Hamburg verliert Ausbildungsplätze – was die Ampel dagegen tun kann
In Hamburg gibt es immer weniger Azubis. Fast 2000 Plätze weniger als noch vor einem Jahr weist die neue Bilanz des Bundesinstituts für Berufsbildung (BiBB) aus. Der Landesverband des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) sieht die Entwicklung kritisch – und fordert die Politik zum Handeln auf.
Exakt 11.559 Ausbildungsverträge haben Hamburger Unternehmen zwischen Oktober 2020 und September 2021 abgeschlossen. Den größten Anteil daran tragen Industrie und Handel mit 65,2 Prozent und 7536 neuen Auszubildenden. Vor zwei Jahren waren es in Hamburg noch rund 2000 Plätze mehr – insgesamt 13.479.
Seit 2019: Hamburg verliert 2000 Ausbildungsplätze
Auch im Vergleich zum Vorjahr steht Hamburg mit einem Minus von 0,9 Prozent schlechter da. „Es kann nicht sein, dass viel zu viele Jugendliche in Warteschleifen und Übergangsmaßnahmen landen und dort Frust schieben“, sagte Lars Geidel, Sprecher der Hamburger DGB-Jugend. Weniger Ausbildungsplätze bedeuteten auch die Gefahr der sozialen Spaltung. „Denn als erste ziehen bei der Bewerbung diejenigen mit niedrigeren Abschlüssen den Kürzeren.“
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Auch Tanja Chawla findet es unverständlich, dass viele Hamburger Unternehmen weniger oder sogar gar nicht mehr ausbilden. Die Hamburger DGB-Vorsitzende fordert die Politik auf, sich um das Thema zu kümmern – vor allem die neue Bundesregierung sei jetzt am Zug.
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„Die neue Bundesregierung sollte deswegen möglichst schnell die im Koalitionsvertrag vorgesehene Ausbildungsgarantie umsetzen. Und zwar mit einer Umlagefinanzierung, in die alle Unternehmen einzahlen, die keine Ausbildungsplätze anbieten“, sagte Chawla. Es gehe auch darum, dass die Unternehmen die Verantwortung für die beruflichen Perspektiven der jungen Menschen übernehmen müssen.
Mit Blick auf die bundesweite Lage habe sich der Arbeitsmarkt in Deutschland im Vergleich zu 2020 leicht entspannt, teilte das BiBB mit. Allerdings: Die Nachfrage nach Ausbildungsplätzen ist weiter gesunken, immer mehr Stellen bleiben unbesetzt.
Corona: Ausbildungsmarkt entspannt sich nur leicht
473.100 neue Ausbildungsverträge kamen in diesem Jahr zustande. 5600 mehr als noch 2020 – aber rund 52.000 weniger als vor zwei Jahren. Das Angebot an Ausbildungsstellen stieg laut BiBB im laufenden Jahr um 8800 auf 536.200, lag aber ebenfalls deutlich unter dem Niveau von 2019 (578.200).
Rund 63.000 Ausbildungsplätze sind demnach unbesetzt, 3200 mehr als im Vorjahr. Die Gesamtzahl der Bewerberinnen und Bewerber auf Stellen ging um 4800 auf 540.900 zurück. Dies sei der tiefste Stand seit 1992.