• Auch Ex-St.Pauli-Coach Holger Stanislawski kandidiert. 
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Handelskammer-Krieg: Drei Jahre nach Rebellen-Sieg – jetzt wird neu gewählt

Die sogenannten Kammerrebellen holten vor drei Jahren fast alle Sitze in der Plenarversammlung der Handelskammer Hamburg. Die lautstark angekündigte Revolution und die damit verbundenen Änderungen blieben allerdings aus. Jetzt wählt die Wirtschaft wieder ihre Vertretung – der Ausgang ist völlig offen.

Rund 160.000 Unternehmen in Hamburg sind aufgerufen, von Montag an ihre Stimme zur Wahl des Handelskammer-Plenums abzugeben. Was in anderen Industrie- und Handelskammern ein eher interner Vorgang mit nur wenig öffentlichem Interesse ist, ist in Hamburg hochspannend.

Kammerrebellen gelang vor drei Jahren ein spektakulärer Sieg in Hamburg

Denn in der Hansestadt mit einer der ältesten und größten Kammern in Deutschland landeten die sogenannten Kammerrebellen vor drei Jahren einen spektakulären Sieg und eroberten 55 von 58 Sitzen in der Kammerversammlung. Gelungen war das mit Kritik an teils verkrusteten Strukturen der Kammer, vor allem aber mit dem Versprechen, die Kammerbeiträge für die Unternehmen abzuschaffen.

Daraus ist nichts geworden, das Wahlversprechen erwies sich als nicht umsetzbar. „Aber wir haben die Beiträge für die kleineren Unternehmen gesenkt und 20 Millionen Euro aus Rücklagen der Kammer zurückgegeben“, sagt André Mücke, einer der einstigen Rebellen und in den vergangenen Monaten als amtierender Präses das Gesicht der Handelskammer nach außen.

Die versprochenen Änderungen der Rebellen wurden nicht umgesetzt

Doch insgesamt fällt die Bilanz der auslaufenden Amtszeit der Plenumsversammlung ernüchternd aus. Tobias Bergmann, der von den Kammerrebellen ins Amt gewählte Präses der Handelskammer, hielt seine Amtszeit nicht durch und zog sich vor gut einem Jahr wegen fehlenden Rückhalts zurück. Die Wahl eines Nachfolgers scheiterte, so dass seitdem Mücke als Vertreter des Präses die Kammer führt.

Vizeptäses der Hamburger Handelskammer, Andre Mücke, spach im Dezember während einer Versammlung.

Vizepräses der Hamburger Handelskammer, Andre Mücke, sprach im Dezember während einer Versammlung eines Ehrbaren Kaufmanns über die Forderungen für das kommende Jahr.

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Auch bei der hauptamtlichen Geschäftsführung der Kammer gelang kein Wechsel, der zu Stabilität geführt hätte. Der langjährige Hauptgeschäftsführer Hans-Jörg Schmidt-Trenz wurde abgelöst und durch Christi Degen ersetzt, die aber nur eineinhalb Jahre im Amt blieb. So sind die beiden Spitzenpositionen in der Kammer seit Monaten unbesetzt und werden kommissarisch verwaltet. Zudem haben etliche Spitzenkräfte die Kammer verlassen. „Die Hamburger Handelskammer hat in den vergangenen drei Jahren erheblich Substanz eingebüßt“, sagt der Vorsitzende des CDU-Wirtschaftsrats Henneke Lütgerath. So denken viele Unternehmer in Hamburg.

Jetzt stehen neue Wahlen im Hamburger Handelskammer-Plenum an

Vor diesem Hintergrund treten nun 139 Hamburger Unternehmerinnen und Unternehmer zur Wahl für die 58 Sitze im Handelskammer-Plenum an. Sie sind eingeteilt in neun Branchen, die jeweils in drei Größenklassen unterteilt sind. Damit reagiert die Kammer auf das Ergebnis der vergangenen Wahl, als fast alle Hamburger Großunternehmen aus der Versammlung flogen und die Kleinunternehmer unter sich waren. Neun der Kandidaten haben ihren Sitz bereits sicher, weil sie die einzigen Kandidaten in ihrer Branche und Größenklasse sind. Der Rest ist völlig offen.

Die meisten Kandidaten treten für eine von drei Wahlgruppen an. Unter der Marke „Starke Wirtschaft Hamburg“ haben sich 52 eher traditionelle Unternehmer zusammengefunden, die sich die „Stimme der Hamburger Wirtschaft zurückholen“ wollen. Sie wirbt damit, zu „100 Prozent rebellenfrei“ zu sein. Einer ihrer Frontleute ist der Tourismus- und Kulturmanager Norbert Aust, langjähriger Geschäftsführer von Schmidts Tivoli und Vorsitzender des Hamburger Tourismusverbands.

Die Rebellen halten unter neuem Namen an ihrer Agenda fest

Unter dem Kürzel „DKsW – die Reformer“ werben die Sieger der jüngsten Wahl um Stimmen, die sich allerdings mittlerweile aufgespalten haben. Die 29 Kandidaten wollen die Beträge weiter senken, sich für Umwelt- und Klimaschutz stark machen und vor allem kleine und mittlere Unternehmen fördern. Ihr bekanntestes Gesicht ist der grüne Kornbrenner und Vizepräses Kai Elmendorf.

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Als „Zukunftskammer – für die Hamburger Wirtschaft von morgen“ tritt schließlich die dritte Initiative an. „Wir vertreten das beste aus beiden Welten“, sagt Walter Pelka, einer der 43 Kandidaten. Die Zukunftskammer wolle an der gewonnenen Offenheit und Demokratisierung der Kammer festhalten und sich auf die Zukunftsfelder Fachkräftesicherung, Klimapolitik, Digitalisierung und Innovation konzentrieren. In ihren Reihen kandidiert auch Vizepräses Mücke.

Viele große Hamburger Wirtschafts-Unternehmen fehlen auf der Kandidatenliste

Viele große Namen der Hamburger Wirtschaft fehlen auf den Kandidatenlisten, auch wenn Unternehmen wie Airbus, Aurubis oder die Haspa durchaus präsent sind. Wie die künftige Führung der Kammer aussieht, ist völlig offen. Das Präsidium wird nun aus den Reihen der Plenarier gewählt – im Gegensatz zu früheren Zeiten. Da wurde der Präses vorher von den Granden der Hamburger Wirtschaft ausgesucht, kandidierte nicht fürs Plenum und wurde dann kooptiert.

Eine besondere Note und mediale Aufmerksamkeit erhält die Wahl durch die Kandidatur des ehemaligen Fußballtrainers Holger Stanislawski, der als Unternehmer einen Verbrauchermarkt führt. Er kandidiert für „Starke Wirtschaft Hamburg“ in der Gruppe III Einzelhandel für einen zu vergebenden Sitz bei den mittelgroßen Unternehmen. Stanislawski hat zwei Gegenkandidaten. Der populäre Fußballer war auch bei den Kammerwahlen vor drei Jahren bereits angetreten, hatte aber nicht den Sprung in die Plenarversammlung der Kammer geschafft.

Kurz vor der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft wird das Ergebnis vorliegen

Die Unternehmen haben nun vier Wochen Zeit, an dem elektronischen Wahlverfahren teilzunehmen oder Briefwahl zu beantragen. Die Wahlbeteiligung lag vor drei Jahren bei 17 Prozent und damit auf einem bundesweiten Spitzenwert. Dieses Mal könnte sie noch höher ausfallen. Die Ergebnisse sollen am 20. Februar vorliegen – drei Tage vor der Wahl zur Hamburgischen Bürgerschaft.

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