• Der Angeklagte und sein Anwalt Tim Burkert (r.) sitzen zu Beginn des Prozesses im Gerichtssaal. Der 50-Jährige muss sich wegen vierfachen Mordversuchs verantworten. 
  • Foto: Christian Charisius/dpa

Horror-Tat in Lurup: Vater zündete Ex-Frau und Sohn an – „Ihr sollt alle brennen“

Lurup –

Es war eine schockierende Tat: Am 1. Mai dieses Jahres werden Feuerwehr und Einsatzkräfte zu einem Mehrfamilienhaus in Lurup gerufen. Dort hatte ein Mann zuvor seine Ex-Frau und seinen zehnjährigen Sohn mit Benzin übergossen und angezündet. Auch seine zwölfjährige Tochter wollte er verbrennen, doch sie konnte sich auf den Balkon retten. Seit Freitag wird dem 50-Jährigen am Hamburger Landgericht der Prozess gemacht.

Die Frau und der Sohn wurden bei dem Angriff laut Anklage lebensgefährlich verletzt und über Monate in Kliniken behandelt. Sie werden bleibende schwere Schäden davontragen. Auch der Angeklagte lag drei Monate im Krankenhaus, kam im Rollstuhl zum Prozess. Er sei nur wenige Stunden pro Tag verhandlungsfähig, sagte ein Gerichtssprecher. Zur Anklage wolle sich sein Mandant nicht sogleich äußern, erklärte der Verteidiger. 

Horror-Tat in Lurup vor einem Jahr: Vater zündete Ex-Frau und Sohn an – „Ihr sollt alle brennen“ 

Insgesamt 17 Notrufe gingen an dem Tag bei Polizei und Feuerwehr ein. Doch nur einige wenige wurden am ersten Prozesstag im Gerichtsaal abgespielt. Pressesprecher Dr. Kai Wantzen berichtete der MOPO von Panik und Hysterie, die in den einzelnen Notrufen mitklang. „Es war sehr ergreifend, alle Anwesenden waren davon sehr angefasst.“

Weil in den Notrufen im Hintergrund Hilfeschreie zu hören waren, löste der Einsatzleiter an besagtem 1. Mai sofort die Alarmstufe „Menschenrettung“ aus. Als die Rettungskräfte gegen kurz vor 17.30 an dem Haus an der Luruper Hauptstraße ankamen, schlugen bereits Flammen aus einer Wohnung. In den darüberliegenden Wohnungen standen bereits Menschen an den Fenstern und riefen um Hilfe. 

Prozess in Hamburg: Vater übergoss Frau und Kinder mit Benzin

Wie sich später herausstellte, müssen sich zuvor dramatische Szenen abgespielt haben. Der Angeklagte soll sich vor den Augen der beiden Kinder mit einem Rasiermesser auf seine Ex-Frau gestürzt und mehrmals auf sie eingestochen haben. Dann überschüttete er sie und die beiden Kinder mit Benzin. Während es der Tochter noch gelang, sich auf den rückwärtigen Balkon zu flüchten, standen Mutter und Sohn plötzlich lichterloh in Flammen – der 50-Jährige hatte sie und die Wohnung in Brand gesteckt. Anschließend soll er auch sich selbst übergossen und angezündet haben. Zuvor soll er durch Rufen versucht haben, die Tochter wieder in die brennende Wohnung zu locken. 

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Großalarm an der Luruper Hauptstraße. Rund 60 Retter waren dort am 1.Mai dieses Jahres im Einsatz.

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Blaulicht-News

Zeugen sagten später aus, er selbst soll brennend auf dem Balkon gestanden und „Alle sollen brennen!“ gerufen haben.

Mann soll gerufen haben: „Alle sollen brennen!“

Die Mutter und der Sohn überlebten die unfassbare Attacke mit lebensgefährlichen Verletzungen. Die Wohnung brannte komplett aus. Nachbarn wurden von der Feuerwehr über Drehleitern gerettet. Mehrere erlitten eine Rauchvergiftung, insgesamt 18 Menschen mussten vom Rettungsdienst versorgt werden, darunter auch drei Polizisten, die als erste am Einsatzort waren und versucht hatten, die Bewohner zu retten. 

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Vor Gericht erscheint der Angeklagte, der mit Mütze, Mundschutz und Parka bekleidet ist, im Rollstuhl. Da er schwere Brandverletzungen erlitt, wird er in Untersuchungshaft noch immer stationär behandelt, er ist nur eingeschränkt verhandlungsfähig. Weil die Angriffe auf die Ex-Frau als zwei verschiedene Taten gewertet werden, muss er sich wegen vierfachen Mordversuchs sowie schwerer Brandstiftung vor dem Landgericht verantworten. Offenbar kam er mit der Trennung nicht zurecht. In den Tagen vor dem Angriff hatte die Frau nach Angaben der Staatsanwältin erklärt, dass diese endgültig sei.  

Die Mutter und die Kinder, die als Nebenkläger auftreten, waren am ersten Prozesstag nicht anwesend. Die Frau wurde von ihrem Anwalt vertreten. Sie soll am kommenden Montag sowie am Mittwoch vor Gericht aussagen. Allerdings wird sie dafür von einem anderen Gerichtssaal per Video zugeschaltet, damit sie ihrem Peiniger nicht gegenüber treten muss.

Das Gericht hat noch zehn weitere Verhandlungstermine angesetzt. Das Urteil wird voraussichtlich am 11. Januar 2021 fallen.

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