• Der Jungfernstieg funktioniert so wie er ist ganz prima, meint MOPO-Chefreporter Thomas Hirschbiegel.
  • Foto: imago/Joko

Hamburger City autofrei?: Kommentar: Tobt euch woanders aus, ihr Stadtplaner!

Altstadt –

Ja, ja das böse Auto ist an allem Schuld. Also verdrängen wir die bösen Blechkisten am besten, schaffen sie gänzlich ab oder erlauben sie nur noch in ländlichen Gebieten – das scheint so der Meinungs-Trend zu sein, dem Tausende wie die Lemminge folgen. Jetzt soll also auch die Hamburger Innenstadt weitgehend autofrei werden. Autos raus und alles wird paradiesisch – das sind so die Thesen von Rot-Grün. Grober Unfug! 

Im Mittelpunkt der rot-grünen Pläne steht der Jungfernstieg. Fußgänger und Radfahrer sollen hier Vorrang haben und nur noch Busse fahren. Warum? Der Jungfernstieg funktioniert doch so wie er ist ganz prima. Es gibt breite Boulevards für Fußgänger und lediglich zwei Fahrspuren für den Individualverkehr. Einziges Manko: Der kaum sichtbare Fahrradweg auf der Wasserseite muss dringend verändert werden. Hier kommt es dauernd zu Konflikten mit Fußgängern.

Video: Baut das alte Hamburg wieder auf!

Kunden auszusperren ist der falsche Weg

Anders die Situation am Neuen Wall. Der ist ziemlich eng, hier sollten Fußgänger Vorrang bekommen und eine zumindest zeitweise Sperrung für den Autoverkehr ist sicher sinnvoll. 

Zurück zur Grundsatzfrage: Wie soll die City attraktiver werden? Und wie soll sie der wachsenden Konkurrenz in der HafenCity Paroli bieten können? Da kommt es darauf an, überhaupt wieder mehr Käufer in die Innenstadt zu locken. Durch die Corona-Krise verschärft, leiden vor allem kleinere inhabergeführte Läden extrem. Pleiten drohen. Hier müssen Stadt und Vermieter dringend helfen. Sonst wird das Angebot in unserer City irgendwann komplett langweilig.

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Hier alle Kunden auszusperren, die zum Beispiel aus Alters-oder Gesundheitsgründen auf das eigene Auto angewiesen sind, ist der falsche Weg.  

Dann sollten aber tatsächlich einige Orte autofrei werden. Der Burchardplatz am Chilehaus ist eine städtebauliche Perle, die aktuell als Parkplatz missbraucht wird. Hier könnte der vielleicht schönste Platz Hamburgs entstehen. Ähnliches gilt auch für Hopfenmarkt, Georgsplatz oder Getrudenkirchhof. Hier könnt ihr euch mal austoben, ihr Stadtplaner. Aber gebt euch bei der Platz-Gestaltung mal Mühe und schafft nicht nur öde Beton-Freiflächen, wie sonst immer. Wann wurde in Hamburg eigentlich das letze mal ein neuer Brunnen aufgestellt? Zur Kaiserzeit?

Die andere Meinung: Die Innenstadt muss lebendiger und attraktiver werden

Mein Fazit: Weniger Autoverkehr tut der City gut, er ist aber kein Allheilmittel. Wichtiger ist, dass sich der Senat endlich einmal ernsthaft mit der negativen Entwicklung in der Innenstadt beschäftigt. Wenn es nämlich so weitergeht, kaufen alle im Internet und keiner hat mehr einen Grund, überhaupt in der Innenstadt zu flanieren. Egal, ob wir dann dort noch Auto fahren dürfen oder nicht.     

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