• Der Hamburger Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar (62) fordert dazu auf, bei Corona-Maßnahmen stärker abzuwägen.
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Hamburger Wirtschafts-Professor: „Isoliert nicht alle – nur Ältere und Vorerkrankte“

Rotherbaum –

Gerade hat Charité-Virologe Christian Drosten erklärt, dass er nicht glaubt, dass wir „in irgendeiner absehbaren Zeit“ wieder volle Fußballstadien haben können. Denn er und andere Experten prognostizieren, dass die Corona-Ausnahme-Situation mindestens bis Ende des Jahres anhält. Der Wirtschaftsprofessor Thomas Straubhaar fordert angesichts solcher Szenarien alternative Strategien: Es sollen nur noch Ältere und Vorerkrankte geschützt werden.

Wirtschaftswissenschaftler Straubhaar von der Uni Hamburg fordert in der „Welt“ eine Abkehr von der Strategie des „Spiels auf Zeit“, die es nötig macht, das öffentliche Leben nahezu lahmzulegen. Statt die Zahl der Infizierten über einen möglichst langen Zeitraum zu strecken – um Zeit für einen Impfstoff zu gewinnen und nicht zu viele Patienten zeitgleich in den Krankenhäusern versorgen zu müssen – will er vor allem die Alten und Vorerkrankten schützen.

Hamburger Uni-Professor: Gesunde sollen sich ruhig anstecken

„Wäre es nicht klüger, die zu isolieren, die besonders geschützt werden müssen? Und bei allen anderen, bei denen wir nach heutigem Wissensstand davon ausgehen können, dass ihr Leben durch das Virus nicht bedroht ist, lassen wir eine Infektion kontrolliert zu“, so Straubhaar gegenüber dem Magazin „Capital“.

Sein Vorschlag: „Isolieren wir die Hochrisikogruppen. Wer eine bestimmte Altersgrenze überschritten hat oder im Erkrankungsfall besonders an Leib und Leben gefährdet ist, darf Wohnung, Haus, Pflege- oder Altenheim nicht mehr ungeschützt verlassen.“

Coronavirus: Ausgangssperre verliert schnell Akzeptanz

Straubhaar prognostiziert: „Mit jedem Tag Ausgangssperre wird die Akzeptanz in der Bevölkerung abnehmen. Dann steigen die Gesundheitskosten, weil die Menschen depressiv oder aggressiv und sowohl physisch als auch psychisch anfällig für Krankheiten werden.“

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Und mit jedem Monat, in dem der Shutdown von öffentlichem Leben und Wirtschaft anhalte, steigen auch die ökonomischen Kosten. „Das schwächt dann eben auch die Kapazitäten im Gesundheitswesen.“

Straubhaars Fazit gegenüber „Capital“: „Eine Gesellschaft sollte und wird immer abwägen zwischen den kurzfristigen Effekten einer Isolierungsstrategie und den ökonomischen und gesellschaftlichen Folgen, die daraus insgesamt entstehen.“ (san)

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