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Hamburg versinkt im Unwetter: An der Station Alte Wöhr schwimmen Autos in den Fluten (links u. unten). Am Holstenwall war der Druck aus dem Gully-Deckel so stark, dass die Gehwegplatten in die Höhe schossen.
  • Hamburg versinkt im Unwetter: An der Station Alte Wöhr schwimmen Autos in den Fluten (links u. unten). Am Holstenwall war der Druck aus dem Gully-Deckel so stark, dass die Gehwegplatten in die Höhe schossen.
  • Foto: MOPO

Fast wie im Ahrtal: „Starkregen in Hamburg erreicht Katastrophen-Ausmaß”

Innerhalb weniger Minuten wurde es dunkel am Himmel, dann öffneten sich die Schleusen: Sintflutartige Regenfälle fluteten Straßen, Bäume krachten um und geparkte Autos schwommen davon. Die Feuerwehr musste in wenigen Stunden Hunderte Einsätze bewältigen. Hamburg Wasser spricht von einem „Katastrophen-Ausmaß” – fast wie im Ahrtal.

872 Mal rückten die Einsatzkräfte innerhalb von knapp sechs Stunden aus, sagte ein Feuerwehr-Sprecher der MOPO am Freitagmorgen. In der Nacht sei es ruhig geblieben, weil sich eine für den späten Abend angekündigte Gewitterfront frühzeitig aufgelöst hatte.

Von dem Unwetter besonders betroffen war überwiegend der Osten Hamburgs mit den Stadtteilen Barmbek, Winterhude, Wandsbek, Lohbrügge und Bergedorf. Die Einsatzkräfte hatten es vor allem mit abgebrochenen Ästen, volllaufenden Kellern und Tiefgaragen sowie umgestürzten Bäumen zu tun. Der Deutsche Wetterdienst teilte am Abend mit, dass große Gefahr für Leib und Leben bestand – unter anderem durch Blitzschlag und abgedeckte Dächer.

Hamburg Wasser: Unwetter erreichte Katastrophen-Ausmaß – fast wie im Ahrtal

„Der Starkregen in Hamburg erreichte am Donnerstag das Katastrophen-Ausmaß“, erklärt Hamburg Wasser-Sprecher Ole Braukmann der MOPO am Freitag. Davon sei die Sprache, wenn der sogenannte Starkregenindex – gemessen auf einer Skala von eins bis zwölf – Stufe zehn erreicht. Genau das geschah am Donnerstag in Hamburg. Zum Vergleich: Normalerweise muss das Kanalisationssystem einer Regenstärke von drei bis vier standhalten können. Das System war demnach gänzlich überlastet.

Im Alstertal stieg der Pegelstand in der Kanalisation um ganze 2,5 Meter, so die Statistik von Hamburg Wasser. Besonders stark hatte es aber den Stadtpark getroffen: 47 Liter pro Quadratmeter kamen dort innerhalb von 20 Minuten zusammen – hochgerechnet etwas mehr als 140 Liter pro Quadratmeter binnen einer Stunde. Das sei fast schon vergleichbar mit der Niederschlagsmasse im Ahrtal, erklärt Braukmann. In der Gegend in Rheinland-Pfalz kam es 2021 zum Jahrhundert-Hochwasser mit katastrophalen Folgen.

Unwetter in Hamburg: Gullydeckel explodiert – Straßen überschwemmt

Am Holstenwall in der Neustadt kam es 17.44 Uhr zu einer Explosion: Der Wasserdruck unter dem Gullydeckel war dort so groß, dass die Gehwegplatten in die Höhe schossen. An der S-Bahn-Station Alte Wöhr (Barmbek-Nord) war eine Straße dermaßen überschwemmt, dass mindestens ein parkendes Auto wegschwamm. Der Durchgang zum Stadtpark war ebenfalls überflutet.

Bei Tostedt (Landkreis Harburg) waren Gleise unterspült. Die Zugstrecke zwischen Hamburg und Bremen war deshalb gesperrt – mittlerweile ist sie wieder frei.

