Schilder vorgestellt – dann kommen wütende Anwohner
Lärm, Müll und gefährliche Sprünge in die Alster: Der Bezirk Hamburg-Nord will der Partymeile am Winterhuder Kai Einhalt gebieten. Bezirksamtschef Michael Werner-Boelz (Grüne) hatte am Donnerstag vor Ort nur neue Verbotsschilder vorstellen wollen. Dann kam alles anders. Wütende Anwohner kaperten den Termin.
„Ein großes Problem“ sei neben Müll und Lärm auch das Alsterbrückenspringen, sagte Werner-Boelz. „Die Jugendlichen setzen sich damit nicht nur selbst einer Gefahr auf Leib und Leben aus, sondern werden auch zur Gefahr für Wassersportler:innen und Alsterdampfer.“ Helfen sollen neue Schilder mit der Aufschrift „In das Wasser springen verboten!“. Die gab es übrigens schon einmal – sie wurden geklaut.
Hamburg-Nord: Anwohner sauer auf Bezirksamt
Plötzlich stürmt eine aufgebrachte Frau auf Werner-Boelz zu. „Das hier ist eine Freiluftdisko mit Badezugang. Hier kümmert sich niemand drum“, sagt Anwohnerin Sibylle Raasch. „Es wird in die Gärten gepinkelt, hinter dem Haus meiner Nachbarin hatten sie Sex und es wird mit Drogen gedealt.“ Etwa zehn Anwohner versammeln sich um die Szenerie, ihnen gehen die Maßnahmen nicht weit genug.
Werner-Boelz lässt die Anwohner ihre Wut aussprechen, geht dann weiter zum Fototermin vor der Brücke. Während er gemeinsam mit Kai-Uwe Jacobsen vom Fachamt Management des öffentlichen Raums eines der neuen Schilder zeigt, springen direkt im Hintergrund drei Jugendliche unbeeindruckt ins Wasser.
Massenpartys am Winterhuder Kai: Bezirk in Bedrängnis
Der Bezirk ist in einer Zwickmühle. „Man muss verschiedene Interessen zusammenbringen. Natürlich brauchen die Menschen Orte, an denen sie sich erholen können“, sagt Jacobsen. „Wir können die Grünanlagen nicht abschließen wie Planten un Blomen.“ Ein generelles Alkoholverbot würde hier zu sehr einschränken, sagte er, davon wären auch Hamburger:innen betroffen, die abends nur gemütlich ein Glas Wein trinken wollen.
Obwohl sich einige Jugendliche bei dem Termin unbeeindruckt zeigten, hofft Werner-Boelz, dass die Schilder Aufmerksamkeit erzeugen. Zusätzlich soll die Polizei in Zukunft öfter vorbeischauen und die Lage kontrollieren. Jacobsen sagt, unter dem bekannten Grillverbotsschild werde noch ein weiterer Hinweis angebracht, der alle an die Regeln erinnert. Ob die Appelle Früchte tragen, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.