Erstes "Drive In" in Hamburg, 1951
  • Wer weiß mehr über „Hamburgs erstes Drive In“?
  • Foto: KEYSTONE PRESSEDIENST GmbH

Rätsel um Deutschlands erstes „Drive In“ in Hamburg – Zeitzeugen gesucht!

Wer im Sommer 1951 an diesem Hamburger Kiosk Halt machte, stieß auf eine Kaschemme, an der kein Wunsch offen blieb: Würstchen, Bier, Kaffee, Eis am Stiel, dazu ein Comic oder doch ein Wettschein. All das gab es an diesem Kiosk, ohne dass der Fahrer aussteigen musste. Doch wer weiß mehr über den rätselhaften Hamburger Kiosk, der ganz nebenbei der erste Drive In Deutschlands war – 25 Jahre, bevor die erste McDonald‘s-Filiale hierzulande öffnete.

Amateure griffen bei heißen Temperaturen zur „Langnese Eiskrem“, aber wahre Genießer wussten „Möllers berühmte Erdnuss-Schokolade“ zu schätzen. Trinkfeste Fahrer konnten sich wiederum durch „Die Drei von St. Pauli“ probieren – gerne auch mehrmals durch das ganze Sortiment – eine Promillegrenze von 1,5 wurde erst 1953 für Verkehrsteilnehmer beschlossen. Und wenn die Ehefrau zuhause mal wieder über den Alkoholkonsum meckert? Dann dürfen die „Vivil“ Pfefferminz nicht fehlen. Es gilt: „frischgeatmet, frohgestimmt“ und die Fahne überdecken sie mit Sicherheit auch.

Hamburgs erster Drive In – Zu einer Zeit ohne Promillegrenze, aber mit Besatzungszonenkennzeichen

Überzeugt haben dürfte den Fahrer des Lloyd LP 300 mit Besatzungszonenkennzeichen (Britisch Hamburg) auf dem großen Foto oben dann aber wohl eine Tatsache: Er brauchte noch nicht einmal aussteigen. „Hamburgs erstes Drive In“ setzte stattdessen auf Komfort nach amerikanischem Vorbild. 

In diesem Tante-Emma- (oder eher Butsche-Max-) Laden notiert sich der Junge sämtliche Wünsche des Fahrers, rennt fix die Waren holen, übergibt sie und kassiert. Dem Fahrer des 10-PS Zweitakters ohne Stoßdämpfer bleibt nur noch das Davonknattern, während der Knabe wohl mit der nahegelegenen ehemaligen Hamburger Straßenbahn nachhause kommt. Womöglich hat er für die Fahrt heimlich noch ein Karl-May-Heft oder Sigurd-Comic aus dem Schaufenster stibitzt.

Wer weiß mehr? Zeitzeugen, Archivare und Historiker gesucht!

Auch wenn das Bild ein klarer Spiegel seiner Zeit ist, ist die Geschichte um den Kiosk schemenhaft. Die Bildunterschrift des am 19. Juni 1951 geschossenen Fotos (Code Buss/2712/25) besagt, dass ein „findiger Geschäftsmann“ die erste Bedienung dieser Art eröffnet hätte. Fakt ist: „Ein paar Jahre später erlag Hamburgs erste Bedienung am Auto der übermächtigen Konkurrenz aus Amerika“, so schreibt es zumindest der Stern in seiner Jubiläumsausgabe vom 22. August 1988 als Bildunterschrift.

DIe Rückseite des Fotos – welcher Fotograf hatte das Kürzel „Buss“? KEYSTONE PRESSEDIENST GmbH
Bildrückseite mit dem Code Buss/2712/25
DIe Rückseite des Fotos – welcher Fotomacher steckt hinter dem Kürzel „Buss“?

Wissen Sie mehr über den rätselhaften Drive In? Wer war der „findige Geschäftsmann“? Auf welchem Eck Hamburgs befand sich der Kiosk? Wie lange blieb er bestehen? Mit Antworten und Hinweisen erreichen Sie uns unter leserbriefe@mopo.de oder unter (040) 80 90 57-0 

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Abschließend bleibt nur noch eine Frage offen: Ob der Fahrer wohl auf das Finalspiel der Deutschen Fußballmeisterschaft am 30. Juni 1951 getippt hat? Der 1. FC Kaiserslautern siegte damals im Olympiastadion in Berlin gegen den SC Preußen Münster nach 90 Minuten mit 2:1. 

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