• Der ermordete Bordellchef Zeljan Krömer war im Rotlichtmilieu wegen seiner Brutalität gefürchtet.
  • Foto: Hirschbiegel

Tatort Hamburg: Tödliche Rache: Vier Kugeln für den Bordell-Boss

Sternschanze –

Zeljan „Szelko“ Krömer war ein vorsichtiger Mann. Der Boss eines Keller-Bordells an der Lagerstraße (Sternschanze) hatte deswegen immer eine Schrotflinte griffbereit hinterm Tresen liegen. Doch der Killer, der das üble Etablisement am 21. Dezember 1990 um kurz vor 23 Uhr betrat, war schneller. Viermal schoss er auf Krömer, alle Neun-Millimeter-Geschosse trafen den 40-Jährigen in den Oberkörper. Kugeln durchschlugen Herz und Lunge. Der Bordellier verblutete noch am Tatort.

„Club 25“ – so hatte der Bordellchef seine Absteige genannt. Krömer war Ende der 80er Jahre aus dem ehemaligen Jugoslawien nach Hamburg gekommen. Durch Rücksichtslosigkeit und Brutalität hatte er sich hier innerhalb der „Jugo-Mafia“ schnell eine führende Position verschafft. Die Gangster aus dem Balkan waren nach dem Fall des Eisernen Vorhangs nach Westeuropa geströmt und hatten sich mit örtlichen Zuhältern blutige Machtkämpfe geliefert.

Hamburg: Bordell-Chef in der Sternschanze erschossen

Zeljan Krömer äußerte sich 1989 gegenüber der jugoslawischen Zeitschrift „Reporter“: „Es ist völlig in Ordnung, dass die Frauen für uns anschaffen, denn deutsche Zuhälter sind reich genug.“ Krömer plauderte über seine schwierige Kindheit in Bosnien, wie er in Erziehungsheimen aufwuchs und sich schließlich bei der französischen Fremdenlegion meldete. Nach Dienst auf Korsika und in Übersee landete Krömer schließlich in Hamburg. Er begann als Waffenhändler und Hehler, wurde dann Bordellchef.

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Der erschossene Zeljan Krömer liegt in seinem Keller-Bordell an der Lagerstraße 25.

Foto:

Hirschbiegel

Nach dem Mord im Bordell gab es erste Zeugenhinweise. Der auffallend große Täter war in einem roten Ford Escort geflüchtet. Das Auto wurde von der Polizei in der Nähe der Hafenstraßen-Häuser entdeckt. Die Ermittlungen ergaben, dass der 22-jährige Zoran D. beim Besitzer des Autos in Köln übernachtet hatte. Er stahl die Schlüssel des Fahrzeugs und fuhr nach Hamburg. Und dieser, im Milieu „Joca“ genannte Einbrecher, hatte ein Motiv. Am 16. Juni 1988 hatte Bordellwirt Krömer nämlich im Luruper Lokal „Bosna“ dem jungen Einbrecher zweimal in die Beine geschossen. „Joca“ hatte damals versucht eine Prostituierte aus dem Keller-Bordell zu holen.

Hamburg: Täter rächte sich für Beinschüsse

Landsleute legten den Schwerverletzten nach den Schüssen im Lokal einfach vor das Krankenhaus Altona. Monatelang musste Zoran D. in der Klinik bleiben und schmiedete dort die Rachepläne. Doch bis zur Ausführung vergingen genau 815 Tage. Im Februar 1991 veranlasste die Staatsanwaltschaft eine Öffentlichkeitsfahndung nach dem Täter und einem Komplizen, der den Tatort für ihn ausbaldowert hatte. Erst 1992 konnte Zoran D. in Italien verhaftet werden. 1994 folgte das Urteil in Hamburg: lebenslänglich!

2002 meldete sich der Häftling aus Santa Fu bei uns: Er sei jetzt Sänger und wolle mit Hilfe der MOPO die Charts stürmen. Wir besuchten Zoran D. in Haft, er übergab zwei CDs. Textprobe: „Menschen voller Aggressionen. Das Leben hier ein dissonanter Ton. Bitte rette mich …”  Das ganze vorgetragen mit einer durchaus einprägsamen hohen Stimme. Musikprofis meinten, die Songs klingen wie eine Mischung aus Xavier Naidoo und Ayman. Zorans Lieder hießen: „Hilfeschrei“, „Hoffnung“ oder „Wer bin ich?“

Hamburg: Todesschütze bereute seine Tat

Zu den Schüssen 1990 sagte Zoran D.: „Ich war 1988 aus einem serbischen Dorf nach Hamburg gekommen. Ich war größenwahnsinnig, wollte unbedingt Gangster werden und eine Hauptrolle wie im Actionfilm.“ Und nach einer Pause fügte er hinzu: „Ich hoffe auf eine zweite Chance.“

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Um 2009 dürfte Zoran D. aus der Haft in Hamburg entlassen worden sein. Was aus ihm geworden ist, wissen wir nicht.

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