Hamburger Regisseurin über Genitalverstümmelung: Dieser Film macht Eindruck!
Am Wochenende war der „Internationale Tag gegen weibliche Genitalverstümmelung“ – ein Thema, dem in Deutschland immer noch viel zu wenig Beachtung geschenkt wird. Die Hamburger Regisseurin Sarah Fürstenberg will das ändern und klärt in einem eindrucksvollen Kurzfilm über das grausame Ritual auf. Die Bundesregierung will gefährdeten Mädchen und Frauen nun mit einem „Schutzbrief“ helfen.
Zusammen mit dem Verein „Nala“ und der Kinderrechtsorganisation „Plan International“ will Fürstenberg auf das Thema aufmerksam machen und in Deutschland für den Umgang mit weiblicher Genitalverstümmelung sensibilisieren, die nicht das geringste mit der bei Jungen vorgenommenen Beschneidung zu tun hat. Der zweiminütige Film „#TheOtherVulva“ zeigt die Prozedur symbolisch anhand von aufgeschnittenen Früchten, die in ihrer Form an das weibliche Geschlechtsteil erinnern.
Ihr Film soll aufklären: Hamburger Regisseurin widmet sich Tabuthema Genitalverstümmelung
Dazu informiert die in Deutschland lebende Westafrikanerin Angelica Akpovo in dem Film über die Genitalverstümmelungen auf dem afrikanischen Kontinent. Der Film setzt sich so respektvoll und mit der nötigen Sensibilität mit dem Tabuthema auseinander.
Weltweit sind nach Angaben von „Plan International“ rund 200 Millionen Mädchen und Frauen beschnitten, vor allem in afrikanischen Ländern. Allein in Deutschland leben Schätzungen zufolge mehr als 67.000 Betroffene.
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„Es muss ein Umdenken in den Köpfen stattfinden“, sagte Fadumo Korn, Vorsitzende von „Nala“. „Prävention ist der Schlüssel. Wir brauchen mehr Menschen, die auf Augenhöhe über das Thema aufklären“, so Korn. Mit erhobenem Zeigefinger lasse sich eine solche, in vielen Ländern tief verankerte Tradition nicht aus der Welt schaffen, meint auch „Plan“-Geschäftsführerin Maike Röttger. Nur durch Aufklärung und Respekt gegenüber anderen Kulturen gelinge es, die Menschen zu einem nachhaltigen Umdenken zu bewegen.
Weibliche Beschneidung: Tausende Mädchen gefährdet
Auch die „TaskForce für effektive Prävention von Genitalverstümmelung“ erinnerte noch einmal daran, dass in Deutschland mehr als 330.000 Mädchen und Frauen aus Risikoländern leben, davon 22.000 Minderjährige aus Hochrisikoländern, in denen die Verstümmelungsrate bei 75 Prozent oder mehr liegt.
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Die „TaskForce“ forderte die Regierung auf, ihrer Schutzpflicht nachzukommen. Sie fordern unter anderem die Einführung einer Untersuchungspflicht (mit Überprüfung der genitalen Unversehrtheit) für minderjährige Mädchen aus Risikogruppen oder für alle in Deutschland lebenden Kinder. Zusätzlich sollte es eine gesetzliche Meldepflicht für erkannte oder bevorstehende Verstümmelungen geben. Auch kollektive familienrechtliche Maßnahmen für alle Mädchen aus der Risikogruppe werden von der „TaskForce“ gefordert.
Bundesregierung stellt „Schutzbrief“ vor
Familienministerin Franziska Giffey (SPD) hat indes am Freitag einen von mehreren Bundesministern unterzeichneten „Schutzbrief“ vorgestellt, der dabei helfen soll, Mädchen vor Genitalverstümmelung zu bewahren. Das Dokument im Format eines Reisepasses enthält rechtliche Hinweise und Hilfsangebote und soll darauf hinweisen, dass Genitalverstümmelung in Deutschland strafbar ist – auch bei einer Durchführung im Ausland. Mädchen, denen eine solche Prozedur droht, sollen den „Schutzbrief“ bei sich tragen, insbesondere bei Reisen in ihre Herkunftsländer.
Laut Giffey kann das Dokument auf den Internetseiten der Bundesregierung heruntergeladen werden und soll zudem in gedruckter Form bei Beratungsstellen, Hilfsorganisationen und in Arztpraxen ausliegen. Der „Schutzbrief“ soll unter anderem auf Englisch, Französisch und in vielen afrikanischen und asiatischen Sprachen zur Verfügung gestellt werden.