Für Neubau plattgemacht: Hier stirbt ein Stück Hamburger Geschichte
Krachend stürzen Wände ein, Steine poltern zu Boden, es staubt. In wenigen Tagen wird vom mehr als 100 Jahre alten Kontorhaus Johannisbollwerk 10 nichts mehr zu sehen ein. Trotz Protesten des Denkmalvereins wird eine der letzten historischen Bauten an der Hafenkante in der Neustadt plattgemacht.
Im Spielfilm „Der Mann im Strom“ aus dem Jahr 1958 ist das Kontorhaus in einer Szene zu sehen. Hans Albers (1891-1960) spielt in dem Streifen einen Taucher, der dort einen Job sucht. Das passt eigentlich ganz gut, denn lange befand sich am Johannisbollwerk 10 die Verwaltung der 1866 gegründeten Bugsier-Reederei. Bis vor Kurzem war die Immobilie direkt am Hochbahn-Viadukt der Strecke Landungsbrücken–Baumwall im Besitz des Hamburger Projektentwicklers Haspa PeB.
Auf MOPO-Nachfrage erklärte der Geschäftsführer vor einem Jahr, man hätte das Objekt weiterveräußert. An wen? Das wollte der Mann nicht verraten. Der Verkaufspreis betrug 2020 angeblich sieben Millionen Euro.
Hamburg: Kontorhaus wird für Büro- und Hotel-Neubau plattgemacht
Auf Nachfrage erklärte das Bezirksamt Mitte jetzt, es läge ein amtlicher Vorbescheid über den Bau eines achtgeschossigen Gebäudes vor. Dort sollen ein Hotel und Büroflächen entstehen. Wer der Bauherr ist, wollte das Amt nicht sagen.
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Als die MOPO im Juni 2020 die Abrisspläne bekannt machte, hatte der Denkmalverein protestiert. Die Vorsitzende Kristina Sassenscheidt erklärte: „Das Gebäude hat mehr als 100 Jahre lang die Hafenkante geprägt und gehörte dort zu den letzten Bauten seiner Zeit.“
Heute wird der Straßenzug Johannisbollwerk/Vorsetzen von eher tristen Neubauten geprägt. Da dürfte sich der geplante Neubau an der Hausnummer 10 vermutlich nahtlos einreihen.