Nirgends ist wohnen teurer: Mieten bringen Hamburger an die Armutsgrenze
Das Stimmungsbild ist ein altbekanntes. Wohnen in Hamburg gilt schon jetzt als teuer und wird auch in Zukunft eher kaum günstiger werden. Egal, ob es um Miet- oder Kaufwohnungen geht: Viele Menschen bringt die Entwicklung an ihre finanziellen Grenzen.
Mehr als dreißig Prozent ihres Einkommens benötigten Mieterinnen und Mieter 2020 im Schnitt, um die Kosten für das Wohnen zu decken, zeigt eine aktuelle Analyse der Immobilienberatung Wüest Partner. Nach Definition des Statistischen Bundesamtes entspricht das bereits einer „sehr hohen“ Belastung.
Hamburg: Mietkosten sorgen für „sehr hohe“ Belastung
Durchschnittlich 1,82 Personen teilen sich in Hamburg aktuell eine Wohnung und zahlen 15,40 Euro pro Quadratmeter. In keiner anderen Stadt sei Wohnen auch nur annähernd so teuer. Auffällig: Kleinere Wohnungen mit maximal zwei Zimmern kosten auf den Quadratmeterpreis gerechnet rund zwölf Prozent mehr Miete als größere mit drei oder vier Zimmern. Die Tendenz? Steigend, vermuten die Expert:innen von Wüest Partner.
Eine Studie des Immobilienmaklers Homeday untermauert diese Erkenntnisse. Das Berliner Unternehmen sammelte Angebote aus mehr als 80 deutschen Städten und errechnete auf Basis des mittleren Gehaltes durchschnittlich Verdienender einen „Erschwinglichkeits-Index“.
Das könnte Sie auch interessieren: Hamburg baut Riesen-Turm aus Holz – fast alle Wohnungen schon jetzt weg!
Wobei in der Hafencity von „erschwinglich“ keine Rede sein kann. Rund 62 Prozent des Einkommens sind für eine Durchschnitts-Wohnung mit 59 Quadratmetern fällig – Deutschlands teuerstes Wohngebiet. Gut 3600 Euro müssten Mieter:innen netto kassieren, um sich eine Wohnung problemlos leisten zu können. Das mittlere Gehalt liegt in Hamburg tatsächlich bei rund 2300 Euro.
Auch Familien müssen in der Hafencity tief in die Tasche greifen. Sie benötigen knapp die Hälfte des Einkommens für die Miete einer durchschnittlich 95 Quadratmeter großen Wohnung. Rund 5600 Euro bräuchte eine Familie, um in der Hafencity unter die Grenze der „sehr hohen“ Belastung zu rutschen.
Hamburg: Hafencity ist bundesweit teuerstes Wohngebiet
Bei Immobilienkäufen gehört Hamburg ebenfalls zu den teuersten Städten. Eine Wohnung in Rotherbaum, 95 Quadratmeter groß, kostet laut Homeday-Index im Schnitt knapp mehr als eine Million Euro. Anders gerechnet: Normalverdienende brauchen mindestens 46 Jahre, um sämtliche Raten zu tilgen. Bundesweit liegt Rotherbaum damit an der Spitze.
Starten Sie bestens informiert in Ihren Tag: Der MOPO-Newswecker liefert Ihnen jeden Morgen um 7 Uhr die wichtigsten Meldungen des Tages aus Hamburg und dem Norden, vom HSV und dem FC St. Pauli direkt per Mail. Hier klicken und kostenlos abonnieren.
Wohnen in Hamburg sorgt auf lange Sicht gesehen sogar für die Gefahr, in die Armut zu rutschen. Schon jetzt haben laut Hans-Böckler-Stiftung rund vierzig Prozent der Hamburger Haushalte Mietkosten, die in die Kategorie „Überbelastung“ fallen. Zu häufig fehle es an Angeboten, die dem tatsächlichen Bedarf entsprechen. Wer viel Miete zahle, könne zudem weniger am normalen Leben teilhaben. Das verschärfe letztlich die Gefahr der sozialen Spaltung der Gesellschaft.