Hamburgs Ranger: Jörg Hartmann – von St. Pauli in den wilden Norden
Duvenstedt –
In Hamburg gibt es aktuell drei echte Ranger, sie pflegen die 34 Naturschutzgebiete der Stadt und klären Besucher auf. Einer von ihnen ist Jörg Hartmann, sein Einsatzgebiet liegt rund um den Duvenstedter Brook. Der MOPO hat er einen Einblick in seine aufregende Arbeit gegeben. Dabei sprach der Ranger über einen ungewöhnlichen Beruf, neugierige Besucher und warum er das Schießen lieber anderen überlässt.
„Die ersten Ranger sind früher durch Amerika geritten und haben nach Wilderern Ausschau gehalten. Ganz so darf man sich das hier aber nicht vorstellen“, sagt Hartmann. Seit 22 Jahren ist der 49-Jährige Naturschutzwart, so die offizielle Berufsbezeichnung der Ranger.
Für ihn ein Traumjob, den er „bis zur Rente durchziehen“ will. Sein Gebiet umfasst unter anderem den Wohldorfer Wald, das Wittmoor und den Duvenstedter Brook. Insgesamt kümmert er sich um circa 4000 Hektar Wiesen, Wälder und Moore, was in etwa einer Fläche von 6000 Fußballfeldern entspricht.
Der Junge von St. Pauli wird Ranger
„Ich bin auf St. Pauli groß geworden und hatte früher mit der Natur nicht viel zu tun. Aber ich war gern im Garten von meinem Vater“, so Hartmann. Eigentlich ist er gelernter Tischler, hat aber schon viele verschiedene Jobs gemacht. „Ich habe auf dem Schlachthof gearbeitet, war Glasschleifer und vieles mehr. Auf dem zweiten Bildungsweg bin ich dann staatlich geprüfter Natur- und Landschaftspfleger geworden.“ Mit seiner Familie lebt er heute in einer 67 Quadratmeter großen Dienstwohnung am Duvenstedter Brook.
Ranger in Hamburg: „Mittelsmann zwischen Mensch und Natur“
„Man ist ein Mittelsmann zwischen Mensch und Natur, damit auch die Kinder und Enkel noch etwas davon haben“, sagt Hartmann. Seine wichtigste Aufgabe ist momentan die Information der Besucher. Denn während der Corona-Krise gehen viele Hamburger zur Erholung gern in den umliegenden Wäldern spazieren. Um es noch besser zu beobachten, laufen die Naturfreunde auch mal dem Damwild hinterher. Ein echtes Problem, gerade jetzt in der Brut- und Setzzeit.
Ranger Hartmann versucht immer erst das Gespräch zu suchen. „Ich sage dann: ‚Stellen sie sich vor ihre Frau ist schwanger und muss einen Marathon laufen, so ähnlich ist das für das Wild‘.“ Der Stress könnte bei den Tieren zu einer Fehlgeburt führen. Ein Großteil der Besucher sei einsichtig, nur im Notfall muss Hartmann auch mal eine Ordnungswidrigkeit ahnden oder die Polizei hinzurufen.
Das braucht es, um ein echter Hamburger Ranger zu werden
„Ich stehe um 7 Uhr auf und um halb vier fällt der Hammer, aber wenn es einen Notfall gibt bin ich natürlich immer da. Das wusste ich aber schon, bevor ich den Job angetreten habe“, sagt Hartmann. Denn zum Job eines Großstadt-Rangers gehört neben der Information der Besucher noch so einiges, wie das Anlegen und Pflegen von Biotopen oder der Bau von Zäunen, Bänken und Freizeiteinrichtungen.
Aktuell sucht die Stadt Hamburg zehn weitere Ranger. „Wer diesen Job machen möchte, sollte zumindest schon einmal eine Bohrmaschine in der Hand gehabt haben.“ Die Jagd überlasse er aber lieber dem Förster. „Natürlich hätte ich auch einen Jagdschein machen können, aber das will ich gar nicht. Ich muss schon manchmal schlucken, wenn verletzte Vögel bei mir abgegeben werden. Denn die überleben meist nicht lange.“
Neben handwerklichem Geschick sei außerdem eine gute Portion Neugierde wichtig. „Ich habe schon wirklich vieles erlebt, aber ich kann mich immer noch für die Natur begeistern und wie sich alles darin entwickelt“, sagt Hartmann.
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Hamburgs Naturschutzgebiete: Wer genau hinsieht, wird belohnt
Den genauen Blick für die Natur müssen viele erstmal lernen. „Momentan haben wir Uhus in den Bäumen. Manche Besucher schauen nur dort hinauf und nehmen dabei nicht die Maus am Wegesrand wahr oder die Herde Dammwild direkt neben ihnen.“ Schon jetzt ist sich Hartmann sicher, dass dieses Jahr ein Schlangenjahr werden wird. Ihre liebste Beute, die Mäuse, hätten sich durch die Trockenheit in letzter Zeit stark vermehren können.
„Von wegen die Klimaerwärmung ist eine Lüge, wir haben hier viele Biologen, die sich um die verschieden Tierarten kümmern und die merken auch, dass diese darunter leiden“, sagt Hartmann. Auch Pflanzen wie Eichen oder dem fleischfressenden Sonnentau mache die Trockenheit zu schaffen. „Am besten an diesem Job finde ich die Gespräche mit den Leuten. Wenn ich merke, sie nehmen etwas mit und ihr Verständnis von der Natur ist gewachsen.“