Herzdruckmassage: So können Sie Leben retten
Die Reanimation des Fußballers Christian Eriksen nach einem Herzstillstand auf dem Platz hat Millionen Fernsehzuschauer berührt. Mindestens 70.000 Menschen sterben jedes Jahr in Deutschland an plötzlichem Herzversagen. Oliver Weber ist Geschäftsführer des Kreisverbands Hamburg Nord-Ost des Roten Kreuzes, wo rund 15.000 Menschen pro Jahr Erste-Hilfe-Kurse besuchen. Er selbst fuhr 17 Jahre lang als Rettungssanitäter in Krankenwagen mit. In der MOPO erklärt Weber, wie jeder Leben retten kann.
MOPO: Herr Weber, was passiert bei einem plötzlichen Herzstillstand?
Weber: Bei plötzlichem Herzversagen hört das Herz auf zu schlagen oder es gerät ins Kammerflimmern – eine Rhythmusstörung, bei der das Herz viel zu schnell schlägt und kein Blut mehr pumpt. Häufig stecken internistische Grunderkrankungen wie Blutdruck-Probleme oder Schlaganfälle dahinter, oder Herzattacken wie Infarkte oder Rhythmusstörungen.
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Woran erkenne ich, dass das Herz einer Person stehengeblieben ist?
Die Person ist bewusstlos und atmet nicht. Wenn man jemanden so vorfindet: sofort wiederbeleben. Wenn die Person bewusstlos ist, aber noch atmet, ist das Herz nicht stehen geblieben. Dann reicht die stabile Seitenlage.
Und wie belebt man wieder?
Als erstes den Notruf über 112 absetzen. Dann die Person auf einen harten Untergrund legen und die Hände übereinander mit dem Handballen auf die Mitte des Brustkorbs legen. Mit durchgestreckten Armen immer 30-mal drücken und zweimal beatmen bis der Rettungswagen da ist.
DRK Hamburg: Alle zwei Jahre Erste-Hilfe-Wissen auffrischen
Wie drückt man richtig?
Man sollte 100- bis 120-mal in der Minute drücken, also zweimal pro Sekunde. Man kann sich nach dem Rhythmus von „Stayin‘ Alive“ von den Bee Gees richten. Dabei sollte man fünf bis sechs Zentimeter eindrücken. Die meisten Menschen drücken zu schwach. Der Merkspruch ist: Drücke hart und schnell.
Kann man der Person so nicht etwas brechen?
Ja, das kann passieren, aber das ist nicht schlimm. Das einzig Schlimme in so einer Situation ist es, keine Wiederbelebung zu machen. Man kann es damit nicht schlimmer machen.
Was ist, wenn ich eine fremde Person nicht beatmen will?
Es ist gut, zu beatmen, aber es gibt Situationen, in denen man sich ekelt oder nicht traut – gerade während der Corona-Pandemie. Das ist in Ordnung. Dann einfach ohne Pause weiterdrücken, bis der Rettungsdienst kommt.
Was bewirkt die Herzdruckmassage?
Die Herzdruckmassage ersetzt das, was sonst das Herz macht: Es verteilt das Blut durch den Körper und bringt damit Sauerstoff zu den lebenswichtigen Organen, wie das Gehirn. Wenn man das macht, kann man wirklich Leben retten.
Was ist mit Defibrillatoren?
An vielen Orten in Hamburg hängen automatische Defibrillatoren (AED). Wenn einer in unmittelbarer Nähe ist, sollte man ihn schnell einsetzen, weil damit das Kammerflimmern unterbrochen werden kann. Die Geräte führen die Nutzer automatisch, man kann nichts falsch machen. Wenn keiner vor Ort ist, einfach die Herzdruckmassage machen.
Wie stehen wir Deutsche in Erster Hilfe da?
Man sollte Wiederbelebungen und andere Maßnahmen in regelmäßigen Abständen üben, wir empfehlen alle zwei Jahre. Das System der betrieblichen Ersthelfer ist in Deutschland sehr gut, in der breiten Bevölkerungen haben es aber viele das letzte Mal für den Führerschein gemacht. Ein Erste-Hilfe-Kurs dauert acht Stunden und kostet rund 50 Euro – beides gut investiert, vor allem, weil die meisten Wiederbelebungen später im eigenen Familien- und Freundeskreis passieren.