Hamburger Traditionswerft hat Insolvenzantrag gestellt
Die traditionsreiche Hamburger Werft Pella Sietas in Neuenfelde hat wie angekündigt einen Insolvenzantrag gestellt „Es ist vollbracht“, teilte die Prokuristin Natallia Dean der Pella Sietas GmbH am Donnerstagabend der dpa mit. Bereits 2011 war die Jahrhunderte alte Werft an der Estemündung zahlungsunfähig, wurde später aufgekauft.
Nach Angaben der IG Metall Hamburg hat die Geschäftsleitung am Mittwoch die Belegschaft in einer Betriebsversammlung über den bevorstehenden Insolvenzantrag für die Pella Sietas GmbH informiert. „Die Mitarbeiter warten bereits seit Monaten auf ihre Entgelte und bekommen teilweise seit Anfang Juli Unterstützung von der Agentur für Arbeit“, sagte der Zweite Bevollmächtigte der Gewerkschaft, Emanuel Glass. „Die Nachricht von der Insolvenz kommt deshalb nicht unerwartet, sie löste dennoch bei den Mitarbeitern tiefe Betroffenheit aus.“ Zuständiges Insolvenzgericht ist das Amtsgericht Hamburg, das nun ein vorläufiges Insolvenzverfahren eröffnen und einen Insolvenzverwalter benennen muss, der dann das Ruder bei dem Unternehmen übernimmt.
Hamburg: Sietas Werft insolvent
Vor wenigen Wochen hatte Alexander Voigtsberger von der Finanzabteilung der Werft auf MOPO-Nachfrage bestätigt, dass im Mai und Juni 2021 keine Löhne und Gehälter ausgezahlt wurden. Ein Mitarbeiter hatte leere Materiallager und die Verzweiflung besonders der älteren Kollegen geschildert. Voigtsberger hingegen hatte sich in Optimismus versucht und auf „sehr gut gefüllte Auftragsbücher“ verwiesen.
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Die für Spezialschiffe bekannte Werft im Hamburger Hafen zählt zu den ältesten Schiffbaubetrieben weltweit. Erstmals 1635 urkundlich erwähnt blieb sie über neun Generationen hinweg in Familienbesitz. Seit 2014 gehört sie zur in St. Petersburg sitzenden russischen Pella Shipyard, die die Werft aus einer früheren Insolvenz heraus übernommen hatte. Seitdem firmiert sie als Pella Sietas GmbH. Am Südufer der Elbe an der Mündung des Nebenflüsschens Este im Stadtteil Neuenfelde arbeiten nach früheren Angaben rund 350 Menschen, derzeit sollen es noch rund 290 sein. Hinzu kommen bis zu 800 Leih- und Werkvertragsarbeiter.
Amtsgericht Hamburg wird Insolvenzverwalter benennen
Die Werft leidet regelmäßig unter großen Problemen wegen der Verschlickung des Hafenbeckens: Ohne Baggerarbeiten oder regelmäßige Spülungen können fertige Schiffe die Werft nicht verlassen. Die Werft arbeitet derzeit unter anderem an einem Eisbrecher, der im Herbst 2020 auf Kiel gelegt wurde. Das 28 Meter breite Schiff soll voraussichtlich 2023 vom Stapel laufen (dpa/ste).
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Textes hieß es, dass für die Pella Sietas Werft Bürgschaften von Bund und Land bestünden. Das trifft nicht zu. Diese Bürgschaften bestanden für die Sietas Werft vor der Übernahme durch die Pella Werft im Jahr 2014. Für das Unternehmen Pella Sietas Werft haben Bund und Land keine Bürgschaften übernommen. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.