Hauptverkehrsader in Hamburg: Radler-Albtraum wird zum Fahrrad-Paradies
Sternschanze –
Viel Platz und ausreichend Abstand zu den Autos: Ein temporärer Fahrradweg zeigt am Samstag, wie fahrradfreundlich der Radler-Albtraum Stresemannstraße sein könnte. Die „Pop up-Bikelane“ zwischen Sternbrücke und Neuer Pferdemarkt wurde von Fahrradfahrern begeistert angenommen, es gab allerdings auch eine brenzlige Situation.
Wer schon mal an der vierspurigen „Strese“ entlang geradelt ist, weiß: Das ist kein schönes Gefühl, wenn Laster und Pkw gefühlt zwei Handbreit am Lenker vorbeifahren. Im Rahmen der umstrittenen Neubaupläne für die Sternbrücke fordern Anwohner und Rad-Aktivisten, dass die Stresemannstraße für den Autoverkehr nur noch einspurig sein soll und der gewonnene Platz auch den Radlern zur Verfügung gestellt wird.
Stresemannstraße wird temporäres Radler-Paradies
Wie das aussehen könnte, zeigten der Fahrradclub ADFC und die Initiative Sternbrücke für ein paar Stunden mit den temporär abgetrennten Radspuren in beide Richtungen.
Die Fahrradfahrer waren begeistert, viele Familien mit Kindern nutzten den provisorischen Radstreifen, bejubelt von den Aktivisten am Straßenrand. Sogar ein Liege-Dreiradfahrer konnte entspannt seinen Hund nebenher laufen lassen, so breit ist die Fahrbahn, die für einige Stunden den Autofahrern „weggenommen“ wurde.
Stresemannstraße: Autofahrer können keine Rettungsgasse bilden
Gefährlicher Nebeneffekt der „Pop up Bikelane“: Als ein Notarztwagen sich mit Blaulicht seinen Weg bahnen wollte, konnten die Autos wegen der Abtrennungen nicht auf den temporären Radstreifen ausweichen und bildeten keine Rettungsgasse. Insgesamt staute sich natürlich auch der Autoverkehr.
Anwohnerin Catrin T. (41) und Tochter Ellis (7) wissen, dass viele Radfahrer aus Angst vor den Autos illegal auf dem Gehweg der „Strese“ fahren – gefährlich, wenn man gerade aus seiner Haustür tritt. Den Radstreifen findet Ellis toll. Die Schülerin wurde selbst einmal fast von einem Auto erfasst: „Jetzt hatte ich Platz und hab mich sicher gefühlt.“
Stresemannstraße: Schrecklicher Lkw-Unfall
Simone Geerdink (52) aus Iserbrook erinnert sich noch an den schrecklichen Unfall 1991, als ein neunjähriges Mädchen auf der Stresemannstraße von einem Laster überfahren wurde. Die Radfahrerin beklagt den Zustand vieler Radwege in Hamburg: „Die Strecke von Iserbrook nach Altona ist abenteuerlich. Einige Teilstücke sind gut ausgebaut, dann kommen wieder Radwege, die richtig gruselig gepflastert sind.“ Die Stresemannstraße sei weiterhin gefährlich: „Hier endet der Radweg plötzlich und man muss auf die Fahrbahn wechseln.“
Axel Bühler, Sprecher der Initiative Sternbrücke, sieht die „Pop up-Bikelane“ als einen „Blick in die Zukunft“: „Die Stadt muss gemäß ihres Klimaplans den Kfz-Verkehr um über die Hälfte senken. Den zentraleren Stadtteilen kommt dabei eine Schlüsselrolle zu, daher muss auch die Stresemannstraße für Autos einspurig in jede Richtung werden. Der Ort hat es verdient.“