerweise für Licht und Ton) durch die Halle wuseln. Trotz der vielen Menschen und Kartons herrscht null Chaos: „Wenn es um Logistik geht, macht uns keiner was vor“, sagt Ide, der die Beschreibung „Mischung aus Punk und Feldwebel“ für sich selbst ganz zutreffend findet.
Jurii und die Hamburger Ukrainer wiederum halten Kontakt in die Ukraine, nehmen Bestellungen von Krankenhäusern auf, kümmern sich um die nötige Stempel auf den Papieren und darum, dass in Polen ein Lkw bereitsteht zum Umladen.
Sie wissen, was benötigt wird: „Wanderstiefel“, sagt Jurii: „Es gibt Zivilisten, die kämpfen in Joggingschuhen.“ Thermounterwäsche, Verbandsmaterial für die Sanitäter, alles, was Blut stillt, Medikamente. Keine Altkleider, kein Spielzeug, kein Tierfutter, das gibt nur Probleme an der Grenze.
Ukraine: Geldspenden werden dringend gebraucht
Am nützlichsten sind Geldspenden, mit denen man Großbestellungen an Medikamenten kaufen kann, mit hohem Mengenrabatt. Oder Nachtsichtgeräte und Splitterwesten, wenn man überhaupt noch welche auftreibt.
Inzwischen helfen sogar Ukrainer, die eben erst in Hamburg eingetroffen sind, noch unter Schock von dem, was mit ihrer Heimat passiert, voller Sorge um Menschen, die sie zurücklassen mussten – und doch entschlossen, anzupacken, so gut es geht. Und wenn man nur Teil einer Kette ist, die Kartons weiterreicht.
Jurii kam 2014 als Au pair nach Hamburg, studierte Wirtschaftsinformatik und kaufte sich vor zwei Jahren zusammen mit seiner Frau Olha eine Wohnung in Kiew. Ein Leben in den beiden Städten, die sie lieben, das war der Traum. Stattdessen überwacht Jurii nun das Beladen des 40-Tonners. Als der Laster vom Hof fährt, fließen bei einigen Helfer die Tränen.
Hamburg für die Ukraine: Hier können Sie helfen
Spendenkonto: „Der Hafen Hilft“ Konto DE79 2003 0000 0010 3372 51 , Stichwort „Hilfe für die Ukraine“
Noch mindestens vier Wochen werden an der Halle Sachspenden angenommen (bitte streng an die Liste halten!):
Stockmeyerstraße 43, 20457 Hamburg, Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 14 bis 20 Uhr Infos unter www.help-4-ukraine.com – Telefon für Infos und Freiwillige, die helfen möchten (10 bis 18 Uhr): 040-180242314
Benötigte Sachspenden:
Ausrüstung für
Rettungssanitäter
Geländestiefel NEUWARE!
Unterwäsche NEUWARE!
Wandersocken NEUWARE
T-Shirts NEUWARE!
Knieschützer
Ellenbogenschützer
Rucksäcke (bitte keine knalligen
Farben)
Nahrungsmittel
Konservengerichte jeglicher Art: Dosen, kein Glas, gerne zum Öffnen ohne Dosenöffner. Babynahrung Trocken, Anfangsmilch, Milchzucker, Breipulver etc.
Nudeln, Reis
Wasseraufbereitungstabletten
Hygieneartikel
Duschgel, Zahnbürsten, Zahnpasta, Windeln Kinder und Erwachsene, Regelhygiene
Seife
Ausrüstung
Zelte
Isomatten
Generatoren
Powerbanks Solar
Motorsägen
Taschenlampen
Schaufeln
Hacken
Kopflampen
Funkgeräte & Headsets Motorola 4800 und 4400
Nachtsichtgeräte, Wärmebildgeräte, Seile Kletterseile