Hamburgs altes Hauptpostamt
  • Hamburgs altes Hauptpostamt, in. dem sich auch die Location „Hühnerposten“ befindet
  • Foto: Florian Quandt

Hamburger Kult-Club & Event-Location droht das Aus

Ü-30-Parties, Silvestersausen, Firmenfeiern und Abi-Bälle – der „Hühnerposten“ zählt seit vielen Jahren zu den bekanntesten Veranstaltungsorten der Stadt. Jetzt droht der Location am Hauptbahnhof das Aus – wegen Corona: Am 29. Juni treffen sich Vermieter und Clubbetreiber vor Gericht. Es geht um Mietrückstände und zwei versuchte Zwangsräumungen.

„Gastronomie geht nur mit Herzblut“, sagt Timo Kollmeier, geschäftsführender Gesellschafter des Clubs zur MOPO: „Ich habe den Laden hier in den letzten 15 Jahren aufgebaut und alle Energie reingesteckt.“ Mit Erfolg: Große Hamburger Unternehmen feierten in dem denkmalgeschützten Gebäude der alten Hamburger Hauptpost, es fanden Messen statt, im Club tanzten am Wochenende bis zu 1500 Gäste auf zwei Ebenen.

Timo Kollmeier, geschäftsführender Gesellschafter des „Hühnerpostens“. Timo Kollmeier.- Marius Röer
Timo Kollmeier, geschäftsführender Gesellschafter des „Hühnerpostens“.
Timo Kollmeier, geschäftsführender Gesellschafter des „Hühnerpostens“

Hamburger Club droht die Räumung

Bis zum März 2020, als im Hühnerposten – wie in den meisten Partytempeln weltweit – die Lichter ausgingen. Corona war das Ende des Nachtlebens. „Viele Vermieter von Gastrobetrieben halten sich an die gesetzlichen Vorgaben“, sagt Anwalt Michael Semder, der den Geschäftsführer des „Hühnerpostens“ in dem Prozess vertritt: „Im Fall meines Mandanten fordert der Vermieter die volle, ungeminderte Miete, kündigte im Herbst 2020 den Mietvertrag und versucht, den Club aus den Räumlichkeiten zu schmeißen.“ Der „Hühnerposten“ gehört zum Immobilienportfolio einer Milliardärsfamilie aus Nordrhein-Westfalen.

Das könnte Sie auch interessieren: Wegen Corona: Hamburgs Kiezwirte auf Zinne

Anwalt Michael Semder vertritt den „Hühnerposten“ vor Gericht Marius Röer
Anwalt Michael Semder
Anwalt Michael Semder vertritt den „Hühnerposten“ vor Gericht.

Als Grund gibt der Vermieter Mietrückstände an. Der „Hühnerposten“ kostet eine fünfstellige Summe an Miete jeden Monat – was ohne Einnahmen nicht lange zu wuppen ist. Irgendwann waren die Rücklagen aufgebraucht, und die staatlichen Beihilfen flossen noch nicht. Als die ersten Hilfsgelder ausgezahlt wurden, hatte der Vermieter schon gekündigt und zwei Mal die Zwangsräumung versucht. Gewerbemieter fliegen viel schneller aus ihren Mietverträgen als Wohnungsmieter: Zwei Mieten nicht gezahlt, schon versucht der Vermieter, die Fläche zu räumen.

Seit März 2020 geschlossen: die Eventflächen im „Hühnerposten“. Marius Röer
Blick in den leeren Club „Hühnerposten“
Seit März 2020 geschlossen: die Eventflächen im „Hühnerposten“.

Timo Kollmeier klagte gegen die Kündigung. Letzter Rettungsanker vor Gericht: Im Dezember 2020 entschied der Gesetzgeber, dass bei „Wegfall der Geschäftsgrundlage“ nur noch die Hälfte der Gewerbemiete gezahlt werden muss. Das hat Kollmeier getan. Der Vermieter dagegen pocht auf die volle Summe. Es ist die letzte Chance für eine der größten Event-Locations der Stadt. Ein Nachmieter soll bereits bereitstehen. Er kommt nicht aus dem Gastrobereich.

Email
Share on facebook
Share on twitter
Share on whatsapp