Hamburg zeigt erste „Glitzer“-Ausstellung der Welt – mit Swift und Kaulitz
Von Bill Kaulitz‘ Bühnenoutfit über rosa Einhörner bis zu einem funkelnden Body, der an Taylor Swifts Kostüme angelehnt ist: Das Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg widmet als weltweit erstes Haus von Freitag an bis zum 26. Oktober eine komplette Ausstellung dem Thema Glitzer.
„Glitzer ist das Lebensgefühl einer diversen Gesellschaft und ein Symbol für Zugehörigkeit und Willkommensein“, sagte Direktorin Tulga Beyerle. Neben ästhetischen Aspekten beleuchtet die Ausstellung daher auch den Einsatz von Glitzer in politischen Kontexten.
Gezeigt werden unter anderem ein rosa glitzerndes Mädchenzimmer der Hamburger Künstlerin Jenny Schäfer, Fotografien von Quil Lemons, Skateboards von Mickalene Thomas, GIFs von Molly Soda, Show-Perücken der Hamburger Künstler Karl Gadzali und Mohamad Barakat-Götz für Dragqueen Olivia Jones und ein Bühnenoutfit von Bill Kaulitz. Es stammt aus der Tokio-Hotel-Tour „Humanoid“ von 2010.
Rund 100 Menschen haben dem Museum glitzernde Objekte zur Verfügung gestellt
Ergänzt wird die Schau mit privaten Lieblingsobjekten, einer Timeline zur Geschichte des Materials und einem Raum, in dem man selbst etwas Glitzerndes basteln kann.
Begrüßt werden die Besucher in der „Hall of Glitter“ von Einhörnern und Stickeralben, Handyhüllen, Nagellack, Weihnachtsschmuck und Tanzschuhen. Rund 100 Menschen haben nach einem Aufruf ihre privaten Lieblingsobjekte für die Ausstellung zur Verfügung gestellt.

Auf den passenden Fotokarten stehen die persönlichen Geschichten zu den einzelnen Objekten. So zeigt ein Foto den Oberkörper einer nackten Frau, der eine Brust amputiert wurde. Die Narbe wurde im Rahmen des Empowerment-Projekts „Let your scars shine“ mit goldenem Glitzer hervorgehoben.
Von Kostümen und Perücken zu ganzen Zimmern voller Glitzer
Für das rosa Mädchenzimmer hat die Hamburger Künstlerin Jenny Schäfer einen Kinderschreibtisch und eine Kommode mit Spiegel mit unzähligen glitzernden Dingen dekoriert: Da hängen Fotos von rosa Schweinchen und Popsängerinnen neben einem Setzkasten mit Filly-Pferdchen und Barbiepuppen, eine Lavalampe neben Postern von Tokio Hotel. „Ich habe unterschiedliche Kinder in meinem privaten und beruflichen Umfeld gefragt: Wo gibt es Glitzer in deinem Leben?“, sagt die Künstlerin Jenny Schäfer.
Im Kapitel „Sparkle and Shine“ sind Kostüme, Perücken, Nail-Art und Videoarbeiten zu sehen. „Es geht dabei weniger um Showeffekte als um die fragilen Momente einer Inszenierung von Identität und Kollektivität“, sagt Kuratorin Julia Meer.
Glitzer bei Protesten – Fotos aus Mexiko und Argentinien
Der Raum „Glitter up!“ untersucht die Rolle von Glitzer in Protesten und der Auseinandersetzung mit Körperidealen, Rollenerwartungen und Sichtbarkeit von benachteiligten Gruppen. Dokumentarische Aufnahmen von Mirjana Mitrovic, Gisela Volá und Mercedes Grassi King zeigen grünen und pinken Glitzer auf den Gesichtern von protestierenden Frauen in Mexiko und Argentinien. Nachdem Polizisten minderjährige Frauen in Mexiko-Stadt vergewaltigt haben sollen, waren sie aus Protest auf die Straße gegangen.
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Die US-amerikanische Fotografin Hannah Altman lenkt in ihren Porträts mit effektvollem Glitzer die Blicke auf tabuisierte Körperflüssigkeiten. Lorenzo Triburgo und Sarah Van Dyck aus New York City verwischen in ihrer fotografischen Serie Gendergrenzen und nehmen selbstbewusst historische Orte und Posen ein. Die Burlesque-Performerin Pansy St. Battie setzt sich, ihren Körper und ihren Rollstuhl selbstbewusst glitzernd in Szene. (dpa/mp)
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