Nach 80 Jahren: Wahrzeichen ist zurück auf dem Hauptbahnhof
Es ist ein geschichtsträchtiges Wahrzeichen, das seit Donnerstagnacht wieder auf dem Dach des Hamburger Hauptbahnhofs thront: Die kupferne Atlas-Skulptur, die eine mehr als abenteuerliche Reise hinter sich hat. Lange Zeit fristete sie ein unentdecktes Dasein mitten in Wilhelmsburg, ohne dass jemand überhaupt wusste, worum es sich handelte.
Per Kran wurde die 2,80 Meter große und 270 Kilogramm schwere Skulptur in der Nacht zum Donnerstag auf den Giebel der Wandelhalle gehievt. Dort stand sie schon einmal, zusammen mit einer baugleichen Statue am anderen Ende des Hauptbahnhofs.
Atlas-Skulptur thronte schon einmal über dem Hauptbahnhof
Als dieser Mitte der 1940er-Jahre von den Bomben im Zweiten Weltkrieg zerstört wurde, erlitten auch die beiden Figuren erhebliche Schäden und wurden von der damaligen Reichsbahn in Sicherheit gebracht. Eisenbahner schmolzen die beschädigten Skulpturen Jahre später schließlich zu einer einzigen zusammen und brachten sie in die damalige Eisenbahnersiedlung in Wilhelmsburg.
Dort stand die Atlas-Skulptur fast 80 Jahre lang inmitten eines Teiches. „Niemand wusste genau, woher sie kam und was es mit ihr auf sich hatte“, so das Wohnungsunternehmen Vonovia, das die Siedlung 2016 gekauft hatte. „Schließlich begannen wir im Jahr 2021, Nachforschungen anzustellen.“ Als klar wurde, woher der Atlas stammte, entschied sich Vonovia, diesen restaurieren zu lassen und der Deutschen Bahn zurückzugeben. Seit Ende Mai konnten sich Besucher des Hauptbahnhofs die Skulptur aus nächster Nähe in der Wandelhalle anschauen, bevor sie jetzt an ihren alten Platz zurückkehrte.
Atlas ist eine Figur aus der griechischen Mythologie: Der Titan sitzt auf einem Stein und hat eine Weltkugel geschultert, die er mit beiden Händen stützt. Anders als die anderen Titanen, die nach ihrer Niederlage gegen die Olympier nach Tartaros verbannt wurden, erhielt Atlas in der Sage die Strafe, das Himmelsgewölbe am westlichsten Punkt der damals bekannten Welt zu stützen.