Haspa macht dicht: Osdorfer Born verliert letzte Bank-Filiale
Seit rund 50 Jahren gibt es die Haspa-Filiale in der Hochhaussiedlung am Osdorfer Born. Für viele der 13.000 Bewohner, die dort groß oder alt geworden sind, ist sie Anlaufstelle für alle Fragen rund ums Geld. Die Bank-Angestellten sind Menschen ihres Vertrauens. Jetzt wird die Filiale geschlossen. Für viele Anwohner ist das ein Problem.
„Weil’s um mehr als Geld geht“ – mit diesem Satz wirbt die Haspa für „das, was im Leben wirklich zählt“. Für Nähe. Für Nachbarschaft. Für Stabilität. Doch voraussichtlich im April nächsten Jahres ist es zumindest am Osdorfer Born damit vorbei. Dann will das Geldinstitut seine Filiale an der Bornheide schließen. Nur ein Geldautomat soll bleiben. Der Sitz in Osdorf wird mit einer anderen Filiale zusammengelegt und in einen Neubau an der Luruper Hauptstraße 158 ziehen – rund anderthalb Kilometer entfernt.
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Was auf den ersten Eindruck wie keine große Entfernung wirkt, ist es für viele Bewohner der Siedlung eben doch. Hier lebt immer noch eine große Anzahl von Menschen, die eingezogen sind, als der Osdorfer Born 1967 fertig gestellt wurde. Sie sind 75 Jahre oder älter. Online-Banking gehört nicht zu ihrem Alltag. „Die neue Filiale ist für alte oder immobile Menschen fußläufig nicht erreichbar“, sagt Rixa Gohde-Ahrens vom Stadtteilbüro Osdorfer Born. „Gerade die Corona-Krise hat gezeigt, wie wichtig Nahversorgung ist.“
Die Schließung der Haspa-Filiale sei nicht das einzige Problem. Auch die medizinische Versorgung im Stadtteil sei in Gefahr, seit Kassensitze verlegt wurden und das Ärztehaus umziehen soll. „Das ist besonders prekär, weil der Gesundheitsstatus in Stadtteilen wie dem Osdorfer Born niedriger ist als woanders“, so Gohde-Ahrens. Im Stadtteil gebe es Überlegungen, eine Unterschriftenaktion zu starten, sagt sie. „Damit soll die Haspa an ihr soziales Gewissen erinnert werden.“
SPD fordert Erhalt der Haspa-Filiale
Kritik an der Filial-Schließung kommt auch aus der Bezirkspolitik. Der SPD-Ortsvereinsvorsitzende Oliver Schmidt befürchtet eine Schwächung des Born-Centers insgesamt. „Wenn die Leute für Geldgeschäfte erstmal zum Elbe-Einkaufszentrum fahren, dann gehen sie dort auch einkaufen. Das schwächt den Einzelhandel im Born-Center“, meint Schmidt. Die Wege seien für die Osdorfer eine Belastung. „Wenn sie den Bus nehmen, kostet sie das hin und zurück 4,80 Euro. Das ist in einem sozial schwachen Stadtteil wie diesem viel Geld.“
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Die SPD will deshalb das Bezirksamt auffordern, Gespräche mit der Haspa aufzunehmen und sich für den Erhalt der Filiale einzusetzen. Ein entsprechender Antrag soll im Juli in den Hauptausschuss der Bezirksversammlung zur Abstimmung gestellt werden.