Willy Brandt MOPO
  • Es ist nicht dokumentiert, zu welcher Tageszeit dieses Foto aus dem Jahr 1977 entstand. Möglicherweise stoßen MOPO-Geschäftsführer Bernd Klosterfelde (r.) und Altkanzler Willy Brandt auch mit Wasser an ... Sicher ist: Im Büro von MOPO-Gründer Heinrich Braune (2. v. l.) waren immer harte Getränke auf Lager. Braune stand auf Wodka.
  • Foto: MOPO-Archiv

Hoch die Tassen, die MOPO feiert ihren 75. Geburtstag!

Sie lesen hier eine Ankündigung zu dem schonungslos ehrlichen Buch „Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle. (352 S., Junius, 29,90 Euro) zum 75. Geburtstag der MOPO, Deutschlands ältester Boulevardzeitung.

Eine wichtige Warnung vorab: Wer sich zum 75. Geburtstag der MOPO ein Jubiläumsbuch wünscht, in dem prominente Menschen aus Medien, Politik und Wirtschaft mit feingeschliffenen Gastbeiträgen gratulieren und in dem der Verleger seine Visionen einer rosigen Zukunft darlegt, der braucht „Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.“ nicht zu lesen. Denn das konventionelle Jubiläumsbuch-Rezept, die größten Erfolge chronologisch abzufeiern und mit einem bunten Reigen an Gratulanten zu garnieren, haben wir einfach mal über den Haufen geworfen.

Stattdessen erzählt das Buch bewegende Geschichten aus dem turbulenten Innenleben der Redaktion. Und auf den 16 Seiten der Jubiläums-Beilage in der aktuellen Ausgabe der WochenMOPO gibt es darauf einen Vorgeschmack. Es geht nicht nur um Triumphe und Sternstunden, sondern auch um Selbstausbeutung, Existenzängste und Alkoholexzesse. Die Geschichte der MOPO ist auch eine Leidensgeschichte, sie ist kompliziert, holprig, manchmal dramatisch, nimmt immer wieder ungeahnte Wendungen. Besitzerwechsel, Hoffnungen auf bessere Zeiten, Enttäuschungen, Rettungen in letzter Sekunde und journalistische Höchstleistungen trotz widriger Umstände – in den mehr als sieben Jahrzehnten investieren Hunderte Menschen unterschiedlichster Couleur ihr Herzblut in diese einzigartige Medienmarke und erleben ein wildes Auf und Ab.

Die MOPO bringt große Namen hervor – Journalisten, Politiker, Reporterlegenden

Die MOPO bringt große Namen hervor. Die amtierende „Bild“-Chefredakteurin Marion Horn und der Springer-Vorstandsvorsitzende Dr. Mathias Döpfner haben eine MOPO-Vergangenheit. In den 1980er Jahren leitet der spätere Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) die MOPO als Chefredakteur. MOPO-Volontäre machen Karriere bei nationalen Titeln wie „Stern“ und „Spiegel“ und den TV-Sendern ARD, ZDF und RTL.

Auf der anderen Seite stehen Hamburger Reporter-Legenden wie Gerd-Peter Hohaus und Thomas Hirschbiegel, die allen Abwerbungsversuchen der Konkurrenz widerstehen und der MOPO über ihre gesamte berufliche Laufbahn treu bleiben. Oder die Fotografin Erika Krauß, die mit mehr als 90 Jahren noch für die MOPO mit der Kamera unterwegs ist. Für Erika macht Alfred Hitchcock Faxen, der Dalai Lama verneigt sich vor ihr – und einer der größten Hollywood-Stars aller Zeiten bittet sie sogar um ein Erinnerungsfoto.

Besäufnisse, Geldnot, Größenwahl und Selbstausbeutung –die Schattenseiten der MOPO

Wer die MOPO verstehen will, der muss auch die Schattenseiten kennen. Chronische Misswirtschaft, Verlagschefs zwischen Geldnot und Größenwahn, ausufernde Arbeitszeiten und Personalmangel, ritualisierte und hemmungslose Besäufnisse in der Taverne um die Ecke, eine teilweise miserable Ausstattung der Redaktion und als Krönung dubiose Verleger, die sich eine sechsstellige Summe von Redakteuren pumpen, um das Papier für den Druck zu bezahlen – auch das ist MOPO.


Buchbild
Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.

Ein besonderes Jubiläumsbuch – ganz ohne langweilige Danksagungen: Zum 75. Geburtstag der „Hamburger Morgenpost“ zieht Deutschlands älteste Boulevardzeitung blank und erlaubt ehrliche Einblicke in das Innenleben der Redaktion – ungeschönt, nicht immer hübsch, manchmal ganz schön heftig. Aber auch voller Liebe, Energie und Respekt für das, was Menschen hier in 75 Jahren geleistet haben.

€29,90. Hier geht’s zum Shop.


Umso bemerkenswerter ist, dass Deutschlands älteste Boulevardzeitung in der digitalen Medienwelt überlebt und sich einen Platz als unverzichtbares und reichweitenstarkes Regionalportal erkämpft hat. Ohne das Engagement und die Energie, den Selbsterhaltungswillen und die Widerstandsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gebe es die Marke heute nicht mehr. Die letzte große Revolte ist gerade fünf Jahre her: Kurz nach dem 70. Geburtstag probt die Redaktion den Aufstand gegen den Total-Ausverkauf und löst eine einzigartige Solidaritätswelle aus, bei der der Bürgermeister, Rockstars, Wirtschaftsgrößen und Kiez-Promis Seite an Seite für die MOPO einstehen. Erfolgreich.

Nicht immer schön, aber schonungslos: Die wahre Geschichte der MOPO

„Morgen wird nicht gedruckt. Papier ist alle.“ erzählt diese Geschichten. Nicht immer schön, sondern schonungslos. Manchmal geht es um Meilensteine der Hamburger Stadtgeschichte, manchmal um zufällig ausgewählte Momentaufnahmen. Die Sammlung bildet einen Bruchteil dessen ab, was in 75 Jahren alles passiert ist. Und doch entsteht ein Bild von dem, was die MOPO ausmacht, was ihren Charakter prägt: SPD-Postille, linksliberale Alternative zu den Springer-Medien, U-Bahn-Zeitung, Underdog, Stimme derer, die sonst nicht gehört werden – mag jeder für sich selbst entscheiden, in welche Schublade er die MOPO steckt. Auf jeden Fall ist das Jubiläum ein Grund zum Feiern. Also hoch die Tassen – auf die MOPO!

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