Bekämpft, verbrannt, geliebt: Vor 125 Jahren eröffnete Hamburgs erste Bücherhalle
Vor 125 Jahren wurden sie gegründet: Die Hamburger Bücherhallen. Mit einem Bestand von 1,7 Millionen Medien und rund 3,8 Millionen Besuchern jährlich sind sie inzwischen das größte kommunale Bibliothekssystem in Deutschland. Die MOPO lässt die Geschichte dieser bedeutenden Hamburger Kultureinrichtung Revue passieren: Wir berichten über die Eröffnung des ersten Standorts in der Straße Kohlhöfen in der Neustadt, als die Nutzer noch nicht selbst an die Regale herantreten, sondern nur Bestellungen aufgeben durften. Wir berichten über die furchtbaren Jahre der Nazi-Zeit, als ein Viertel des Bücherbestandes als „undeutsch“ und „entartet“ auf den Scheiterhaufen landete. Und wir erzählen, wie es nach der Währungsreform 1948 wieder aufwärts ging. Wir erinnern an Eduard Hallier, den Gründervater der Bücherhallen und seine sozialreformerischen Ideen, aber auch an Hedda Guradze, eine Bibliothekarin jüdischer Abstammung, die 1937 ihren Job verlor, in die USA floh und sich 1945 das Leben nahm, als sie erfuhr, was die Nazis in der Heimat mit ihrer Mutter gemacht hatten.
Wie die Zeiten sich doch ändern! Heute beklagen sich Pädagogen und Politiker häufig darüber, dass sich die Jugend zu viel mit dem Smartphone beschäftigt. Mehr lesen! So lautet eine oft gestellte Forderung. Im 19. Jahrhundert dagegen, als immer mehr Menschen das Buch für sich entdeckten, wurde das Lesen regelrecht verteufelt. Von „Lesesucht“ und „Lesewut“ und den damit verbundenen Gefahren war die Rede. Firmeninhaber fürchteten, ihre Angestellten könnten in der Arbeitszeit heimlich schmökern und ihre Pflichten vernachlässigen. Daneben war die Sorge weit verbreitet, Bücher würden den Zeitgenossen revolutionäre Ideen in die Hirne einpflanzen.
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