Hamburger Polizei droht Klima-Kleberin mit Innenstadt-Verbot
Ohne Vorwarnung klopfen Polizeibeamte an die Tür von Margret S. Die 56-jährige Klimaaktivistin gilt als „Gefährderin“. Mehrfach hat sie sich auf Straßen festgeklebt und wurde von der Polizei weggetragen. Jetzt sagt die Polizei: Entweder sie hört damit auf, oder sie darf nicht mehr in die Hamburger Innenstadt.
„Als die Polizei am Montag bei mir klingelte, war ich völlig überrascht“, sagt Margret S. Die Polizeibeamten halten bei ihr eine sogenannte „Gefährderansprache“. Das ist sowas wie „der letzte Warnschuss”, erklärt ein Polizeisprecher auf MOPO-Anfrage.
Hamburger Klima-Kleberin unter Beobachtung
Margret S. arbeitet in der Sozialpsychiatrie und engagiert sich privat als Klimaaktivistin in den Gruppen „Extinction Rebellion“ und „Letzte Generation”. Im Rahmen von Demos protestierte die 56-Jährige unter anderem vor Gebäuden der Energiekonzerne RWE und Exxon.
Außerdem klebte sie sich auf der Kennedybrücke und auf der Kreuzung vor dem Dammtorbahnhof fest, wo es deswegen zu Verkehrsblockaden kam. Laut Polizei sei S. durch mehrere Delikte aufgefallen, darunter Nötigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt.
Klima-Kleberin droht Aufenthaltsverbot
Die Polizei macht deutlich: Wenn sie noch einmal durch ein Delikt auffällt, drohe ihr ein Aufenthaltsverbot. Das würde im Umkreis der Orte gelten, „wo sie Strafen begeht oder begangen hat”, so ein Polizeisprecher. Weil sich S. schon an mehreren Stellen in der Innenstadt festgeklebt hat, kann es sein, dass sie die City für bis zu sechs Monate meiden müsste.
„Wenn sie sich dem widersetzt, bekommt sie ein Ordnungswidrigkeitsverfahren und ein Bußgeld“, so der Sprecher. Eine Gefährder-Ansprache verwende die Polizei bewusst ohne Vorankündigung als eine Art „milde“ Vorwarnung.
Klima-Kleberin: „Bewegung wird mundtot gemacht”
„Damit wird die Klimaschutzbewegung mundtot gemacht“, ist sich Margret S. sicher. Für den Klimaschutz engagiert sie sich, weil sie schon viele geliebte Menschen an Krebs verloren hat. „Es gibt so viele schädliche Umwelteinflüsse mittlerweile und wir müssen etwas tun, bevor es ganz zu spät ist”, sagt sie.
Das Festkleben sieht S. als letzte Chance für Aufmerksamkeit zu sorgen, andere Aktionen von Klimaschützern würden ihrer Ansicht nach kaum noch Beachtung finden. Jetzt will sie sich aber erstmal nicht mehr festkleben. „Ich habe beruflich auch in der Innenstadt zu tun, das kann ich mir nicht leisten“, sagt sie.
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Nach eigener Aussage sei sie das letzte Mitglied von „Extinction Rebellion“ in Hamburg gewesen, das sich festklebt – auch weil einige andere Mitglieder schon Aufenthaltsverbote bekommen haben sollen.