Ein Mietvertrag (Symbolbild). In Hamburg steigen die Mieten immer weiter – deswegen orientieren sich viele auf der Suche nach einer Wohnung um.
  • Ein Mietvertrag (Symbolbild). In Hamburg steigen die Mieten immer weiter – deswegen orientieren sich viele auf der Suche nach einer Wohnung um.
  • Foto: IMAGO / Hanno Bode

Hamburger finden „keine bezahlbaren Mietwohnungen mehr“

Wer mit seiner Familie ein Haus kaufen wollte, hat schon immer das Hamburger Umland im Blick gehabt. Das Angebot ist größer und die Preise sind kleiner. Doch erstmals kehrt sich das Verhältnis auch bei Mietwohnungen um.

Anfang 2024 suchten die Bewohner der sieben größten deutschen Metropolen erstmals mehr im Speckgürtel nach einer neuen Mietwohnung (41,9 Prozent) als innerhalb der Stadtgrenzen (35,8 Prozent). Im Vorjahr waren die Verhältnisse noch entgegengesetzt: Anfang 2023 sahen sich 43,8 Prozent der Suchenden innerhalb der Stadt um und nur 35 Prozent suchten im Umland. Das ist laut einer Erhebung von Immoscout24 die größte Bewegung innerhalb der vergangenen fünf Jahre.

Wohnungsmarkt in Hamburg: Menschen sind gezwungen, im Umland zu suchen

„Die Mehrheit der Menschen findet in den Metropolen keine bezahlbaren Mietwohnungen mehr. Sie sind gezwungen, ihre Suche auf das erweiterte Umland der Metropolen auszuweiten. Besonders drastisch zeigt es sich in Berlin, wo innerhalb von fünf Jahren die Suchanfragen für Mietobjekte innerhalb der Stadt um fast 20 Prozentpunkte abgenommen haben“, erklärt Gesa Crockford, Geschäftsführerin von ImmoScout24.

Suchten zu Beginn des Jahres 2019 noch knapp 50 Prozent nach Wohnungsangeboten in Großstädten wie Hamburg, so sind es laut Immoscout24 im Frühjahr 2024 nur noch 35,8 Prozent. Im Speckgürtel hingegen stieg die Zahl stark, von 32,9 Prozent auf 41,9 Prozent. So wird zwar weiterhin in der Stadt gesucht, aber parallel suchen viel mehr Mieter als vorher auch im Umland. Selbst der richtig ländliche Raum wird attraktiver: Von 8,5 auf 12 Prozent stieg die Zahl derer, die sich auch richtig auf dem platten Land umsehen.

Nicht nur Hauskäufer suchen im Speckgürtel

In Hamburg ist der Trend dabei noch nicht so ausgeprägt wie in Berlin, München und Stuttgart. Die Mehrheit (43 Prozent) sucht noch bevorzugt innerhalb Hamburgs. Allerdings mit deutlich sinkender Tendenz, vor fünf Jahren waren es noch 57 Prozent. Mittlerweile sucht jeder Dritte Interessent auch im Speckgürtel, 2019 war es nur jeder Vierte. Auch richtig weit aufs Land raus wollen einige nun, die Zahl stieg von 8,7 Prozent auf 11 Prozent.

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Unter Kaufsuchenden ist der Speckgürtel schon lange bevorzugt. Aber erstmals entfallen darauf mehr als 40 Prozent der Suchanfragen, gefolgt vom ländlichen Raum auf Rang zwei mit 26 Prozent. Das Interesse nach Eigentum innerhalb der Metropole nimmt aufgrund der gestiegenen Preise weiter ab.

Wohnung Hamburg: Abwanderung verschärft sich

Ob für die Ausbildung oder fürs Studium – schon immer sind junge Leute aus Seevetal, Pinneberg oder Buxtehude nach Hamburg gezogen, weil das Großstadtleben lockte. Das kehrte sich stets um, wenn Mitte 30 die Familienplanung startete und mehr Geld auf dem Konto war. In dieser Altersgruppe ziehen laut Statistikamt sehr viele Menschen heraus aus Hamburg, sowohl gebürtige Hanseaten als auch einstmals Zugezogene.

Und diese Entwicklung verschärft sich seit einigen Jahren: Während in früheren Jahren unterm Strich jährlich rund 8000 Menschen mehr ins Umland gezogen sind als von dort in die Stadt, sind es heute deutlich mehr als 10.000. Hohe Mieten und knapper Wohnraum in Hamburg dürften dabei eine zentrale Rolle spielen. Insbesondere Azubis, Studierende und junge Berufstätige finden kaum noch bezahlbare Wohnungen oder WGs und gucken sich lieber im Umland um.

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Ganz besonders stark zeigt sich der Effekt im Kreis Pinneberg und im Landkreis Harburg. Schon 2021 waren rund 2600 Personen aus dem Landkreis Harburg nach Hamburg gezogen. Gleichzeitig packten aber fast 5000 Städter ihre Koffer und zogen in den Landkreis. Aus dem Kreis Pinneberg wechselten 3700 Menschen nach Hamburg und knapp 6000 verlegten ihren Wohnort nach Pinneberg. Für Stormarn, Segeberg und Lauenburg sieht die Lage ähnlich aus.

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