Hamburgs Erzbischof : Verdacht der Vertuschung: Rom soll über seine Zukunft entscheiden
Der Konflikt um das vom Kölner Kardinal Woelki zurückgehaltene Gutachten zu Missbrauchsfällen spitzt sich weiter zu. Der Hamburger Erzbischof Stefan Heße, der in dem Gutachten kritisch beurteilt wird, hat nun erste Konsequenzen gezogen.
Hamburgs Erzbischof Stefan Heße will den Vatikan über seine Zukunft entscheiden lassen. Er habe die Bischofskongregation in Rom über die derzeitige Debatte über seine Person informiert, teilte das Erzbistum Hamburg am Freitag mit.
In der Debatte geht es um ein Gutachten, in dem Heße eine „indifferente, von fehlendem Problembewusstsein geprägte Haltung“ gegenüber kirchlichen Missbrauchsopfern zugeschrieben wird. Als Personalchef und Generalvikar im Kölner Erzbistum soll Heße geholfen haben, Missbrauchsfälle zu vertuschen.
Hamburgs Erzbischof Heße: Rom soll über seine Zukunft entscheiden
Heße, ein gebürtiger Kölner, hat in seinem Heimatbistum Karriere gemacht, bevor er 2015 als Erzbischof nach Hamburg wechselte. Das Gutachten hatte der Kölner Kardinal Woelki bei einer Münchner Anwaltskanzlei in Auftrag gegeben, es aber kurz vor der Veröffentlichung zurück gezogen, unter anderem, weil Heße seine Persönlichkeitsrechte verletzt sah.
Jetzt soll im März ein neues Gutachten veröffentlicht werden, diesmal erstellt von einem Kölner Strafrechtler. „Auf meine Bitte hin soll Rom prüfen, ob die dann vorliegenden Untersuchungsergebnisse Auswirkungen auf mein Amt als Erzbischof in Hamburg haben“, erklärte Heße.
Erzbischof Heße zu Vorwürfen der Vertuschung
Der Erzbischof versicherte erneut, niemals Missbrauchsvorwürfe gegen Priester vertuscht zu haben. Er könne aber „nicht Richter in eigener Sache sein“ und überlasse das endgültige Urteil deshalb der Instanz, die ihn als Erzbischof eingesetzt habe. Als erste Konsequenz aus der Debatte kündigte er an, sein Amt als Geistlicher Assistent des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK) vorerst ruhen zu lassen. Aufgabe des Geistlichen Assistenten ist es, das Zentralkomitee in theologischen Fragen zu beraten und den Kontakt zur Deutschen Bischofskonferenz zu halten.
Hamburger Erzbischof Heße: Katholische Laien wollen Gutachten sehen
Das Zentralkommittee forderte Woelki am Freitag zur Offenlegung des ersten Gutachtens auf: „Aktuell sind wir Zeuginnen und Zeugen intransparenter Vorgänge im Erzbistum Köln“, kritisierte die Vollversammlung der Laienvertretung. Zwei zurückgetretene Sprecher des Betroffenenbeirats im Erzbistum Köln, Patrick Bauer und Karl Haucke, hatten in der „Süddeutschen Zeitung“ einen „erneuten Missbrauch von Missbrauchsopfern“ beklagt. Sie hätten sich von Woelki unter Druck gesetzt gefühlt, der Nichtveröffentlichung des ersten Gutachtens zuzustimmen, sagten sie. (dpa/ste)