Die Gleise des Tostedter Bahnhofs im Landkreis Harburg waren überflutet. JOTO
Die Gleise des Tostedter Bahnhofs im Landkreis Harburg sind überflutet worden – die Strecke nach Bremen ist deshalb gesperrt.
Die Gleise des Tostedter Bahnhofs im Landkreis Harburg sind überflutet worden.

In Bergedorf fiel ein Baum auf S-Bahngleise, weshalb die S2 dort bis circa 19.30 Uhr gesperrt war. Zeitweise war auch der Fernverkehr in Richtung Berlin von einer Sperrung betroffen, so eine Bahnsprecherin. Auch diese Sperrung sei mittlerweile aufgehoben worden.

In der Mozartstraße in Barmbek-Süd begrub ein Baumgigant gegen 17.45 Uhr mehrere geparkte Autos. Ebenfalls in Barmbek-Süd wurde laut Feuerwehr ein Hausdach großflächig abgedeckt. Hier waren die Retter mit einem 70 Meter hohen Teleskopmastfahrzeug zusammen mit dem Technischen Hilfswerk (THW) im Einsatz.

Hunde und Katzen in Not: Tierheim Süderstraße unter Wasser

„An einer Katastrophe vorbeigeschlittert“, schrieb der Tierschutzverein an der Süderstraße auf seiner Webseite. „Die heftigen Regenfälle machten auch vor den Tierunterkünften nicht Halt, unsere Schützlinge kamen aber mit dem Schrecken und ein paar nassen Pfoten davon.“ Teilweise sei der Strom ausgefallen.

Besonders starke Überflutungen habe es im Bereich der Katzensozialstation gegeben: „Dort musste unser Notdienst-Team am Abend die Samtpfoten aus den Bodenzwingern in eine höhere Etage umsetzen. Auch in einigen Ausläufen stand den Hunden das Wasser bis zum Knöchel.“ Die Tiere hätten sich jedoch selbstständig in höher gelegene Bereiche retten können.

Unwetter in Norddeutschland: Decke von Sonnenstudio bricht durch Wassermassen ein

Auch im Hamburger Umland gab es viele Einsätze: Allein im Kreis Stormarn in Schleswig-Holstein rückte die Feuerwehr innerhalb von einer Stunde 50 Mal aus. In Quickborn (Kreis Pinneberg) war die Decke eines Sonnenstudios in der Bahnhofstraße aufgrund der Wassermassen eingebrochen. Glücklicherweise befanden sich in den Sonnenbänken keine Kunden. Nach Angaben der Helfer seien die Mitarbeiter auf den Schaden aufmerksam geworden, als sie einen lauten Knall hörten. Es soll wie ein Wasserfall aus der Decke geschossen sein.

In Quickborn war die Decke eines Sonnenstudios aufgrund der Wassermassen eingebrochen. Florian Sprenger
In Quickborn war die Decke eines Sonnenstudios aufgrund der Wassermassen eingebrochen.
In Quickborn war die Decke eines Sonnenstudios aufgrund der Wassermassen eingebrochen.

Gewitter kam mit Ansage – so wird das Wetter am Freitag und Samstag

Das Gewitter kam mit Ansage: Im Vorfeld gab es Unwetterwarnungen für den Norden. Nach einem schwülen und heißen Vormittag waren in Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern starke Gewitter vorhergesagt.

Unter anderem in den Landkreisen Harburg und Stade, im Kreis Stormarn und speziell an der Nordseeküste warnte der Deutsche Wetterdienst vor teils unwetterartigen Gewittern. In Einzelfällen könnten bis zu 60 Liter Regen pro Quadratmeter fallen, dazu drohen Orkanböen und Hagel.

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Nach den Gewittern und Unwettern soll es am Freitag deutlich abkühlen auf 21 bis 25 Grad, in Mecklenburg-Vorpommern bis 27 Grad. Am Freitagvormittag soll es laut Prognose noch Regenschauer und Gewitter geben, in Mecklenburg-Vorpommern mit Hagel und Starkregen. Ab dem Nachmittag soll es aber zunehmend aufheitern und am Samstag wird dann überwiegend freundliches Wetter erwartet.

Mit Material der Deutschen Presse-Agentur

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