Blick auf die Elbphilharmonie Hamburg, daneben montiert eine Coronavirus-Illustration
  • In Hamburg entfallen die letzten Corona-Regeln.
  • Foto: imago images/Montage: MOPO

Hamburger entdecken neue Wirkstoffe gegen Corona

Ist ein Medikament gegen Corona in greifbarer Nähe? Zumindest macht eine neue Studie Hoffnung – denn unter der Leitung von Forschenden der Universität Hamburg konnten Stoffe entdeckt werden, die wirksam gegen das Coronavirus sind. Das Besondere: Es sind alles bekannte und erprobte Naturstoffe.

So ist es dem internationalen Team gelungen, drei natürliche Substanzen zu identifizieren, die wirksam gegen das Coronavirus sind. Die Stoffe haben alle eins gemeinsam: Sie binden an die Papain-like Protease (PLpro), ein Enzym, das wichtig für den Lebenszyklus des Coronavirus ist.

Hamburger Forschende legen Grundstein für Corona-Medikament

Um die Stoffe zu finden, haben die Forschenden sich durch eine umfassende Datenbank gearbeitet: „Wir haben 500 Substanzen aus der Karachi Library of Natural Compounds daraufhin getestet, ob sie an die Papain-like Protease des neuartigen Coronavirus binden“, erläutert die Hauptautorin der Studie, Vasundara Srinivasan von der Universität Hamburg. „Ein Wirkstoff, der sich an der richtigen Stelle an das Enzym bindet, kann dessen Funktion blockieren.“

Die Chemikerin Dr. Vasundara Srinivasan von der Universität Hamburg ist Hauptautorin der jetzt in einem Nature-Fachblatt erschienenen Studie. UHH/Gevorgyan
Dr. Vasundara Srinivasan
Die Chemikerin Vasundara Srinivasan von der Universität Hamburg ist Hauptautorin der jetzt veröffentlichten Studie.

Denn die PLpro wirkt wie eine molekulare Schere: Dringt ein Coronavirus in eine Zelle ein, zwingt das Virus die Zelle zur Herstellung neuer Virusbauteile. Diese Virusproteine werden als lange Kette hergestellt, die letztlich von der PLpro richtig zugeschnitten werden. Bindet jedoch ein Stoff an das Scheren-Enzym, wird dieser Prozess verhindert und die Virusvermehrung wird unterbrochen.

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Um die 500 Proben zu untersuchen, reicht ein herkömmliches Mikroskop jedoch nicht aus. So wurden Röntgenstrahlen in dem Teilchenbeschleuniger „Petra III“ am Desy eingesetzt, um ein dreidimensionales Modell des Enzyms abzubilden. Die Ergebnisse wurden Anfang August in einer Studie in einer wissenschaftlichen Fachzeitschrift veröffentlicht.

Kampf gegen Corona: Drei Stoffe erweisen sich als effektiv

Die drei Stoffe, die sich tatsächlich mit dem Scheren-Enzym verbanden, sind dabei schon bekannt. Einmal Hydroxyethylphenol (YRL) aus dem Hennastrauch („Lawsonia alba“), welches gegen Herzrhythmusstörungen eingesetzt wird. Dann Hydroxybenzaldehyd (HBA) aus dem Kupferblatt („Acalypha torta“), ein bekanntes Antitumormittel, und zuletzt das entzündungshemmende Methyldihydroxybenzoat (HE9), welches aus der Studentenblume („Tagetes patula“) isoliert werden kann. Im Labor verlangsamten die Stoffe die Aktivität von PLpro in lebenden Zellen um 50 bis 70 Prozent.

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„Der Vorteil dieser Substanzen ist ihre erwiesene Sicherheit“, ergänzt Prof. Christian Betzel, einer der leitenden Wissenschaftler. Vorbei ist die Forschung damit jedoch nicht, wie der Wissenschaftler durchblicken lässt: „Ob und wie ein Coronamittel auf Grundlage dieser Wirkstoffe entwickelt werden kann, wird jetzt weiter untersucht.“ An den Experimenten waren Forschende aus Brasilien, Großbritannien, Pakistan, Slowenien und Deutschland sowie europäischer Forschungseinrichtungen beteiligt.

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