Hamburg: Der ehemalige Schwimmweltmeister Markus Deibler betreibt sechs Eismanufakturen in Hamburg.
  • Markus Deibler (33) ist Geschäftsführer der Eisdielen-Kette „Luicella's“.
  • Foto: Patrick Sun

Der Eis-König von Hamburg

Bergamotte-Lavendel-, Spargel-, Zitrone-Basilikum-Eis oder doch lieber die Klassiker Erdbeere, Vanille und Schokolade? Mittlerweile lassen sich in fast jedem Stadtteil Eisdielen mit farbenfrohen Spezialitäten finden – handgemacht, vegan und sehr spezielle Sorten sind mittlerweile zum Standard geworden. Doch warum ist das so und wo kommt das Eis eigentlich her? Die MOPO hat mit zwei Eismachern in Hamburg gesprochen.

Im vergangenen Jahr haben die Menschen in Deutschland pro Kopf acht Liter Eis gegessen. Damit liegt Deutschland im europäischen Mittelfeld. In Hamburg sind aktuell 32 Eismanufakturen bei der Handwerkskammer gelistet. Seit 2010 kamen insgesamt neun hinzu, fünf davon alleine im vergangenen Jahr – trotz der Pandemie.

Hamburg: Insgesamt gibt 32 Eismanufakturen

2013 stieg der ehemalige Schwimmweltmeister Marcus Deibler ins Eisgeschäft ein. Damals noch zusammen mit seiner Geschäftspartnerin Luisa, die 2019 ausstieg, gründete er die Eismanufaktur Luicella’s. „Ich habe völlig unabhängig vom Sport damit angefangen“, sagt der 31-Jährige im Gespräch mit der MOPO. „Es ist ein Gute-Laune-Projekt“, sagt er. Die Menschen freuen sich, wenn sie in den Laden kommen und gehen meist mit einem Lächeln.

Sie wollten etwas Neues kreieren, abseits der „Standard-Eissorten“. Eines ihrer ersten Erfolge war das Franzbrötchen-Eis. Jeden Tag gibt es neue Sorten – wer eher zurückhaltend bei Geschmackstests ist, kann sich einen Probierklecks auf seine Kugel Eis geben lassen. „Wir haben sogar mal Spargel-Eis gemacht, was mir sehr gut schmeckte“, sagt Deibler.

Das Eis wurde erstmals im alten China hergestellt

„Die Kenntnisse zur Eisherstellung brachte Luisa 2012 aus Italien mit“, sagt Deibler. Die Italiener haben zwar vor mehreren hundert Jahren die Eisrezeptur verfeinert, erfunden haben sie die beliebte Süßspeise allerdings nicht. Die Anfänge lassen sich auf das alte China zurückführen, wo gefrorenes Wasser mit Früchten und Honig gemischt wurde.

Im 11. Jahrhundert kam das Eis über den arabischen Raum nach Europa, wo das Wasser-Fruchtpüree-Gemisch in Italien verfeinert und zu einer Spezialität wurde. Seit dem 1700 Jahrhundert fand man das Speiseeis in europäischen Kaffeehäusern – die ersten italienischen Eisdielen öffneten 1920 in Deutschland.

Mittlerweile gibt es sechs Luicella’s in Hamburg

Mittlerweile hat Markus Deibler in Hamburg sechs Luicella’s-Läden, einen in Lübeck. Er gibt Workshops zur Eisherstellung und verkauft einige seiner Kreationen in Edeka-Läden in Hamburg. Doch wieso ist das Manufaktur-Eis – was mit 1,80 Euro pro Kugel nicht günstig ist – so beliebt?

Bei Katrin Kerkhoff und den „Eisprinzessinnen“ war am ersten Wochenende ordentlich was los. Patrick Sun
Hamburg:Katrin Kerkhoff betreibt seit 2014 die Eismanufaktur Eisprinzessinnen in Alsterdorf.
Hamburg:Katrin Kerkhoff betreibt seit 2014 die Eismanufaktur Eisprinzessinnen in Ottensen.

„Meine Hoffnung ist, dass mehr Menschen ein besseres Verständnis für gute Produkte entwickeln“, sagt Katrin Kerkhoff (41), die Inhaberin der Eismanufaktur Eisprinzessinnen in Ottensen. Es werde mehr auf Inhaltsstoffe geachtet, vegane Eis-Alternativen werden gut angenommen und viele seien auch bereit, mehr für gute ausgewählte Produkte zu zahlen. Genau wie auch im Luicella’s werden bei der Herstellung ausschließlich natürliche Produkte verwendet. „Viele glauben gar nicht, dass das Mango-Eis so gelb sein kann“, sagt sie – ganz ohne Farbstoffe.

Hamburg: Hausgemachtes Eis bei den Eisprinzessinnen

Die handgemachte Herstellung von Speiseeis ist ein Trend, der noch längst nicht abgeklungen ist. Markus Deibler hat gerade erst seinen neuen sechsten Laden auf der Schanze eröffnet: „Es war der nächste logische Schritt“, sagt er, ihm mache das Geschäft und die immer neuen Aufgaben Spaß – räumt aber auch ein, dass die Dauerbereitschaft stressig ist, gerade mit einem einjährigen Sohn zu Hause.

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Katrin Kerkhoff ist der eine Laden genug: „Vielleicht noch mal ein zweiter“, überlegt sie im Gespräch. Für sie ist es nicht wichtig „höher, schneller, weiter“ zu kommen, es sei verlockend, aber ein ausgeglichenes Verhältnis von Arbeit und Freizeit müsse sein.

Die Begeisterung für immer neue Eiskreationen wird bei beiden so schnell nicht abklingen. Eine spezielle Lieblings-Eis-Sorte haben die beiden nicht, das wechselt immer mit den unterschiedlichen Kreationen. „Gerade liebe ich Banane-Erdnuss-Schoko-Crunch sehr“, sagt Kerhoff. „Davon gab es gestern einen Becher zum Abendbrot.“

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