Die Postboten in Harburg sind überlastet.
  • Die Postboten in Harburg sind überlastet.
  • Foto: André Lenthe

„Gestresst“, „nicht mehr gesund“: Harburgs Briefträger am Limit

„Gestresst“, „hoch belastet“ und „nicht mehr gesund“: Mit diesen drastischen Worten beschreiben Post-Zusteller:innen aus Harburg ihre aktuelle Arbeitssituation. Per Überlastungsanzeige haben sie gegen die Arbeitsbedingungen protestiert – jetzt will die Deutsche Post einlenken.

„Das Jahr 2021 ist von ständigen Übertragungen, Abbrüchen und ständigen Improvisationen geprägt“, heißt es in dem Schreiben, mit dem sich die Zusteller:innen an ihren Arbeitgeber gewendet haben. Seit im September die Zustellgebiete neu bemessen wurden, habe sich die Belastung noch weiter verstärkt. Nach MOPO-Informationen haben vergangene Woche mindestens 20 Fahrradzusteller:innen Überlastungsanzeige gestellt – einem Schreiben, mit dem ein Arbeitgeber auf eine zu hohe und gegebenenfalls gesundheitsgefährdende Arbeitsbelastung Aufmerksam gemacht werden soll.

Postboten in Harburg: Krankheitsfälle bringen System ins Wanken

Das Kernproblem: Viele Krankmeldungen haben in dem Bezirk Lücken in die Besetzung gerissen, die die restlichen Kolleg:innen füllen müssen. Nach MOPO-Informationen waren am vergangenen Freitag 17 der 43 Zusteller:innen dauerhaft krankgeschrieben, drei weitere kurzfristig. „Harburg ist das Epizentrum, was den Krankenstand angeht“, sagte Lars-Uwe Rieck von der Gewerkschaft Verdi. In anderen Bezirken sei die Lage nicht so angespannt.


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„Ich selbst bin durch Übernahmen zusätzlicher Bezirksanteile belastet“, heißt es in einer der Anzeigen, die der MOPO vorliegt. Durch die neue Gebietseinteilung gebe es zudem keine Routine mehr, wodurch die Zustellung noch länger dauere. Auch eine personelle Verstärkung durch neue Kräfte finde allenfalls im Einzelfall erfolgreich statt, so der Vorwurf.

Deutsche Post Hamburg: Ab sofort soll mehr Personal eingestellt werden

„Ich kann die Überlastungsanzeige nachvollziehen“, erklärte Jörn Borsum, Betriebsratsvorsitzender der Deutschen Post Hamburg. „Neueinstellungen werden vorgenommen, haben aber kaum eine Chance im Betrieb mit seinen derzeitigen Schwierigkeiten anzuwachsen und fluktuieren wieder heraus.“ Doch nun will die Deutsche Post einlenken: Ab sofort soll mehr Personal eingestellt werden, sagt ein Sprecher der Deutschen Post zur MOPO.

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„An der Reaktion des Arbeitgebers sieht man, dass Protest etwas bewegen kann“, resümiert der Gewerkschafter Rieck. In den nächsten Wochen werde sich zeigen, ob sich die Situation auch tatsächlich verbessere. Borsum ist zurückhaltend: „Die Situation scheint sich etwas zu entspannen“, sagt er, „abschließend beurteilen lässt es sich erst in der nahen Zukunft.“

Für die Beschäftigten sei es eine höchst anstrengende Zeit gewesen. „Als Betriebsrat fordere ich die Post auf, den Standort Harburg besonders im Auge zu behalten, um eine Verbesserung der Situation zu erreichen und auch beizubehalten.“

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