Aug. Prien
  • Der Mann, der die Firma groß gemacht hat: August Prien sen. Hier auf seinem Pferd im Jahr seines 70. Geburtstags. Er starb 1944.
  • Foto: Aug. Prien

Rathaus, Bahnhof, Brücken: Was dieser Hamburger Unternehmer nicht alles gebaut hat!

Sie mögen vielleicht noch nie von „Aug. Prien“ gehört haben – einige der Gebäude, die diese Baufirma erschaffen hat, kennen Sie aber garantiert: die neugotische Pauluskirche in Heimfeld etwa, das Harburger Rathaus und den Harburger Bahnhof. Auch am Bau der alten Süderelbbrücke war Aug. Prien beteiligt – Sie wissen schon: das ist die mit den monströsen Steinportalen.

Aug. Prien feiert Jubiläum: Eine der namhaftesten Baufirmen Hamburgs wird 150 Jahre alt. Als Geburtsstunde des Unternehmens gilt der 9. November 1873 – das ist der Tag, an dem ein gewisser Zimmerermeister August Wilhelm Wiegels eine kleine Tischlerei am Kanalplatz in Harburg übernahm.

Feiern zusammen das 150-jährige Jubiläum: Geschäftsführer Michael Groß, ehemalige Hamburger Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt, Geschäftsführer Jan Petersen, Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel Aug. Prien
Aug. Prien
Feiern zusammen das 150-jährige Jubiläum: Geschäftsführer Michael Groß, ehemalige Hamburger Bausenatorin Dorothee Stapelfeldt, Geschäftsführer Jan Petersen, Hamburger Finanzsenator Andreas Dressel

August Prien war das „beste Pferd im Stall“ und bekam eine Teilhaberschaft

August Friedrich Prien, der der Firma später seinen Stempel und seinen Namen aufdrückte, tauchte erst neun Jahre später auf der Bildfläche auf. Er galt bald als „bestes Pferd im Stall“. Um zu verhindern, dass ihn die Konkurrenz abwarb, bot Wiegels ihm eine Teilhaberschaft an. 

Der industrielle Boom in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts machte Harburg reich, und die Firma profitierte davon, dass immer mehr öffentliche Bauten entstanden. Nicht nur das Rathaus und der Bahnhof von Harburg wurden von Wiegels und Prien hochgezogen, auch die Friedrich-Ebert-Halle am Alten Postweg und das 1929 fertiggestellte ehemalige Stadtbad an der Bremer Straße.

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Nach dem altersbedingten Ausscheiden Wiegels Anfang 1901 firmierte der Betrieb um in „Aug. Prien und Co. Baugeschäft“. In den Folgejahren baute August Prien die alte Tischlerei systematisch zu einem erfolgreichen Bauunternehmen um und führte die Firma mit preußischen Tugenden, klarem Blick und fester Hand durch schwierige Zeiten.

August Prien 1896: Er besucht mit Pferd und Wagen eine Baustelle. Aug. Prien
Aug. Prien
August Prien 1896: Er besucht mit Pferd und Wagen eine Baustelle.

Besonders hart war es während der 20er Jahre, als es aufgrund der Inflation kaum möglich war, Preise zu kalkulieren. Materialkosten vervielfachten sich über Nacht. Im Zweiten Weltkrieg litt das Unternehmen an einem Mangel an Arbeitskräften. Die männlichen Angestellten kämpften an der Front – ersetzt wurden sie durch italienische Militärinternierte, die als Zwangsarbeiter auf den Baustellen schuften mussten. 

Als August Prien 1944 starb, trat der älteste Sohn August jun. die Nachfolge in der Geschäftsführung an und führte das Unternehmen durch die Nachkriegszeit, die von einem gewaltigen Bauboom gekennzeichnet war. Es folgten Jahrzehnte, in denen sich Krisen und wirtschaftliche Erholung abwechselten. Wieso es Aug. Prien gelungen ist, dieses Auf und Ab zu überstehen, während viele namhafte Mitbewerber vom Markt verschwanden? Michael Groß, technischer Geschäftsführer, glaubt zu wissen, was den Unterschied macht: der Mensch. Mitarbeiter, die eine Bindung an das Unternehmen haben, ein Team sind, Verantwortung tragen. „Sie denken mit und übernehmen Verantwortung, sie sind die Seele des Unternehmens, seine DNA. Diesen Teamgeist spüren auch unsere Auftraggeber.“ Das enge Miteinander und die Identifikation mit dem Familienunternehmen und der Tätigkeit kommen auch im Firmenmotto zum Ausdruck: „Mensch Prien. Stark!“ Viele der „Prienerinnen und Priener“, wie sich die Mitarbeiter nennen, sind seit Langem dabei. Aug. Prien ist für sie mehr als ein Arbeitsplatz.

Hier eine Galerie mit Fotos aus der 150-jährigen Geschichte von Aug. Prien

Aug. Prien beschäftigt heute am Hauptsitz am Dampfschiffsweg in Heimfeld sowie in den Niederlassungen Bremen, Köln, Dortmund und Sylt 746 Mitarbeiter. Ob der Neubau von Wohnungen, Geschäftshäusern, Schulen oder Kindergärten, ob Sanierung oder Aufstockung, ob Bau von Brücken, Tunneln oder Hochwasserschutzanlagen: Kaum ein anderes Bauunternehmen ist in Hamburg so präsent wie Aug Prien.

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Auf der Jubiläumsfeier mit 300 Gästen aus Wirtschaft, Politik und Gesellschaft am Freitag, 1. September, sagte Finanzsenator Andreas Dressel (SPD):„Das Unternehmen Aug. Prien ist ein Hamburger Traditionsunternehmen und ein langjähriger, verlässlicher Partner für die Stadt Hamburg. Gemeinsam haben wir viele Projekte wie das Sichelgelände mit den Twins, den Kaispeicher Altona oder das Johann-Kontor/Klosterwall vorangebracht. Mit dem Projekt ‚China Shipping Haus‘ am Sandtorkai war Aug. Prien einer der ersten Investoren in der HafenCity.“

Ökologisches und nachhaltiges Bauen ist die Zukunft

Geschäftsführer Michael Groß beschreibt die Philosophie seines Unternehmens so: „Wir bei Aug. Prien vereinen modernste Technik mit den Wurzeln der handwerklichen Tradition. Unsere Produkte und Dienstleistungen sind gekennzeichnet durch Qualitätsarbeit, Termintreue und kostenbewusstes Handeln.“

Die Baubranche und mit ihr Aug. Prien ist derzeit mit großen Herausforderungen konfrontiert, zu ihnen zählen die Digitalisierung und die Nachhaltigkeit. „Wir sehen in der Digitalisierung eine große Chance, Prozesse zu vereinheitlichen und zu verbessern“, so Michael Groß. „Wir wollen ganz vorne mit dabei sein.“ Ähnliches gilt für das nachhaltige Bauen und den Klimaschutz. Mit „blu“ hat Aug. Prien im vergangenen Jahr ein weiteres Tochterunternehmen gegründet, das zwei Ziele verfolgt. Erstens: die gesamte Wertschöpfungskette des Bauens nach ökologischen Maßstäben zu gestalten, einschließlich Gebäudebetrieb und späterer Recyclingfähigkeit. Zweitens: die Aug. Prien-Gruppe in Sachen Nachhaltigkeit und CO2-Ersparnis zu beraten.

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