• Fahrschüler- und Lehrer sitzen dicht nebeneinander. Das Ansteckungsrisiko ist enorm.
  • Foto: hfr

Hamburger Fahrlehrer in Sorge: Trotz Corona – warum müssen wir weiterfahren?

Das Coronavirus macht sich in Deutschland breit, auch im Norden erkranken täglich mehr Menschen an dem neuartigen Virus. Kanzlerin Merkel appellierte am Mittwochabend an die Bürger, Abstand zu halten und soziale Kontakte zu vermeiden. In Hamburg sind Schulen, Kitas und viele Büros bereits dicht. Fahrschulautos fahren aber weiter durch die Stadt – trotz immenser Ansteckungsgefahr.

Die Hamburger Innenbehörde hat zwar die theoretischen Farschulkurse bereits verboten – allerdings nicht die Praxis. Und das, obwohl in einem Fahrschulwagen von mindestens 1,50 Metern Sicherheitsabstand absolut nicht die Rede sein kann. Laut Innenbehörde werden die Fahrschulen nicht als Bildungseinrichtungen angesehen und fallen somit nicht unter die Richtlinien der Allgemeinverfügung. 

Fahrlehrer in Hamburg: „Spielen mit Gesundheit“

In Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen, Baden Württemberg und vielen weiteren Bundesländern ist das anders, dort stehen die Wagen still – zurecht, findet der Hamburger Fahrlehrer Torsten R. „Die Behörde spielt mit der Gesundheit der Fahrlehrer. Trotz der Schutzmaßnahmen der Regierung müssen wir weiterfahren. Ich habe zwar Desinfektionsmittel im Auto, doch das kann ja nicht die Lösung sein.“

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Fahrschulen in Hamburg: Es gibt keine klare Regelung

Auch Jonathan H., Fahrlehrer aus Wilhelmsburg, ist empört über die Entscheidung der Innenbehörde: „Die Allgemeinverfügungen der Stadt Hamburg sind gut, aber die Fahrlehrer wurden vergessen. Es ist alles sehr schwammig.“ Ein vernünftiger Unterricht sei durch die diversen Verfügungen derzeit ohnehin nur schwer zu gewährleisten. „Fahre ich bei einer Autobahnfahrt über die Landesgrenzen, habe ich ein Problem, da es dort für die Fahrschulen eigentlich verboten ist, zu fahren“, sagt H. Auch der Wegfall der Theoriekurse seit Sonntag verhindere eine vollwertige Ausbildung.

Fahrschul-Chefin: „Uns sind einfach die Hände gebunden“

Rebecca L. ist die Chefin der Hamburger Fahrschule, bei der auch Jonathan H. beschäftigt ist. Sie ist verantwortlich für ihre Mitarbeiter. Durch die unklare Regelung stünden in ihrer Fahrschule Existenzen auf dem Spiel, wie sie erklärt. „Es muss jetzt endlich beschlossen werden, dass auch Fahrlehrer nicht mehr fahren dürfen. Ansonsten haben wir keinen Anspruch auf Fördertöpfe. Uns sind einfach die Hände gebunden.“

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Für sie und ihre Mitarbeiter sei die tägliche Arbeit in der Coronakrise nicht nur existenzbedrohend, sondern schlichtweg auch gesundheitsgefährdend. „Wir haben Schüler, die aus Ski-Urlauben wiederkommen und mit uns im Auto sitzen. Da ist die Ansteckungsgefahr groß. Doch wir müssen weiterfahren, da es keine klare Regelung gibt.“

Hamburg: Viele Fahrlehrer gehören zur Risikogruppe

Besonders heikel: Viele Mitarbeiter gehören zur Risikogruppe. „Viele Fahrlehrer und auch viele Prüfer sind schon über 60 und sitzen dicht an dicht mit Fahrschülern im Auto.“ Doch sie müssten arbeiten, um über die Runden zu kommen und das Risiko in Kauf nehmen, weil die Innenbehörde es offenbar nicht für nötig halte, den Fahrschulen ein Fahrverbot zu erteilen, wie es beispielsweise  in Niedersachsen schon seit dem 17. März der Fall ist, so L. Sie fordert eine einheitliche Regelungen für alle Bundesländer.

Fahrschulen: Einheitliche Regelung nicht vorhanden

Doch die ist aktuell nicht in Sicht. Laut Hamburger Innenbehörde ist das Verbot nicht nötig. In einem Statement an den Fahrlehrerverband heißt es nur: „Es gelten die allgemeinen Empfehlungen im Hinblick auf das Einhalten hygienischer Vorkehrungen und Verhaltensweisen.“ Wie diese hygienischen Vorschriften in einem Fahrschulauto eingehalten werden sollen, steht dort nicht.

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